Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Weder lob, noch Kritik: Es ist eine Feststellung: Journalisten bilden nicht einen Querschnitt der Gesellschaft ab, da sie überwiegend aus einem ähnlichen Milieu stammen, und vor allem auch in einem ähnlichen Milieu leben. Das gilt genauso für Ingenieure oder Sozialarbeiter oder Lehrer oder Bauarbeiter - es ist jeweils ein gesellschaftliches Milieu, aus dem die Menschen zum großen Teil selten und wenig herauskommen, so daß ihre Interessen, aber auch Meinungen in vielen Aspekten (natürlich nicht in allen) gruppenspezifisch, aber nicht für die Gesamtgesellschaft repräsentativ sind.
Diese Denkweise gibt es sicher auch,und ist sicher nicht sinnvoll. Ich finde aber, daß anders herum sehr wohl ein Schuh draus wird: ich sollte den Hintegrund eines Autors kennen, um seine Meinung, seine Äußerungen einordnen zu können; das hilft sowohl die (In?)Kompetenz zu beurteilen als auch mögliche Motive zu hinterfragen.
|
Ich gebe Dir im ersten Punkt teilweise Recht. Das stimmt schon, dass es solche Milieus oder auch "Blasen" gibt. Andererseits lebt ja kaum wer NUR in einer Blase. Ob das jetzt selten ist, weiß ich nicht. Ich kenne im Kollegenkreis jedenfalls viele, die sich genau darum bemühen, aus ihrer Blase hinauszuschauen.
Ich selbst finde zum Beispiel, dass Sportvereine dafür gut geeignet sind. Ich kann mich noch gut an stundenlange Diskussionen nach dem Training beim Wirten mit und zwischen meinen Basketballteamkollegen erinnern, bei denen wir u.a. politische Themen aus unterschiedlichsten Perspektiven durchdekliniert haben. Auch in meinem Laufverein treffe ich Menschen aus allen gesellschaftlichen Milieus, u.a. Rauchfangkehrer, Busfahrer, Glaser, Portier .... Aber auch Consulter, Unternehmer oder leitende Angestellte - das geht wirklich quer durch.
Ich finde es für eine Gesellschaft extrem wichtig, dass es solche "Treffpunkte" verschiedener Milieus gibt. Bei den Pfadfindern habe ich als Jugendlicher übrigens diesbezüglich auch gute Erfahrungen gemacht. Und zu solchen "Treffpunkten" könnte man übrigens auch dieses Forum zählen.
Wenn Du mit "Hintergrund" bei Journalisten Interessenskonflikte meinst, dann bin ich auch bei Dir. Ich halte es zum Beispiel für einen Wahnsinn, dass ein Wirtschaftsjournalist Anlagetipps an der Börse gibt und selbst Aktien an einem Unternehmen hat, das er empfiehlt (und das ist kein erfundenes Beispiel!). So etwas möchte ich als Leser natürlich wissen. Und zudem würde es meiner eigenen Berufsauffassung entsprechen, dass man sich als Journalist in so einem Fall für befangen erklärt.