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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft
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Alt 24.07.2018, 06:59   #75
triconer
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Zitat:
Zitat von Jörn Beitrag anzeigen

Anders sieht das aus für türkische Familien in Deutschland, oder für die zweite und dritte Generation. Damit meine ich die ganzen Teenager oder die Zwanzig- und Dreißigjährigen, mit deutschem Pass, hier geboren, und doch mit der Türkei familiär verbunden.

Für die sind Leute wie Mesut Özil Helden und Vorbilder. Für sie sind es Leute, die es geschafft haben. Die sich hochgekämpft haben, und die sich nicht nur Wohlstand, sondern auch gesellschaftliche Achtung erarbeitet haben. Özil gehörte zu unseren "Goldjungs", zum "Deutschen Sommermärchen". Sogar Präsidenten wollten mit ihm fotografiert werden; darauf wäre jede Familie stolz, Politik hin oder her. Auch Frau Merkel erschien gerne mal in der Umkleidekabine und machte Selfies. Auch und gerade im Wahlkampf.

So eine Person wie Özil öffentlich zur Sau zu machen (diesen Ausdruck wähle ich, nachdem ich heute an der Tankstelle die BILD-Zeitung gesehen habe), wird den "türkischen Deutschen" eine gute Lehre sein. Das werden sie so schnell nicht vergessen. Ohne dass Özil gegen irgendein Gesetz verstoßen hätte, war er plötzlich untragbar geworden für die stolze deutsche Nationalelf. Eben war er noch unser Goldjunge -- aber sobald der deutsch-türkische Junge mal ein bisschen türkisch ist (oder sogar Moslem), dann ist er plötzlich unerwünscht oder muss sich wenigstens entschuldigen.

Vielleicht war das Foto nicht besonders geschickt, aber das Spießrutenlaufen, welches mit ihm veranstaltet wurde, war eine riesige Eselei. Die Botschaft, die das an die vielen deutsch-türkischen Jungs und Mädels sendet, ist verheerend. Ich finde nicht, dass es das wert ist. Wir haben hier nichts zu gewinnen, sondern nur zu verlieren.
Ja, so sehe ich das auch. Es ist auch in der dritten oder vierten Generation für Deutschtürken nicht so einfach, wie wir es gern hätten. Man muss dafür kein Verständnis aufbringen, aber ich persönlich denke mir, das tut mir nicht weh. Während bei uns das Individuum an erster Stelle häufig kommt, also auch das Streben nach Selbstentfaltung, ist es im türkischen Raum, doch eher die Familie die im Vordergrund steht. Wir denken häufig primär: Was ist gut für uns? und in diesem Kulturkreis wird eher gedacht: Was ist gut für die Familie?
Ich will da keine Bewertung reinbringen, sondern für mich verdeutlicht das auch das Dilemma.
Davon ausgehend, wie hätte Özil ein Treffen mit Erdogan ablehnen sollen? und was ja auch schon mehrfach angesprochen wurde: Wieso ist es mit unsrer Bundeskanzlerin ok? Abschiebungen nach Afghanistan sind unter ihr ok, Syrienkrieg wird auch geduldet, mit Erdogan faule Flüchtlingsdeals verhandelt, etc...

Versäumt wurde in der ganzen Sache eigtl mal wieder, dass man über und nicht miteinander geredet hat. Das hat auch Özil versäumt, frühzeitig seine Motive zu äußern. Man hätte daraus vielleicht eine fruchtbare Diskussion über das Verständnis, über die Identität führen können. So haben sich leider die Medien und einige andere Personen des öffentlichen Lebens gut auf den einen Aspekt eingeschossen. Niemand fragte mal nach oder suchte das Gespräch.
Der DFB hat es dann versucht vom Tisch wegzuwischen, was auch nicht gelang und nun hat man einen relativ großen Schaden angerichtet - siehe Jörns Argumentation.
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