|
Die Diskussion hinsichtlich der Atomkraftwerke lenkt tendenziell vom Wesentlichen ab. Wir (= wir Bürger und unsere gewählten Politiker, sowie die Politiker, die wir demnächst ins Amt wählen) sollten sinnvollerweise das aktuell naheliegendste tun.
Atomkraft mag zwar Co2-neutral sein, aber sie ist wegen der langfristigen Entsorgungskosten, die früher beim Bau der Atomkraftwerke krass unterschätzt worden sind eine komplett unwirtschaftliche Form der Energiegewinnung. Bezogen auf die kwH Strom ist Atomstrom viel teurer als z.B. Solarstrom (seit dem Preissturz der letzten 5 Jahre) und Windkraft. Solarstrom ist mittlerweile selbst in einem Land wie Deutschland mit vielen Wolken und Regentagen mit Preisen von 4cent pro kwH Strom billiger als Kohlestrom (ohne CO2-Bepreisung). Mit reeller Co2-Bepreisung, die aber erst in einigen Jahren kommen wird, ist Kohlestrom übrigens genauso unwirtschaftlich wie Atomstrom.
Bei Atomstrom kommt noch zusätzlich zum Tragen, dass Atomkraftwerke eine Unmenge an Kühlwasser benötigen, was bei zunehmend heißeren und trockeneren Sommern in Zukunft noch größere Probleme verursachen wird. Frankreich muss in jedem Sommer mehrere seiner Atomweiler vorübergehend runterfahren, wenn die daneben liegenden Flüsse Niedrigwasser führen.
Auch diejenigen Länder, die anders als Deutschland, keine psychologischen Probleme mit Fukushima oder Tschernobyl haben und deren Entscheidungsträger diese beiden Katastrophen gelinde gesagt am A... vorbei gehen, wie z.B. China, setzen mittlerweile rein aus Kostengründen längst nicht mehr auf den Bau neuer Atomkraftwerke.
Solange z.B. der Großteil der geeigneten Dächer in Deutschland noch keine PV-Module zur dezentralen Stromerzeugung montiert hat und der Modulpreis für ein 300W Modul (vor 10 Jahren über 1000,-€) mittlerweile auf knapp 100 € gesunken ist (und höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren noch weiter sinken wird, genauso wie die Preise für stationäre Akkus), sollte man erstmal diese Form der Stromgewinnung fördern.
Sobald jeder Haushalt mehr Strom produziert, als er gleichzeitig verbraucht (was zumindest für Hausbewohner keinerlei Problem darstellt), würde auch die Akzeptanz von Elektroautos vermutlich massiv ansteigen, weil man so den eigenen Stromüberschuss sinnvoll in des Deutschen liebstes Kind stecken könnte.
Und daneben muss man natürlich Speichertechnologien (Methanisierung, Power-to-gas) massiv ausbauen, um den Stromüberschuss im Hochsommer verwerten zu können, statt ihn ins Ausland zu verschenken oder Windkrafträder dann einfach still zu legen und deren Betreibern trotzdem ihre Einspeisevergütung zahlen zu müssen.
Eines der Kernprobleme bei der großindustriellen Weiterentwicklung und des Ausbaus von Speichertechnologien ist, dass die Energieversorger vom Betrieb von Kraftwerken leben und null Interesse haben, diese überflüssig zu machen durch effektive Speicherung von Stromüberschüssen. Und auch die durchaus gewinnorientierten Betreiber von Windparks haben kein echtes interesse an Speichertechnologien, da ihnen das handwerkulich schlecht gemachte Erneuerbare-Energien-Gesetz auch bei verordnetem Anlagenstillstand (zur Netzstabilisierung passiert das im Sommer oft) satte Gewinne für nicht eingespeisten Strom garantiert.
Hier wäre auf jeden Fall die Politik gefordert, regulierend einzugreifen, was in dem Fall wohl gezielte Subventionen und ähnliche Anreize bedeuten würde.
Geändert von Hafu (04.01.2020 um 20:06 Uhr).
|