Zitat:
Zitat von Hafu
Seltsamerweise denkst du in deinen Beiträgen z.B. zum Langstreckenlauf so nicht.
|
Den Spitzenlangstrecklerinnen und -langstrecklern misstraue ich auch.
Profiradsport halte ich halt für ganz besonders anfällig für Doping, weil da eben Leistungen abverlangt werden bzw. sich die Leute selbst abverlangen, die den Körper einfach ganz schnell völlig überfordern können.
Die Radsaison ist sehr lang.
Bei großen Rundfahrten muss man drei Wochen lang Leistung bringen.
Ein einziger schwacher Tag kann ausreichen alles zu ruinieren, was man sich in den Tagen davor erarbeitet hat.
Die Käpitäne und auch die Edelhelfer dürften ungeheuer unter Druck stehen oft.
Nicht nur, weil sie persönlichen Ruhm u.ä. ernten wollen, sondern weil ein Haufen Leute für sie sehr, sehr hart ackern müssen und mit einem Bruchteil dessen entlohnt werden, was sie erhalten.
Mancher wird auch von anderen dazu gedrängt werden auf die schlechte Seite zu wechseln, weil er eben starken Druck spürt - ein gewisses Verantwortungsgefühl für die anderen.
Was Du nachfolgend geschrieben hast (s.u.), finde ich gut und habe ich mir so noch nicht wirklich selbst vor Augen geführt.
Auch mit enormem Talent muss man bei der Leistungsdichte ganz weit oben, aber auch über einen langen Zeiträum viel Zeit und Energie in das Training gesteckt haben, bevor man oben mitspielen kann.
Und wenn da halt einer mit 17 zum Radsport wechselt, vorher Fußballer war und dann mit 19 in Profirennen richtig aufsehenerregend mitmischen kann, dann bin ich halt sehr misstrauisch.
Nachtrag:
Vielleicht interessiert es ja manche.
Ich habe herausgefunden, dass die Etappe bei der Deutschlandtour 199 km hatte mit 2771 Höhernmetern.
(siehe nach ca. 1:43 min:
https://video.eurosport.de/radsport/...73/video.shtml)
Ein Ausreißer hat schon deutlich bessere Chancen sich sehr lange an der Spitze zu halten, wenn der entsprechende Streckenabschnitt viele Höhenmeter aufweist.
Bei vorherrschend starkem Rückenwind (es wurde hier erwähnt, dass es an dem Tag ziemlich windig war), haben Ausreißer glaube ich prinzipiell deutlich besser Chancen sich lange vorne halten zu können.
https://www.sportschau.de/weitere/ra...ssung-100.html
Zitat:
Zitat von Hafu
Ich will mich jetzt nicht zum Verteidiger von Evenepoel aufspielen, von dessen Umfeld und Leistungsentwicklung ich zu wenig weiß, um mir ein Urteil zu erlauben oder auch nur ein begründetes "Bauchgefühl" zu entwickeln.
Mir geht es eher darum, dass ich es nicht mag, wenn grundsätzlich hinter jeder sportlich sehr guten Leistung primär Doping vermutet wird. Es ist das Wesen eines sportlichen Wettkampfes, dass es grundsätzlich am Ende ein Podium mit einem Sieger und zwei Plazierten gibt. Wenn diese nicht besser als die anderen wären, dann würden sie da nicht stehen und alleine aufgrund ihrer starken, evt. auch überragenden Leistung auf Doping zu schließen, mag in manchen Sportarten in der Vergangenheit richtig gewesen sein, aber dies deshalb auf alle Sportarten der Gegenwart zu übertragen ist absurd.
Der Gedanke sollte dir eigentlich aus deinem eigenen Wettkampfsport vertraut sein.
Im Profiradsport gibt es zur Zeit die Tendenz, dass talentierte Athleten aus dem Juniorenbereich nicht erst wie in der Vergangenheit für einige Jahre in "Nachwuchsteams" der Profiteams zur weiteren Entwicklung gesteckt werden, sondern dass sie direkt Protourverträge erhalten, vermutlich auch weil die Ausbildung im Juniorenbereich mit strukturierterem wattbasierten Training weitaus besser geworden ist, als sie es in der Vergangenheit war. Ein paar andere Beispiele mit Namen hast du selbst ja oben schon genannt. Der aktuelle Weltmeister Mads Pedersen (Jahrgang 1995) passt ja auch gut in diese Kategorie.
Und die Tendenz gibt es auch in anderen Sportarten, wenn man an den sehr jungen 70.3-Weltmeister im Triathlon Gustav Iden oder die Entwicklung des jüngsten der Ingebigtsen-Brüder (der gleichzeitig der schnellste von diesen ist) denkt. Bestimmte physiologische Fähigkeiten, wie z.B. die Vo2-max und die Fähigkeit eine sehr hohe Herzfrequenz lange zu tolerieren ist mit Anfang 20 besser als mit Anfang 30 trainierbar.
Warum jüngere Sportler eher zu Dopingmitteln greifen sollten, als ältere Sportler, die schon länger im Profisportsystem und dessen Strukturen stecken, kann ich für mich keine auf Anhieb stichfeste Argumente erkennen (was selbstverständlich nicht ausschließt, dass es auch in dieser Generation schwarze Schafe gibt).
|