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Alt 23.12.2018, 15:43   #2469
trithos
Szenekenner
 
Registriert seit: 13.07.2014
Ort: neue Kloster- und Burgstadt bei Wien
Beiträge: 1.447
Zitat:
Zitat von noam Beitrag anzeigen
Soll heißen, dass man zB über die Berichterstattung über die Vermüllung der Welt, Klimawandel, Naturkatastrophen, Umweltbewusstsein schafft. Wie man über die Berichterstattung über die Situation der Menschen in Afrika Mitgefühl für "Flüchtlinge" rührt. Usw. Wenn man diese Reportagen als Fakt versteht, führt das eben zu subjektiven (Wahl)Verhaltensänderungen. Das ist vergleichbar mit dem Unterschied Bericht vs. Kommentar.

Darüber hinaus sollen die Medien ua Kontrollorgan (die vierte Gewalt) über die Politik sein. Wenn ich nicht mehr verlässlich weiß, ob der Bericht den ich lese eine erfundene Geschichte oder tatsächlich so passiert ist, dass können die Medien diese Rolle nicht mehr erfüllen.
Ich verstehe Deine Argumente, möchte aber darauf hinweisen, das die journalistische Form der Reportage selbstverständlich auf Fakten beruhen muss. Der Spiegel-"Journalist" hat eben nicht Reportagen geschrieben, sondern - wenn man so will - "literarische Kurzgeschichten". Natürlich ist eine Reportage in gewissem Sinne subjektiv, weil der Reporter die Fakten durch eigene Eindrücke ergänzt. (Auf Wikipedia findet sich eine gute Kurzbeschreibung der "Reportage".) Aber natürlich muss die Reportage auf Fakten beruhen. Und in diesem Sinne ist eine Reportage kein Kommentar. "Idealerweise erzählt er (der Reporter, Anm.), ohne dabei zu werten oder zu kommentieren, auch nicht durch Weglassen ..."

Dein Anspruch an die Medien ist natürlich völlig richtig. Und die selbstkritische Reaktion des Spiegels zeigt mMn, dass die Spiegel-Redaktion diesen Anspruch auch hat. Und auch aus meiner Sicht hätte das dem Spiegel nicht passieren dürfen! Trotzdem gibt es keinen Grund für Generalverdacht, und zwar nicht zuletzt aus einem ganz praktischen Grund:

Der Spiegel-"Journalist" hat sich mit Themen beschäftigt, die weit weg, sehr speziell und sehr schwer im Detail zu prüfen waren. Der Großteil der Nachrichten, Reportagen, Interviews, usw. in unseren Zeitungen ist aber anders gelagert. Wenn man einen kleinen Fehler in einer Nachricht aus einem kleinen Dorf macht, hat man am nächsten Tag zehn empörte E-Mails von dort bekommen, natürlich gleich cc an den Chef. Wenn man einen Fehler in einem Interview macht, hat man am nächsten Tag den Interviewten am Telefon oder gleich dessen Rechtsanwalt....

Nicht umsonst sagen alte Hasen im Journalismus gerne, dass man das Handwerk in der Chronik-Redaktion oder im Sport lernen soll. Denn wer dort Fehler macht oder schlampig arbeitet, bekommt das direkt durch verärgerte Leser unter die Nase gerieben. In einem Leitartikel die Psyche des US-Präsidenten zu analysieren, ist ungefährlich. In einer kleinen Nachricht den Namen der vom Baum geretteten Katze falsch zu schreiben, kann eine Journalisten-Karriere beenden

Also: ich will den Spiegel nicht verteidigen, meine aber, dass es gute Gründe gibt, nicht alle Medien und Journalisten unter Generalverdacht zu stellen.
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