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Zitat von Nobodyknows
...Das Dorf Vunidogoloa ...Steigender Meeresspiegel verschluckte bereits acht Inseln
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Der Meerespiegel steigt stetig seit tausenden von Jahren. Mag zuletzt etwas schneller steigen (wobei sich da auch verschiedene Interpretationen gibt), aber das ist etwas, womit sich die Menschheit seit langem auseinandersetzt (bzw. möglichst lange ignoriert). Und wegen steigendem Wasser umsiedeln ist noch lange nicht ein Zustand, wegen dem man nach Europa auswandern müsste.
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Zitat von Estebban
Naja, die Frage, die du mE damit implizit aufwirfst ist, wie viel können wir anderen Menschen zumuten. Du sprichst das Thema verhungern ja an. Überspitzt könnte man dazu sagen: "Solange ihr nicht verhungert, stellt euch halt nicht so an"
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Danke für den konstruktiven Beitrag. Aber nein, das meine ich nicht. Die Formulierung "leben ist wegen Klimawandel dort unmöglich" ist aber nun mal weit weg von der Realität, darauf wollte ich hinaus. Die Migration ist also nicht ein unvermeidlicher Zwang durch den Klimawandel und Flucht vor einer Katastrophe, sondern eine Entscheidung der Menschen, irgendwo hinzugehen, wo es besser sein könnte. Das sind sehr unterschiedliche Beweggründe.
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Zitat von Estebban
In Bangladesh liegen bspw zwei drittel des Landes unterhalb von 5 Metern über dem Meeresspiegel.
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Und lustigerweise scheint das Land netto
in den letzten Jahrzehnten gewachsen zu sein, da mehr Land durch Schwemmgut der Flüsse im Meer entsteht, als was durch Anstieg verloren geht.
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Zitat von Estebban
Warum wollen die Menschen nach Deutschland?
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Richtige Frage: genau das sollte man immer höchst differenziert betrachten.
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Zitat von Estebban
Na, wenn ich mich schon dazu entscheide, meine Heimat / Familie / Wurzeln hinter mir zu lassen - dann nehme ich mir doch als Ziel das Land wo es mir am besten geht, dass ist denke ich nur nachvollziehbar. Also wenn ich mich in die Lage eines Flüchtlings versetze, finde ich es zumindest logisch, wenn ich bis zum Balkan gekommen bin, da wie Vieh behandelt werde, dann mache ich mich halt weiter auf den Weg...
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Ich sehe hier zwei Fälle vermischt. Der eine entspricht dem, wie meine Familie aus Rumänien hieher kam: man entschied sich, die Heimat hinter sich zu lassen, um sich und den Kindern eine bessere Zukunft zu bieten (in unserem Fall Freiheit, keine Diskriminierung und Chance auf Wohlstand). In diesem Fall wird in Ruhe überlegt wohin, und entsprechend organisiert. Das Ziel ist dann (für mich selbstverständlich) ein Land, dessen Kultur mir nahesteht, dessen Sprache ich spreche oder schnell erlerne, um mich zu integrieren und dazuzugehören. Und ich habe natürlich kein Anspruch darauf, daß mich das Zielland aufnimmt - bin aber dankbar, wenn es das tut.
Der zweite Fall ist das des Flüchtlings: dieser hat knall auf Fall wegen Krieg, Terror evtl. Naturkatastrophe alles verloren, und muß, um zu überleben, weg von zu Hause, evtl. weg aus seinem Land. In diesem Fall baut der Flüchtling auf die Hilfsbereitschaft der Menschen, auf Solidarität, auf die Flüchtlingskonvention oder Asylrecht, und hat ggf. sogar einen Rechtsanspruch, aufgenommen zu werden. Sobald man aber sicheres Gebiet erreicht hat, wo man eben nicht mehr ums Überleben kämpfen muß, ist man in der unter erstens beschriebenen Situation - also keine Flüchtling in Not mehr.
Übrigens, ob Flüchtlinge auf dem Balkan wie Vieh behandelt werden, ist wohl eine Übertreibung. Länder wie Rumänien und auch Ungarn brauchen dringend qualifizierte und arbeitswillige Leute, da die eigenen Fachkräfte zunehmend in die westliche EU auswandern. Für die meisten Migranten wären die dortigen Bedingungen schon eine wesentliche Verbesserung ihres Lebensstandards - trotzdem wollen alle weiter nach Deutschland. Ist das realistisch und sinnvoll?
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Zitat von Estebban
Ich habe keine Lösung hierfür parat, wir müssen uns allerdings darauf einstellen, dass wir massiven Finanzeinsatz leisten werden müssen um in Afrika Veränderungen herbeizuführen.
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Ich halte es für einen Fehler zu glauben, daß man mit massivem Finanzeinsatz das Problem lösen kann. Nur Hilfe zur Selbsthilfe ist nützlich, und das bedeutet zu einem großen Teil einen wesentlichen Kulturwandel in vielen solchen Ländern zu fördern: keine Korruption, verringerte Geburtenraten, höheres Ansehen von Bildung, insbesondere auch von Frauen, Vertrauen in Gesetze und Regeln, Überwindung der (besonders in Afrika verbreiteten) Clan-Strukturen, die bedingen, daß der einzelne Strebsame und Erfolgreiche sein Einkommen immer mit dem ganzen Clan teilen muß, wodurch sich die Großfamilie nicht motiviert fühlt, selbst etwas zum Wohlstand beizutragen, u.v.a.m. Aktuell ist aber zu oft das Wohlstandsmodell damit erschöpft, daß ein Clanmitglied nach Europa geht, und dort zumindest seine Sozialhilfe (oder sein sonstiges Einkommen) mit dem Clan zu Hause teilt (die so überwiesenen Summen
übersteigen die ganze Entwicklungshilfe). Das hat für mich keine Perspektive, es ist eher schädlich für die Herkunftsländer.