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Alt 25.04.2019, 05:07   #14332
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Predigt zur Arche Noah, gehalten am 2. Februar 2014 von Pfarrerin Esther Kohn-Lutz (evangelisch).

Teil 1 von 2.


"Liebe Gemeinde,

die Geschichte über die Sintflut macht uns sprachlos – aus mehreren Gründen.

So aktuell sind die Fluterfahrungen . Immer mehr Menschen erleben in ihrem Land eine „ Sintflut“ – eine Überflutung und damit Zerstörung Ihrer Lebensexistenz. Ein traumatisches Erlebnis. Menschen auf den Philippinen können davon genauso berichten wie diejenigen, die die Zerstörung durch den Tsunami in Thailand mit bekommen haben. Flutkatastrophen gibt es immer mehr – Grund dafür scheint u.a. der Klimawandel zu sein – bzw. die Veränderung des Klimas durch unser umweltbelastendes und Energieverbrauchenden Lebensstil.

Diese Geschichte über die Sintflut macht sprachlos – weil es keine Geschichte ist, in der wir nach naturwissenschaftlichen Ursachen suchen können als Grund für die Flut. Sprachlos macht uns diese Geschichte, weil Gott selbst Verursacher der Sintflut ist. So wird uns das geschildert. Gott ist zutiefst enttäuscht von seiner Schöpfung – die er doch so geschaffen hat, dass es am Ende jedes Schöpfungstages immer hieß: „ Und Gott sah, dass es gut war. „ Und am Ende des 6. Tages, an dem der Mensch und die Säugetiere geschaffen wurden, hieß es sogar: „ Und Gott sah an alles was er gemacht hatte und siehe es war sehr gut.“ Gott hat den Menschen sehr gut geschaffen – allerdings gehörte dazu auch die Freiheit des eigenen Willens, die Freiheit, auch zu schwierigen Wegen , auch zur Versuchung JA zu sagen.

Deshalb beginnt die biblische Menschheitsgeschichte ja sofort mit einer Geschichte, die den Menschen zwar mehr Erkenntnis, aber ein schwieriges Leben bringt – die Geschichte der Versuchung, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Leider hat der Mensch diese Erkenntnis nicht dazu genutzt, um das Böse zu erkennen – und dann zu vermeiden – sondern es gibt scheinbar eine Lust, gerade verbotene Wege zu gehen – eine Leidenschaft, die eigenen Gefühle ganz aus zu leben – auch wenn ich danach erkenne, dass das vorallem zerstörerisch war. Die Geschichte von Kain und Abel – eine Geschichte, in der Kain seinen Neid, seine Eifersucht auf Abel nicht zügeln kann. Obwohl Gott Kain gewarnt hatte: „ Die Sünde lauert vor der Tür. Nach dir hat sie Verlangen. Herrsche über Sie.“ Aber – Kain wollte darauf nicht achten. So steht am Anfang der Bibel eine Geschichte über Mord und Totschlag – wie sie scheinbar zur Menschheitsgeschichte dazu gehört.

Und dann – die Geschichte vom Turmbau zu Babel – eine Geschichte voller Hybris, voller Selbstüberschätzung - mit der Lust, andere beherrschen zu wollen, sich über andere zu stellen – und den Himmel zu erreichen – selbst zu Gott zu werden. Auch eine Geschichte, die wir tagtäglich erleben… Schon nach kurzer Zeit – in der Bibel sind gerade mal 6 Kapitel nach der Schöpfungsgeschichte – ist Gott sehr enttäuscht von seiner Schöpfung und er reagiert wie ein enttäuschter Mensch. „ Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde.“ Und nicht nur die Menschen – auch die Tiere auf dem Land und in der Luft. „ Denn es reut mich, dass ich sie geschaffen habe.“ Ein ungeheurlicher Satz! Gott reut es, dass er die Menschen geschaffen hat?

Dass macht uns fassungslos – und irritiert uns – weil wir das mit unserem Gottesbild des liebevollen Gottes so garnicht zusammenbekommen. Der liebe Gott - – wann ist Gott den der liebe Gott geworden? Und – was verstehen wir unter dem „ lieben Gott?“

Die biblische Flutgeschichte handelt von Gewalt. Aber sie überläßt der Gewalt gerade nicht das Feld. Sie erzählt von Gottes Gewalt. Aber sie läßt diese Gewalt gerade nicht das letzte Wort, nicht Gottes letztes Wort sein. Nun wäre es uns aber womöglich noch lieber, wenn im Blick auf Gott alle Züge des Gewalttätigen unterblieben, wenn Gott allein der "liebe Gott" wäre. Freilich: Wenn Gott allein der "liebe Gott" wäre, woher kommt dann all das Böse?

Wenn Gott nichts tut und deshalb "lieb" ist, wer tut dann all das Böse? Woher kommt das Böse? In einem Vortrag über „ Gewalt in der Bibel“ schreibt Jürgen Ebach: „ In dieser Grundform ist die Theodizeefrage [die Frage, warum es Leid gibt -Jörn] nach wie vor ebenso virulent wie ungelöst, während sie im engeren Sinne als Frage nach der Rechtfertigung Gottes vor dem Gerichtshof der Vernunft einer inzwischen selbst fraglich gewordenen Überschätzung eben dieses "Gerichtshofes" zu konfrontieren wäre. Die Entlastung Gottes gegenüber dem Vorwurf, als Herr der Welt auch für das Böse verantwortlich zu sein, hat (beginnend in der Bibel selbst) die Karriere des Teufels befördert. Je "lieber" Gott sein soll, um so mächtiger muß der Teufel werden, bis zuletzt die einzige Entschuldigung Gottes in seiner Nichtexistenz besteht.

Der Philosoph Odo Marquard kommentiert: "Theodizee gelungen, Gott tot." Das Grundproblem, das sich mit der Reduktion Gottes auf den "lieben Gott" verbindet, bleibt auch dann bestehen, wenn inzwischen andere Instanzen in den Platz des Teufels eingewiesen wurden, sei es "der Mensch", seien es "die Verhältnisse", sei es "die Geschichte" oder "das Schicksal" - in welcher Gestalt auch immer. Jeder Versuch, die Theodizeefrage zu beantworten, bezeugt Zynismus oder Blindheit (oder beides). Noch zynischer und blinder wäre einzig, die Theodizee als Frage zu beseitigen. An ihr als Theodizee fest zu halten, d.h. als Frage an Gott - und (durchaus im doppelten, wenn nicht noch mehrschichtigeren Sinne) als Frage nach Gott, bestreitet jeder anderen möglichen "Instanz" das Recht und die Macht, sie zu beantworten oder zu beseitigen. In dieser Bestreitung liegt die Aufgabe und die Kraft von Theologie, und nichts wäre schlimmer, als wenn sie sich, statt an der Frage fest zu halten, selbst zur Antwortinstanz erheben würde.“

Wie kann Gott Gewalt zulassen? Manche sind jetzt schnell dabei und sagen: Ach, das sind doch diese Gewaltvollen Geschichten aus dem AT – im NT wird das nachher alles anders. Deswegen lese ich ja auch lieber die Geschichten mit Jesus…“ – Nur – spätestens bei der Kreuzigung Jesu müssen wir uns wieder mit dem Thema der Gewalt auseinander setzen… Wenn auch auf eine andere Art und Weise."
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