Zitat:
Zitat von Nobodyknows
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Und ich nehme Dir Jörn nicht ab, dass Du dir nicht vorstellen kannst, was der von Dir als sinnvoll betrachtete Niedergang der Kirchen z. B. im Hinblick auf die verfügbaren Plätze in Kindergärten und Altersheimen bedeuten würde. 
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Da Du das jetzt tatsächlich erneut ernsthaft als Argument bringst, wiederhole ich gerne, was hier schon oft von mir und anderen, z.B. vicky zur Finanzierung der kirchlichen Träger, dazu geschrieben wurde.
Die Übertragung
der staatlichen gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben wie in der Kinder- und Jugendhilfe oder in Gesundheit und in Soziales auf freie Träger erfolgt staatlich geplant und finanziert von öffentlichen Versicherungsleistungen und dem Staat je nach Aufgabearten. Wer das jeweils durchführte, ist historisch in Deutschland recht unterschiedlich, d.h. in Süddeutschland gab es X-Kindergärten der kirchlichen Träger, in Westberlin fast gar keine, da waren Kindergärten, Kinderheime, Altersheime fast alle staatlich und wurden erst mit der Privatisierungswelle im öffentlichen Dienst in den 90zigern gezielt an freie Träger vergeben, unter staatlicher Aufsicht, Kontrolle, Planung, Finanzierung, wobei man da eine breite Mischung wollte bei den Verbänden incl. Arbeiterwohlfahrt natürlich. Ebenso gab es natürlich in Ostdeutschland direkt nach der Wende nur staatliche und betriebliche Kindergärten, Heime, Krankenhäuser, Ambulatorien etc. So wie die Übertragung vom Staat auf die Verbände in kürzester Zeit erfolgte, könnte auch leicht wieder der Staat diese Aufgaben direkt wahrnehmen. Es gibt zahlreiche Länder in Europa, wo das übrigens traditionell der Fall ist. Die Nachteile für die Beschäftigten bei den sog. freien, besonders den kirchlichen Trägern im Hinblick auf das Arbeitsrecht sind hinlänglich bekannt und wurden in Skandaleinzelfällen wie
der Entlassung eines kath. Chefarztes nach seiner Wiederverheiratung hier auch diskutiert. Zum Beispiel waren in Westberlin früher die Erzieherinnen in den staatlichen Kindergärten, Kindertagesstätten und Horte die am besten organsierte und streikwilligste Gruppe in der Gewerkschaft (zusammen mit den Versorgerbetrieben), heute, nach der Verteilung auf freie und kirchliche Träger, ist davon fast nichts mehr übrig geblieben. Katastrophale Arbeitsumstände bestehen in der Pflege, ambulant wie stationär. (Bin immer noch Verdi-Mitglied)
Beispiel:
Das Angebot von Kindergartenplätzen stellt eine staatliche "Pflicht-Leistung" der Jugendämter dar (wie die Schulplätze!), welche die Plätze je nach Kinderzahl im Bundesland gesetzlich vorhalten muss und die Gelder im Haushaltsplan einstellt. Die freien Träger bewerben sich beim Amt für eine bestimmte Zahl von Plätzen aufgrund von Ausführungsvorschriften zum KiTaGesetz und erhalten die Betriebserlaubnis usf.
Rechtsanspruch-auf-Kindertagesbetreuung
Historische Anmerkung: Die Heimerziehung in den kirchlichen Kinderheimen umschrieb man im mildesten Fall mit dem Wort: "schwarze Pädagogik", was dann im Zuge der 68ziger zu mehr staatlicher Aufsicht, Kontrolle bis zu eigenen staatlichen Angeboten führte.