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Erstmal vielen Dank für eure mutmachenden und auch informativen Antworten.
Ich habe mir alle Antworten wirklich mehrfach durchgelesen und auch einiges ausgedruckt oder abgeschrieben und in mein neues Trainingstagebuch gepackt (das alte habe ich kurz nach der Diagnose wütend verbrannt - kein Witz - denn für manche Dinge braucht es besondere Ventile). Manches erlebte ich schon im Freundeskreis genauso mit, aber vieles kann man sich nicht oft genug klar machen.
Während meiner Wartezeit beim Orthopäden habe ich noch in mein altes Trainingstagebuch meine Laufpläne eingetragen, denn eigentlich habe ich (schmerzfrei wie ich gerade war/bin) vom Arzt nur noch aufs "GO" gewartet, um endlich richtig loszulegen.
Von daher hat mich die Diagnose kalt erwischt.
Ganz kalt.
Seitdem habe ich alles an Gefühlen und Ausbrüchen durch, die man wahrscheinlich so haben kann:
Wut, Verzweiflung, Unglauben, Trotz, Trauer, Ablehnung, Ignoranz, Akzeptanz, Zuversicht, Müdigkeit…
Nicht immer in dieser Reihenfolge und auch nicht nur einmal.
Momentan rauscht dieser Cocktail mehrfach am Tag durch mein Hirn und dementsprechend bin ich in keiner guten Verfassung.
Auf der Arbeit bin ich unkonzentriert und in den letzten Tage, habe ich lieber mal keine teuren Geräte angefasst und nichts wichtiges gemacht. Ein paar Opfer gab es trotzdem.
Es vergeht kein Tag an dem ich nicht mehrfach zusammenzucke, weil ich es vergessen oder verdrängt habe und ich mich auf einmal daran erinnere.
Und es vergeht kein Tag an dem ich nicht zwischen ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen wollen und totaler Angriffslust schwanke.
Wenn ich so drüber nachdenke, stelle ich fest:
Ganz ohne Vorankündigung ist es nicht passiert.
Seit geraumer Zeit zieh ich mir den rechten Schuh anders an, als den linken.
Stehe – vor allem wenn ich erschöpft bin – eher mit dem linken Bein auf, als mit dem rechten.
Nehme bergab/Treppe runter lieber das linke, als das rechte Bein (v.a. um große Stufen zu überwinden)…
… und es gibt noch einige Punkte mehr, die mir nun auffallen und die sich über Monate bzw.Jahre eingeschlichen haben.
Ich mache mir immer noch täglich tausend Gedanken was jetzt wann und wie passieren wird und wie ich damit umgehen soll.
Auch die Familie wird davon betroffen sein, denn das ist keine über-Nacht-Geschichte.
Dass ich für mich die genauen Parameter nicht kenne, beschert mir einen Kontrollverlust, der mir ganz und gar nicht schmeckt.
Ich habe gerne alles im Griff: Daten, Fakten… und dann gibt es einen Plan, ein Protokoll und einen konkreten Ablauf.
Seit Tagen schreibe ich auf was ich weiß, was ich noch erfahren möchte und was ich klären möchte, um mich wieder etwas sicherer zu fühlen.
Wichtige Fakten sind:
- ich darf (und soll) weiterhin schwimmen (Kraul – nicht Brust) was mir unfassbar wichtig ist. Stände schwimmen nicht auf der Liste, wäre meine Verzweiflung noch sehr viel größer
- ich darf (und soll) weiterhin radeln (wenigstens bis der Moment kommt, an dem ich mein Bein nicht mehr über den Sattel schwingen kann)
- Pilates ist definitiv erwünscht (allerdings mit Berücksichtigung der eingeschränkten Beweglichkeit)
- Yoga ebenso (wobei die diesjährige Yoga-Kalendergirl-Challenge das Thema "Der Läufer" hat – was für eine Ironie!!!)
- Crosstrainer ist in Ordnung
- Tanzen geht auch noch ziemlich lange
Was möglichst unterbleiben sollte:
- Laufen/Gehen/Wandern/Springen (vor allem länger, auf Asphalt, mit wenig Dämpfung, bergab, mit Gewicht etc.)
- alles was stoppende/bremsende Bewegungen beinhaltet (bestimmte Ballsportarten etc.)
Meine gerade geplante Langstreckenwanderung mit Zelt (und damit zu viel Gewicht) ist erstmal gestrichen, die Alpenüberquerung ebenfalls (außer ich gehe sie nur bergauf), lange Läufe ebenso und die Städtetouren sollte ich in Zukunft eher mit dem Rad wie zu Fuß machen, bzw. mit gut gedämpften Schuhen.
Aus meiner netten Laufgruppe bin ich ausgestiegen.
Den Mädels beim Laufen zusehen kann ich grad nicht und wer sollte neben mir schon hertippeln wollen?
Noch mehr Frustration kann ich momentan nicht brauchen.
Ich muss mich gerade selbst ein bisschen bei Laune halten, was auch dadurch erschwert wird, dass mein Gewicht am besten für den Rest meines Lebens "wettkampftauglich" sein sollte…
Jedes Kilo auf der Hüfte (so hat man mir mitgeteilt) hat den dreifach negativen Effekt.
Die andere Hüfte sieht nur momentan noch besser aus und die alten Knie und Sprunggelenke (oder was davon übrig ist), wird durch die kaputten Hüften nicht weniger strapaziert.
Prinzipiell habe ich gedacht, dass jetzt alles mal "läuft" und dann das.
Ich fühl mich echt ein bisschen ausgemustert, ausgebremst und entwertet… und auf einmal seeeehr alt…
Es ist dieses immer wieder aufrappeln, was mich müde macht und mich erschöpft.
Das und die Frage:
Kann es denn nicht bitte mal einfach sein?
Wohl nicht.
Muss immer wieder etwas dazwischenkommen?
Anscheinend.
Das ist wohl das Leben.
Mein Plan für dieses Jahr:
Thorsminde – auf jeden Fall!!! Und jetzt noch viel mehr als vorher!!!
Ich war in diesem Blog schon mal auf einen Strandspaziergang eingestellt und wenn es einer werden sollte, dann ist das halt so.
Ich werde nicht auf diesen Wettkampf verzichten und wenn es der letzte mit meiner alten Hüfte ist!!!
Limmer - mal sehen (vielleicht auch nur am Sonntag um ein paar Leute anzufeuern) - wahrscheinlich aber eher nicht.
Klar kann ich auch da spazieren gehen, aber das würde mir sehr viel schwerer fallen und wenn ich da auf Asphalt Gas gebe und dann wochenlang Schmerzen habe und nicht richtig für Thorsminde trainieren kann, dann würde ich mich echt in den Hintern beißen.
Apropos Hintern beißen: das Wettkampfgewicht noch schneller zu erreichen und dann permanent zu halten wird auch nicht einfach... Essen ist kein Problem für mich.
Nicht-Essen eher...
Ich will noch nicht so schnell eine neue Hüfte. Nicht schon jetzt.
Ich kenne leider auch ein paar nicht so erfolgreiche Geschichten, welche natürlich im Hinterkopf sind.
Garantien gibt es aber nirgends.
Laufen werde also nur selten,
dann nur kürzere Strecken,
auf möglichst weichem Untergrund,
eher mit dem Vorfuß
und vor allem mit gut gedämpften Schuhen.
Keine Sprints, keine Sprünge…
Demnächst habe ich dann noch ein paar Termine, um ein paar Sachen zu klären und schauen ob es noch ein paar Dinge gibt, die ich selbst in die Hand nehmen kann.
Den Prozess kann ich nicht aufhalten, aber vielleicht kann ich ihn verlangsamen.
Das ist der aktuelle Stand zur Hüfte....
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Leider gibt es mittlerweile ein sehr, sehr viel größeres Damoklesschwert welches über mir hängt, wogegen mir eine Hüft-OP wie ein Witz erscheint.
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