Zitat:
Zitat von veloholic
Ich wollte das mit meinem Kommentar auch nicht befürworten oder gutheißen. Lediglich anmerken, dass das Phänomen alles andere als neu ist.
...
|
Früher, also vor rund 20 Jahren (oder noch früher) war die Sensibilität für das Thema auch noch bei weitem nicht so ausgeprägt.
Ich hab' da als junger Arzt in der Unfallchirurgie mir auch mal einen Kongressvortrag mit Flug und Unterkunft im 4-Seasons in Berlin von einer Pharmafirma bezahlen lassen, über deren Antibiotika und Einsatz im Rahmen von OPs ich referierte.
Damals war das völlig normal und fast jeder Kollege hat das gemacht, sofern er die Gelegenheit dazu bekam und ich hielt mich trotzdem im jugendlichen Selbstbewusstsein wahrscheinlich in meinem Kongress-Vortrag auch noch für weitgehend objektiv.
Aber in Wirklichkeit ist man dann eben nicht mehr objektiv, selbst wenn man es sich nicht eingesteht.
Heutzutage gibt es bei uns im Unternehmen genau definierte Compliancerichtlinien, nach denen wir alles von Geschäftspartnern ablehnen müssen, was teurer ist als ein Kugelschreiber und auch die Pharmareferenten, die Kliniken betreuen, unterliegen genauen Vorschriften.
Einem politischen Journalisten, der über einen Parteitag berichtet und gleichzeitig sich die Reise und Unterbringung von der jeweiligen Partei bezahlen lässt (auch das gab es früher), würden wir auch kein Wort seiner Berichterstattung wirklich glauben und wenn man als Sportjournalist den Anspruch hat, von seinen Lesern ernst genommen zu werden und nicht nur insgeheim auf die nächste Einladung mit üppiger Spesenübernahme wartet, dann sollte man es bei Produkttests ähnlich handhaben. Zumindest eine klare Offenlegung erhaltener Zuwendungen sollte ein Mindeststandard sein, wenn man seine Leser als Zielgruppe ernst nimmt.
Ansonsten führt das halt dazu, dass solche Texte gar nicht mehr gelesen und faktisch nur noch für den Sponsor geschrieben werden.