Zitat:
Zitat von Jörn
In den Gemeinden wird indessen fleißig gepredigt, dass man im Besitz der höchsten Wahrheit und Gewissheit wäre. Wer sich aber mit Theologie etwas auskennt, weiß, dass dies gelogen sein muss, weil erstens die Entstehung der Quellen es nicht zulässt, und weil zweitens die Übersetzungen mehrdeutig sein müssen.
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Und drittens, weil es auch nichts nützen würde, wenn Jesus deutsch gesprochen hätte und jedes seiner Worte exakt notiert werden wäre.
Denn Jesus lebte vor 2000 Jahren in einer völlig anderen Welt. Unsere heutige Welt war komplett außerhalb seines Blicks. Seine Botschaft war an die Menschen seiner Zeit gerichtet. Er sprach zu den Juden seiner nächsten Umgebung. Mit Nichtjuden wollte er sich nicht abgeben. Für die Christen und Nichtchristen der heutigen Zeit hatte er keine Botschaft.
Ebensowenig hätten wir selbst eine Botschaft für die Menschen des Jahres 4020 n.Chr. Denn wir wissen nicht, in welchen sozialen Gefügen sie leben; wie Familien, Paarbeziehungen, Gemeinden oder Staaten in dieser weit entfernten Zukunft miteinander umgehen werden. Was sie als wahr erkannt, als falsch verworfen haben, und worauf sie hoffen. Wir können diesen zukünftigen Gesellschaften keine Tipps geben, oder gar unsere heutigen Ansichten als ewige Wahrheiten festlegen.
Für Jesus gilt dies um so mehr, als dass er sich in seiner zentralen Verkündigung geirrt hat. Er predigte, dass das Gottesreich noch zu Lebzeiten seiner Zuhörer
auf Erden kommen werde. Er war ein Endzeitprohpet, ein antiker Apokalyptiker, dessen Weissagungen nicht eintrafen. Das beweist: Er bildete sich vielleicht mancherlei ein, aber sein tatsächliches Wissen überstieg an keiner Stelle das seiner antiken Wüstenbewohner.
Ist das schlimm? Für mich keineswegs! Auch Sokrates irrte sich bei seinen Annahmen über die Götter gewaltig. Er war ein Kind seiner Zeit und es wäre Quatsch, ihm das heute vorzuwerfen. Ebenso war Jesus von
seiner Epoche geprägt. Uns heutige Menschen hatte er aber weder im Blick, noch richtete er seine Worte an uns. Was immer diese Worte auch enthalten haben mögen.