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Alt 01.11.2019, 01:17   #14926
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Die Abtreibungsdebatte zeigt nach meiner Ansicht die Unfähigkeit größerer religiöser Gruppen, an einem intellektuellem Diskurs teilzunehmen. Stattdessen sehen wir Scheindebatten.

Begründung:

Begriffe wie "Aristoteles" oder "Seele" sind für sich genommen kein Argument. Beispielsweise ist es ohne jede argumentative Kraft, wenn man sagt: "Schon Aristoteles lehrte uns...", oder: "Wie Augustinus sagte...". Dies sind allenfalls Floskeln. Ein Argument entsteht erst, wenn genau untersucht werden kann, ob die Behauptungen auch zutreffen, oder wenn plausibel gemacht werden kann, warum das Wort von Augustinus ein besonderes Gewicht haben soll.

Auch der Begriff "Seele" ist ohne argumentative Bedeutung, solange nicht klar ist, was dieser Begriff meint, und (!) ob er etwas mit der Realität zu tun hat.

Solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind, handelt es sich um eine Scheindebatte. Es ist das plumpe Bestehen auf der eigenen Position, ohne eine prüfbare und damit angreifbare Begründung zu liefern. Eine Begründung ist im intellektuellen Diskurs etwas anderes als nur das Postulieren eines Standpunkts. "Das hat Augustinus gesagt, basta!" ist kein Beitrag in einer intellektuellen Debatte.

In einer Bundestagsdebatte etwa über Kindergeld oder Mindestlohn wäre es völlig hanebüchen, darauf hinzuweisen, was irgendein Mönch vor 1500 Jahren gesagt hat. Wer solcherlei als Begründung verwendet, macht sich lächerlich. Kein Politiker, auch nicht von der ach-so-christlichen CDU/CSU, würde in einer Regierungserklärung schreiben: "Wir befreien unsere Kinder von der Schulpflicht, sofern sie weiblich sind, weil Augustinus gesagt hat..." Eine solche Begründung kann man nicht ernst nehmen. Warum also sollte man sie ausgerechnet bei biologischen Fragen ernst nehmen, von denen die ollen "Propheten" nachweislich keine Ahnung hatten?

Nur bei der Abtreibungdebatte toleriert man eine solche Begründung -- aber nur deswegen, weil religiöse Gruppen die Gesellschaft mit ihrem Aberglauben so lange terrorisiert haben, bis man des lieben Frieden Willens kapituliert hat und daher so tut, als handele es sich um respektable Beiträge zur Debatte.

Wenn tatsächlich brauchbare Argumente vorhanden wären, müsste man nicht auf antike Götter oder Propheten zurückgreifen. Wer mit Göttern argumentiert, hat keine Argumente. Denn einleuchtende Argumente leuchten aus ihrer eigenen Kraft ein. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, hilft auch kein Verweis auf ihre (göttlichen) Urheber.
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