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Zitat von qbz
Interessant finde ich jedoch die allgemeine Frage, wie man offenbar immer wieder in das Christentum religionskritische Denker und Aufklärer bzw. antiklerikale Denker integriert.
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Ja, das finde ich auch erstaunlich, wie hier von der ZEIT die Kritiker vereinnahmt werden, um sie als "eigentlich kompatibel" mit dem Glauben auszugeben. Deine Ausführungen dazu habe ich mit Interesse gelesen. Auch Arnes Einwand, dass diese Versuche letztlich scheitern, finde ich berechtigt.
Meine These für diese Vereinnahmung ist wie folgt:
Nehmen wir an, eine Tanzlokal hätte sich dem Schlager verschrieben. Nach einiger Zeit wandern die Gäste ab zu einem benachbarten Lokal, in dem Country-Musik gespielt wird. Das Schlager-Lokal macht Country zuerst verächtlich, aber als es nichts hilft, sagen sie:
"Hey, wir machen auch Country! Country ist ja sowieso eine Art Schlager. Sogar der erste Schlager der Welt war im Grunde ein Country-Song! Country und Schlager sind kein Widerspruch -- sie bedingen sich geradezu!"
Die ZEIT versucht ebenfalls, die verlorenen Schafe wieder einzufangen. Sie versucht jenen, die an dem ganzen Jungfrauen-Schmarrn zweifeln, einzureden, dass sie deswegen noch lange nicht ungläubig seien und sich nicht von der Kirche abwenden müssten. Sondern Zweifel sei ja im Grunde
das Fundament des Glaubens. Sogar Jesus zweifelte -- und eben darin drückte sich sein unbedingtes Vertrauen aus, sein Glaube. Denn nur wer zweifelt, braucht überhaupt einen Glauben.
Zweifel ist der neue Glauben! Country ist der neue Schlager! Jehova! Ein Wunder! Und jetzt kommt bitte alle wieder zurück in unsere Schlager-Bude.
Außerdem, was soll das heißen, wenn jemand an der Jungfrauengeburt zweifelt? Wer, außer der Kirche, zweifelt hier? Niemand. Denn für alle außerhalb der Kirche gibt's nicht den geringsten Zweifel. Die Darstellung, der Jungfrauengeburt wohne ein rätselhaftes Geheimnis inne, ein geheimnisvoller Zweifel, ist religiöse Propaganda.
Die Kirche hätte zweifeln sollen, als sie das erste Streichholz in einen Scheiterhaufen warf. Aber wenn's um den eigenen Vorteil ging, war man sich immer ganz sicher.