Guten Abend!
Ich muss planen, wann ich meine 5 Tag Extraurlaub, die ich wegen der jetzt anerkannten Schwerbehinderung erhalte, nehme und was ich damit machen will. Denn erstmalig habe ich mehr Urlaub in diesem Jahr als Björn, der sonst oft viel Resturlaub mit sich herumschlörrt und dadurch neuen Urlaub wieder nicht nehmen kann.
Jetzt ist es tatsächlich mal anders und ich möchte den Urlaub eigentlich nicht zu Hause verbringen, zumindest nicht die ganze Zeit, weil ich ihn dann wieder unnütz vertändele, sondern will irgendwas unternehmen.
Ich könnte:
- Einen Mountainbike Kurs für Frauen machen, weil ich echt peinlich mit dem MTB unterwegs bin.
- Einen Motorrad Kurs für Frauen machen, weil ich auch mit diesen Fahrkünsten nicht zufrieden bin.
- Den Schluchtensteig (6 Tage) wandern.
- Mit dem Motorrad in die Ecke des Schluchtensteigs fahren, dort aber eine Unterkunft wählen und eher ein paar Wanderungen und ein paar Motorrad-Tagestouren unternehmen.
- Mit der Vespa oder der KTM eine kleine Tour nach Süden oder Norden machen und dabei Unterkunft bei Bekannten (auch aus dem Forum?) nehmen.
- In die Alpen fahren und wandern.
- Eine kleine Radtour machen (traue ich mich aber eigentlich nicht ohne den Liebsten, weil ich ja nix am Rad machen kann, wenn es kaputt ist, weil ich immer ihn alles machen lasse).
So viele Möglichkeiten und ich kann mich irgendwie nicht entscheiden.
Eigentlich würde sich vielleicht anbieten, jetzt sehr spontan den Urlaub in der kommenden Woche zu nehmen. Aber wahrscheinlich mache ich das nicht, sondern muss dann eher in den Oktober verschieben (womit manches, z.B. in den Alpen wandern ja schon eher wegfällt), weil ich mich aktuell sehr um einen Patienten auf der Station sorge, der so krank ist, dass wir Angst um sein Leben haben. Ich suche daher gerade eine Wohneinrichtung für ihn, was sehr, sehr schwierig ist in Anbetracht seiner verschiedenen Probleme. Er ist mit Methadon substituiert, hat aber in den letzten Jahren (nachdem er 20 Jahre lang beikonsumfrei war) einen ganz immensen Alkohol-Beigebrauch. Dazu hat er neben einer HIV Infektion, die dank der Medikamente die Füße einigermaßen still hält, eine sehr, sehr schlimme COPD und braucht 24 Stunden Sauerstoff. Er ist in den letzte Monaten den Tod mehrfach von der Schippe gesprungen, zuletzt einige Tage vor der Aufnahme bei uns.
Problematisch ist, dass er eine bestimmte Hilfe bezieht (ambulant betreutes Wohnen), die eine Aufnahme in vielen Einrichtungen unmöglich macht (z.B. Einrichtungen für Wohnungslose oder Menschen mit anderen, eher vorrübergehenden sozialen Problemen). Allerdings habe ich für ihn genau zwei solcher Einrichtungen im Auge, weil sie für ihn gut wären. Dort würde er nicht rausfliegen, wenn er trinkt und sie haben auf dem Gelände auch je ein Pflegeheim, in dem vor allem Menschen mit Suchtgeschichte betreut werden. Es wären also Einrichtungen, in denen er bis zum Lebensende bleiben kann. So was suche ich. Aber der Kostenträger stellt sich absolut quer. Ich kann die Argumentation theoretisch nachvollziehen, aber in der Praxis und von der Basis her gesehen, ist davon Vieles eben nur Theorie und es ist schrecklich, wenn die Regeln zum Dogma werden, wenn es buchstäblich um das Leben eines Menschen geht.
Hört sich für die Nicht-Sozialarbeiter unter euch vermutlich alles etwas wirr an (für die Fachleute hier: Es geht um die Problematik, dass er aktuell Eingliederungshilfe erhält und der Kostenträger daher keine Hilfe nach §67 SGB XII finanzieren will). Es macht mich einfach traurig und ich weiß nicht, woher ich eine Einrichtung nehmen soll, die ihn aufnimmt und die finanziert wird.
Ich habe hoffentlich noch ein Eisen in Berlin im Feuer, in einer Einrichtung für HIV-positive und an Aids erkrankte Menschen, in der auch ein Pflegedienst arbeitet. Da kriege ich allerdings seit Tagen nicht den Mann ans Telefon, der zuständig ist und ich weiß auch nicht, ob die überhaupt Nicht-Berliner aufnehmen.
Manchmal erschlägt mich meine Arbeit und ich frage mich, warum ich nicht was Erfreulicheres gewählt habe, z.B. Brautkleider verkaufen, Kuchen backen oder was weiß ich...
Mein Rücken ist ein bisschen besser in der letzten Zeit, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass ich kaum gelaufen bin. Die von der MS Ambulanz spendierte LWS MRT Untersuchung hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Diagnostiziert wurde eine Osteochondrose und dort eine akute Entzündung, die man mir riet, einige Tage hochdosiert mit Ibuprofen zu behandeln. Naja, unter dem Ibuprofen war es halt besser, jetzt ist der Rücken aber wieder sehr sensibel und wenn ich z.B. mehr als 1,5-2 Stunden Rad fahre, schmerzt er.
Die MRT Aufnahmen, die zur Kontrolle der MS am 1.8. (glaube ich) gemacht wurden, fielen erfreulich aus: Alles OK da. Das freut mich.
Allen eine schöne Woche, ich werde beizeiten mal berichten, für welchen Urlaub ich mich entschieden habe.
Viele Grüße
J.