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Zitat von AndrejSchmitt
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, gerade im ambitionierten Amateursport, wird zu Haufe gedopt. Ich selbst kenne einige Triathleten die sind überehrgeizig, ob sie was nehmen, keine Ahnung. Gerade im Spitzen Amateurbereich gibt es doch einige sehr übermotivierte Kollegen. Für die geht eine Welt unter wenn sie nur 2er in der AK werden. Da bin ich sicher das alles gemacht wird um ein wenig Zeit rauszuholen. Wie Hafu sagt, eigentlich arme Würstchen, denn sie betrügen sich nur selbst oder halt die/den sie den Kona Slot weg nehmen.
Klar sind Doper alles Betrüger, aber man sollte sie nicht komplett verteufeln. Ich erinnere mich an ein Interview mit Jens Voigt:"wann hast du denn das letzte mal deine Frau betrogen oder das Finanzamt?" Ob das jetzt der genaue Wortlaut war, aber so in etwa. Jeder hier hat doch schon mal eine Linie übertreten, machen wir uns nichts vor, daher Kritik ja, aber lebenslange Sperre etc. find ich etwas übertrieben. Am besten noch Teeren und Federn. Es gibt eben charakterschwache Menschen die nicht Nein sagen. Man darf auch nie vergessen unter welchem Druck diese Sportler stehen. Das soll natürlich nichts rechtfertigen, aber kaum einer von uns Normalos kann sich da wohl rein versetzen.
Wenn ein bekannter französischer Fußballer sex mit minderjährigen Mädels hat finde ich das viel, viel schlimmer. Tja, ihm wurde schnell verziehen und er wurde bis zum Schluss als Held gefeiert...
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Ich finde der Vergleich mit dem Betrügen der Frau/ des Partners hinkt irgendwie. Der Partner/die Partnerin kann dann nämlich selbst entscheiden, ob er/sie eine weitere Chance geben möchte bzw. kann selbst einschätzen, welche Probleme zu dieser Situation geführt haben und ob man ggf. gemeinsam an diesen Problemen arbeiten kann.
Diese Möglichkeit haben die sauberen Athleten nicht. Im Gegenteil werden die sauberen Athleten sogar selbst weiter betrogen, weil der "Exdoper" ja immer noch von seiner Vergangenheit profitiert. Das wäre also eher so, wie wenn ein erwischter Steuerbetrüger das erschwindelte Geld behalten darf, wenn er denn verspricht in Zukunft artig seine Abgaben zu bezahlen.
Ich finde das mit der "zweiten Chance" sehr schwierig, wenn man im Nachhinein weiterhin vom Betrug profitieren kann, weil eben dies die Hürde für die "Charakterschwachen" deutlich senkt.
Das Leben ist bei einer lebenslangen Sperre nicht vorbei und gerade wenn ich die Strafen kenne, kann ich mich bei bewusstem Eingehen des Risikos wohl kaum darüber beschweren, sie nachher auch zu erhalten. Wenn bei der Tour auf der letzten Rille gefahren wird, nehmen die Fahrer auch in Kauf ihren Sport ggf. nicht mehr ausüben zu können und wenn was schlimmes passiert, müssen sie sich auch neu orientieren.
Zum Thema reinversetzen: Mein Stiefvater ist in seiner Freizeit Motorradrennen gefahren und hat auch sonst sehr viel Sport gemacht. Das war sein ein und alles, bis er vor ein paar Jahren (auf der Rennstrecke) sehr übel gestürzt ist. Selbst jetzt Jahre später ist er über jeden Tag froh, wo er ohne Krücke gehen kann. Das hat ihm ziemlich lange (Jahre) zu schaffen gemacht und auch wir haben uns schon auch lang sorgen um ihn gemacht. Inzwischen hat er zum Glück ein neues Hobby gefunden. Gar nicht so leicht, wenn alles was einem Spaß macht irgendwie mit Bewegung zu tun hat. So bitter wie es ist, am Ende war es aber auch ein bewusstes Risiko, welches er eingegangen ist.
Vor dem Hintergrund fehlt mir da einfach das Verständnis, wenn ein körperlich nicht eingeschränkter Exdoper sich beschwert, dass er jetzt nicht weiter im Sport beklatscht wird und sich kein Team findet, welches ihm am besten noch Geld dafür gibt. Ich meine er kann ohne große Einschränkungen seinem Alltag nachgehen, ganz normal arbeiten gehen, ohne Beschwerden mit seinem Kindern über die Wiese rennen... Wenn er sich nicht blöd angestellt hat, ist das Haus vermutlich auch schon abbezahlt. Klar ist es nicht leicht sich umzuorientieren und eine neue Leidenschaft bzw. einen neuen Lebensinhalt zu finden und einzusehen, dass man seine alten Ziele nicht mehr erreichen wird. Wenn ihm das leicht gefallen wäre, hätte er (oder auch andere) ja vermutlich nicht mit dem Dopen angefangen.
Am Ende wissen die Leute aber was sie tun und welche, zum Teil auch gesundheitlichen, Risiken sie eingehen. Beim Dopen selbst ist das eigene Leben und die Gesundheit tlw. nicht viel Wert, wenns dann rauskommt wird sich aber über die gesellschaftlichen Folgen beschwert und es ist am besten noch unmenschlich, nicht weiter Wettkämpfe bestreiten zu dürfen oder nach der Sperre nicht mit Applaus zurück empfangen zu werden.