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Ich war gestern auf der Frankfurter Demo "Fridays For Future". Das war vermutlich die größte Demo, die ich bislang in Frankfurt erlebt habe. Wahnsinn, was die Schüler da auf die Beine gestellt haben.
Auch die Reden, die dort gehalten wurden, waren eindrucksvoll. Jedenfalls war es nicht so ein Gewäsch wie auf den sonstigen politischen Veranstaltungen, die wir in Frankfurt sehr zahlreich haben. Da wurde "Tacheles" geredet anhand von prüfbaren Fakten.
Es war keine weltfremde Schüler-Demo mit der Forderung nach Haschisch und sofortigem Weltfrieden. Sondern da wurde knallhart anhand von Zahlen argumentiert und ausgesprochen, was insgeheim alle Frankfurter ohnehin wissen: So wie bisher kann es nicht weitergehen.
Eine gewisse Radikalität der Forderungen (jetzt und schnell handeln) wurde nachvollziehbar begründet. Denn was wir heute vor uns her schieben, finden wir morgen als großen Haufen vor unserer Haustür. Das Problem wird nur noch größer. Besonders fatal: Was wir heute in die Atmosphäre blasen, wird dort hundert Jahre wirksam sein. Das ist keine Panikmache, sondern das sind nüchterne Fakten.
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Ich bin mit einer gewissen Demut wieder nach Hause gegangen. Es gab ein Plakat mit der Aufschrift: "Macht Ihr Eure Hausaufgaben – dann machen wir unsere!". Das fasst die Sachlage treffend zusammen: Wir Erwachsene haben nämlich unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Es wäre unsere Aufgabe gewesen, schon vor zehn oder zwanzig Jahren aktiv zu werden. Aber das haben wir nicht gemacht. Einzelne von uns vielleicht. Aber als Generation haben wir versagt. Man muss es leider so hart sagen.
Insofern steht es meiner Generation nicht gut zu Gesicht, jedes Wort und jede Handlung von Greta Thunberg auf die Goldwaage zu legen oder große Reden zu schwingen. Sondern es steht uns besser zu Gesicht, zuzuhören und schleunigst unsere Hausaufgaben zu machen.
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Wenn die Koalition meint, dass durch das neue Klimapaket die Pariser Ziele erreicht werden, dann soll es mir recht sein. Offenbar will man ja nachsteuern, wenn sich die erhofften Änderungen nicht einstellen. Das klingt fair.
Aber ob ein paar Cent hier (fürs Benzin) und ein paar Cent dort (für Bahntickets) irgendwas bewirken können? Da habe ich so meine Zweifel. In den Nachrichten gab es Berechnungen, dass eine vierköpfige Familie mit 6 Euro belastet würde, pro Monat. Was soll das bewirken?
Ich könnte mir vorstellen, dass Preisänderungen kaum etwas verändern. Sondern es müssen neue Lösungen her. Die Leute wollen wissen, wie sie zur Arbeit kommen. Wo bleibt das massentaugliche E-Auto? Wo bleibt die nötige Lade-Infrastruktur? Wie kann man Dörfer wieder so beleben, dass man für einen Supermarkt nicht mehr in die Stadt fahren muss? Wie erleichtert man es den Stadtbewohnern, auf ein Auto zu verzichten? Es braucht praktische Alltags-Lösungen.
Im Klima-Papier der Koalition stehen durchaus Antworten auf diese Fragen. Beispielsweise möchte man 1 Million Ladestationen schaffen und die Bahn fördern. Das ist gut.
Wenn ich jedoch auf Frankfurt blicke, kommen mir Zweifel. Jede Straße ist gesäumt von parkenden Autos, jeder nur mögliche Zentimeter wurde bereits umgewandelt zur Parkfläche. Sollen da jetzt überall Ladestationen und lange Kabel hin, damit die Autos am Morgen aufgeladen sind? Das wäre ja noch ein größerer Irrsinn als zuvor. Aber die Leute brauchen ihre Autos, und die Bahn kann das nicht ersetzen. Wir benötigen irgendeine neue Idee.
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