Ab und zu ist es nicht einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Eigentlich wäre die Sache für dieses Wochenende rum gewesen. Allerdings

, so schön die 180 km waren, sie waren auch verdammt zäh.
Vor 1,5 Wochen lief ich verkrampfte, weil hektische 15 km, Fersensporn muckte. Ich bestellte, weil ich die ganze Choose gestrichen satt hatte, 2 Fersensporn-Gelpolster und Einlegesohlen für überschaubares Geld. Ich hatte keine Lust noch länger rumzudrucksen. Bevor sie kamen, trabte ich letztes Wochenende erst 5, dann tags darauf 15 km . Ganz, ganz langsam und entspannt. Ohne Nachwirkungen.
Was jetzt? Warten wäre bestimmt sicherer, aber war eben noch nie meine Stärke

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Ich musste es einfach versuchen. Sonntag früh kurz vor 7 Uhr, ich habe noch 5 Stunden, um den Marathon zu laufen. Wieder ist es einsam, gigantische Stimmung. Ich, der Nebel, der Fluß, die Burgen und das Ziel. Wie weit komme ich? Jedenfalls weiter, als wenn ich daheim im Bett liegengeblieben wäre

. Möglicherweise etwas schmerzvoller, doch auch das gehört zum Leben.
Ich trabe unterhalb dem Schloss los, laufen ist nicht drin, aber auch besser. So habe ich weniger Belastung, zumal ich rechts jetzt tatsächlich ein Fersensporn-Gelpolster trage. 10 km am Neckar entlang bis zur verfallenen Minneburg, der knapp 7er Schnitt hält. Auf dem Rückweg wird es wärmer, ich deponiere meine leichte Windjacke im Auto, trinke reichlich, nehme zwei Gels, auf zur zweiten Runde. Die ursprünglich geplanten kurzen Runden lasse ich sein, ich genieße zu arg die wildromatische Strecke, die Ausblicke, die Entfernung, das Sein. Noch muckt mein Fersensporn nicht allzu sehr, aber ich bereue nicht mehr Gels mitgenommen zu haben. Die Energie verflüchtet sich. Zum Glück bin ich im Fettstoffwechseltempo unterwegs, da reichen die Reserven länger. Richtig hart wird, als ich auf dem Rückweg eine weitere Schleife einbauen muss, um auf die 42,2 km zu kommen. Ich schaue auf die Uhr, reicht es, um unter den 5 Stunden zu bleiben? Ich habe erst 1, dann 2, jetzt 3 Minuten Reserve zum 7er Schnitt aufgebaut. Trabe ich durch, wird es reichen. Muss ich gehen, scheitere ich.
Erstaunlicherweise überhole ich mitunter Jüngere, die sicherlich eher nicht auf so langer Strecke unterwegs sind. Das baut auf

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Das Ziel kommt in Sicht. Es steht zwar keiner bereit, mir eine Finishermedaille zu überreichen, keiner applaudiert, doch im Innern jubiliere ich.
Geschafft, Marathon in 4.52 Std., nicht schnell, aber sicher durchgekommen

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Was morgen kommen mag, ob Fersensporn, ob Corona, ob anderes, kann niemand sagen oder kaum beeinflußen.
Aber eins ist sicher, ich durfte wieder ein kleines Abenteuer, den Ironman in 44 Std. genießen, ein unbezahlbares Gefühl, das mir keiner mehr nehmen kann
Allen einen genußvollen Sonntag.