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Alt 28.02.2020, 15:46   #16078
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von Trimichi Beitrag anzeigen
Mir gings darum anzustoßen, dass Neutralität besser zu Wissenschaft passt als Atheismus, weil Neutralität in der Wissenschaft verortet ist, nicht so Atheismus.
Auf den ersten Blick möchte man zustimmen: Wissenschaft soll neutral sein.

Nun haben wir es aber mit Religion zu tun, und bei Religion wartet die nächste Schummelei gleich um die nächste Ecke. Sehr bald wird daraus nämlich die Forderung, Wissenschaft solle sich generell aus dem Thema raushalten und keine Bewertungen abgeben. Das war jedoch mit "Neutralität" überhaupt nicht gemeint.

Neutralität bedeutet in der Wissenschaft, dass man alle Hypothesen und Daten nach den gleichen fairen Maßstäben gewichtet. Es bedeutet nicht, dass man sich enthält.

Neutralität hindert die Wissenschaft keineswegs daran, zu konkreten Behauptungen auch konkrete Ergebnisse vorzulegen. Stumm ist die Wissenschaft dann, wenn keine konkrete Behauptung oder keine konkreten Daten vorliegen.

Religionen schwanken zwischen diesen beiden Positionen hin und her: Gegenüber den Gläubigen wird ein klar definierter Gott behauptet, den man allerdings ebenso klar widerlegen kann. Gegenüber Skeptikern wird deswegen jede klare Definition über Bord geworfen, weil man hofft, auf diese Weise einer Widerlegung zu entgehen. Gott ist also mal "der leibhaftige, lebendige Gott", und mal "unergründlich", je nach Publikum.

Auch hoffen die religiösen Verkünder, dass eine Abwesenheit von Beweisen automatisch bedeutet, dass keine Bewertung erfolgt. Hierzu kopiere ich mal einen Text aus einem PDF, zu der Frage, wie man mit nicht vorhandenen Indizien sinnvollerweise umgehen sollte:
Angenommen, ich vermisse meinen Autoschlüssel. Ich vermute, dass er sich nicht im Haus befindet. Ich suche aber trotzdem die üblichen Stellen ab, wo er liegen könnte. Dann drehe ich noch alle Jacken- und Hosentaschen um. Er liegt auch nicht unter den Papierstapeln auf dem Schreibtisch. Ich schaue in sämtliche Schubladen, dann unter alle Sofas, Stühle und Schränke. Ich rücke die Schränke nach vorne. Vielleicht hat die Katze den Schlüssel weggetragen, und auch die weniger zugänglichen Stellen werden abgesucht. Auch absurde Plätze wie das Innere des Kühlschranks werden nicht ausgelassen. Dann erweitere ich meine natürlichen Sinne und durchleuchte die Wände mit Ultraschall und Röntgen, schließlich könnte der Schlüssel auch durch einen wahnsinnig unwahrscheinlichen Zufall dorthin verschwunden sein. Dann kommen noch alle Nachbarn vorbei, und alle suchen 2000 Jahre lang. Aber alle Mühe ist vergeblich, der Autoschlüssel bleibt unauffindbar.

An dieser Stelle würde jeder sagen: „Der Autoschlüssel ist nicht im Haus.” Der Theist müsste aber in letzter Konsequenz sagen: „Ich habe den Schlüssel nicht gefunden. Aber Abwesenheit von Evidenz ist nicht gleich Evidenz von Abwesenheit. Deshalb bleibe ich bei meiner Position, dass der Schlüssel im Haus ist.”

Diese Diskussion findet so ähnlich auch auch bei den Themen „Geister”, „UFOs”, „Bigfoot”, „Alternativmedizin”, usw. statt. Wenn die 100ste Studie wieder keine Wirksamkeit von z. B. Homöopathie feststellt, dann dauert es nicht lange bis zum Argument:

»Diese Studien mögen keine Wirksamkeit belegt haben. Aber das heißt ja nicht, dass Homöopathie generell unwirksam ist. Weitere Forschung ist notwendig.«

Offenheit für alternative Erklärungen heißt nicht nur, bereit zu sein, seine Meinung zu ändern. Es heißt vor allem, die eigene Meinung der Nachweislage anzupassen, egal ob diese den bisherigen Ansichten widerspricht oder sie auch bestätigt. Wer eine überwältigende Mehrheit von aussagekräftigen Nullergebnissen ignoriert, der ist gerade nicht offen, sondern ein Opfer von selektiver Wahrnehmung und blindem Wunschdenken.
(Quelle: Michael Hohner)
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