Trockenübungen
Nach dem Mittagessen ging es weiter mit Trockenübungen unter der Anleitung von Stefan, dem Assistenzcoach, während die andere Gruppe in der Videobesprechung war. Der Schwerpunkt lag eindeutig auf der Arbeit mit dem Zugseil. Für mich nichts Ungewohntes, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass meine eingenommene Körperposition so weit neben der gewünschten lag. Die Körperposition sollte flacher sein, die Armposition näher an der Streamline. Das ist eine Haltung, aus der mir das Anstellen ziemlich schwer fällt, aber ich werde versuchen, dem Ideal näher zu kommen. Wobei ich beim kurzen Durchsurfen des Internet nun kein Beispiel finde, wo jemand die gefühlt sehr extreme Position einnimmt, die mir nahegelegt wurde. Jan Wolfgarten
kommt dem aus meiner Sicht am nächsten.
Zweite Wassereinheit
In der zweiten Einheit wurde viel mit Flossen geschwommen. Die zwei zentralen Themen waren die Kopfbewegung zum Atmen und die Abdruckphase hinten, die wohl bei vielen ein Problem war. Es gab dabei zwei Schwimmer, welche die Übungen gnadenlos ohne Flossen durchgeführt haben, und das trotzdem sehr flott. Respekt Miss Mika und Klugschnacker, das war aller Ehren wert!
Etwas verunsichert, weil Holger Lüning hinsichtlich der
Position von Fingerpaddles empfiehlt, diese über der Handfläche zu positionieren – und damit scheint er ziemlich alleine zu sein – habe ich bei Björn nachgefragt. Dessen Meinung ist, dass Fingerpaddles, die ursprünglich in den Lagen Brust und Schmetterling Verwendung fanden, nicht grundlos so heißen, sonst wären es "Handflächenpaddles". Dieser Argumentation kann ich mich nicht ganz verschließen. Er empfiehlt, wenn man Paddles für die Handfläche braucht, solche zu nehmen, deren Design dafür ausgelegt ist. Gleichzeitig ist er ein Befürworter der Befestigung mit nur einem Band um den Mittelfinger. Im April bin ich bei Holger Lüning eingebucht, da werde ich ihn nochmal genauer aushorchen, wie er zu seiner Einschätzung kommt.
Wir sind in der zweiten Einheit auch viel einarmig geschwommen. Einerseits um den Zugweg komplett zu nutzen, andererseits, um das Atemtiming zu verbesseren. Eigentlich schwimme ich den
UNCO-Drill ziemlich sicher, aber vermutlich funktioniert mein Gehirn noch mechanisch und es war überlastet damit, herauszufinden, was ich denn nun gerade als Übungsziel habe und auf welche Seite ich atmen will. So habe versehentlich zwischendurch ausprobiert, ob mir Kiemen gewachsen sind. Ich muss das leider verneinen.
Von Björn bekam ich das Feedback, dass mein passiver Arm bei der Übung nicht richtig passiv ist, sondern hinten ziemlich aktiv umherzappelt. Wenn ich das versuche zu unterdrücken, merke ich, dass dieses Zappeln wohl dazu dient, Fehler in der Bewegung auszugleichen. Das muss ich mir nochmal genauer anschauen.
Zum Ende hin wurde die maximale Zugfrequenz ermittelt. Bei mir lag der Wert bei 53 Zyklen, was 106 Zügen pro Minute entspricht. Ich hätte einen niedrigeren Wert vermutet und bin zufrieden damit.
Abschließende Fragerunde
Ich hatte wohl im Vorfeld die meisten Fragen gestellt, die von Björn geduldig und ausführlich beantwortet wurden. Hier in Kürze die Essenz:
Zitat:
Zitat von schnodo
Soll man in der Armstreckung das Schulterblatt vorschieben oder nicht? Da gibt es von kompetenten Leuten verschiedene Sichtweisen und ich bin mittelmäßig verwirrt.
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Björn ist
mit Sheila einer Meinung und hält es für sinnvoll, das Schulterblatt im vorderen Teil des Zuges vorgeschoben zu halten. Er sieht dabei nicht die Gefahr, dass dadurch die Schulter mehr zum Teil des Armes als des Rumpfes wird.
Zitat:
Zitat von schnodo
Timing der Atmung: Welche Trigger nimmt man für die Aus- und Einatmung? Kontinuierlich ausatmen oder stoßweise? Wann dreht man den Kopf aus dem Wasser, wann wieder zurück? Auch hier gibt es von kundigen Menschen verschiedene Ansichten. Ich versuche das gerade zu optimieren und wüsste gerne Deine Meinung.
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Was das Timing der Atmung angeht, so ist Björn
auf der Schiene von Chloe Sutton (Kopf spät aus dem Wasser drehen und sofort wieder hinein). Er meint, dass dieses Timing wohl nicht von jedem exakt so umsetzbar ist, weil der Zeitschlitz fürs Luftholen sehr kurz ist, dass man sich aber daran orientieren sollte, weil dadurch die Wasserlage verbessert wird. Für ihn ist – als Technikübung – ein guter Trigger für die Kopfdrehung aus dem Wasser wenn der Daumen über den Oberschenkel streift. In der ganzen Lage geschieht dies etwas früher.
Was die Art der Atmung betrifft, so empfiehlt er, zuerst dafür zu sorgen, dass man entspannt atmen kann. Darauf aufbauend kann man dann optimieren und z.B. mit Bauchatmung und nicht vollständiger Ausatmung versuchen, einen positiven Effekt für die Wasserlage mitzunehmen.
Zitat:
Zitat von schnodo
Wohin geht der Blick? Nach vorne oder nach unten? (Darauf bist Du in einer Sendung schon mal eingegangen, vielleicht lässt sich das vertiefen.)
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In der Sendung (bei ca. 40 Minuten) hatte Björn bereits betont, dass dies eine ziemlich individuelle Geschichte ist, dass der Blick aber tendenziell nach unten und auf keinen Fall direkt nach vorne gehen soll. Auch im Freiwasser soll nach einem Blick zur Orientierung immer wieder die Schwimmlage eingenommen werden, die man auch im Becken anstrebt.
Zitat:
Zitat von schnodo
Wohin zeigen die Fingerspitzen beim Anstellen? Direkt nach unten oder schräg nach unten (in Richtung Körpermitte)? Oder ist das komplett egal?
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Das ist ein Detail, das aus seiner Sicht wenig Einfluss auf die Qualität des Zuges hat und das für ihn eher eine Geschmacksfrage ist. Wichtig ist, dass die Schulter stabil bleibt und der Arm nicht abfällt und die Richtung der Fingerspitzen zwischen senkrecht nach unten und ca. 30° bis 40° nach innen ist. Wohin genau dann die Fingerspitzen zeigen oder ob die Hand nun exakt auf Höhe der Schulter oder etwas außerhalb ist, spielt nicht die Rolle. Wichtig ist aber, dass der Zug nach dem Anstellen, in der Phase der Kraftentwicklung, nicht außerhalb der Schulterlinie geführt wird.
Pizza
Einige Teilnehmer, die teilweise noch mehrere hundert Kilometer Heimweg vor sich hatten, trafen sich noch beim Italiener. Das in relativer Nähe gelegene
Ristorante Pizzeria Da Cimino hatte tatsächlich auch noch sieben Plätze frei, bot eine akzeptable Qualität bei robuster Bedienung und war absolut in Ordnung angesichts der Tatsache, dass wir an einem Sonntag Abend ohne Reservierung eingefallen waren.
Bildinhalt: Pizzeria Da Cimino Frankfurt Schwimmseminar
Die abschließende Heimfahrt verlief durch die Unterhaltung mit Klugschnacker sehr kurzweilig, so dass sogar ein kleiner Stau auf der A5 gefühlt in Nullzeit überwunden war.
Kritik?
Gibt es etwas, das mir nicht gefallen hat? Zwei Dinge fallen mir ein:
- Der erste Kritikpunkt bin ich selbst: Ich habe meinen Selfie-Stick, der lose an einem Beutel befestigt war, verloren. Ich hoffe, der Finder kann mit dem Teil, mit dem ich sehr zufrieden war, etwas anfangen.

- Wir hatten ganz schön viel Gerümpel zu schleppen – Schwimmequipment fast in der Vollausstattung, dazu noch Klamotten für die Halle, Zugseil etc. Durch den eng getakteten Marsch von Seminarraum zu Schwimmhalle zu Restaurant zu Seminarraum zu Sporthalle zu Schwimmhalle zu Seminarraum, verbunden mit einige Male umziehen, fühlte sich das an wie der Auszug aus Ägypten. Ich sehe auf Anhieb allerdings leider auch nicht, wie man das weniger stressig gestalten könnte.
Insgesamt ein ganz toller Tag, für den ich mich
nochmals bei allen bedanken möchte!

Klare Empfehlung an alle, die ihrer Schwimmerei neue Impulse geben wollen!