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Szenekenner
Registriert seit: 10.08.2011
Ort: Metropolregion Hamburg, auf dem Dorf
Beiträge: 6.275
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Diener zweier Herrn...
...oder, genauer gesagt, einer Dame und einer Gruppe. Nee, hat noch nie geklappt und auch dieses Mal ging es wieder in die Grütze. Und wie immer fing alles ganz harmlos an: wa von ihr: "Wollen wir Karfreitag radeln?" Rule #2, Roule#3 und auch sowieso: eine Dame. Wer denkt da überhaupt noch nach? Also sofort zugesagt. Da kommt das Angebot des Grouprides vom Club, Treffpunkt genau in der Mitte zwischen den Wohnorten der Dame und meiner Familie, Sozialisation moderat also kein Geballer zu erwarten, also: warum nicht das angenehme mit dem Nützlichen verbinden? wa an sie: "Treffpunkt dann und dann, da und da, ca. 60 km plus Anfahrt, passt". Sie auch begeistert. Soweit also wie immer beim Tanz auf zwei Hochzeiten. Einem Kameraden, der zwischen mir und dem Treffpunkt wohnt, informiere ich auch noch, Und auch das nächste Kapitel ist genau wie immer bei Richard von Weizsäckers "Allen kann man es nicht recht machen!": Der Startpunkt wird verlegt, der Startzeitpunkt wird nach hinten verschoben. Gott sei Dank habe ich in meinem zarten Alter schon oft genug zwei Herren zu dienen versucht und so komme ich sofort auf die richtige Idee: wa an die Schöne, "Die Tour ist geplatzt, Du kannst ansagen was Du willst, ich stehe als Dein Domestik zur Verfügung." Ihr Antwort? Natürlich Schweigen... Schweigen... Schweigen... Dann der blaue Haken für gelesen, immerhin, ein Segen! Erst als es schon fast zu spät für alles ist kommt eine wa: "Hi, bin spontan zum Brunchen eingeladen." Verstößt das nun gegen eine der heiligen Regeln? Na ja, ist ja eine Dame, es gibt keinen Vorwurf, alles andere wäre eh kontraproduktiv und egal: sie will fahren, ich will helfen. Ich melde mich also im letzten Moment bei dem Kameraden von oben, der so günstig zu mir wohnt.
"Wie sieht es aus, noch aktuell? Bin ich willkommen?" und auch er lässt mich schmoren, er hat ja recht, es ist wie beim Brasato milanese. In aller Ruhe bei moderater Temperatur weichgaren. Und warten, warten, warten. Und dann: "Ja klar, komm vorbei, sammele mich ein." Leider aber mit dem Rad nicht mehr zu schaffen, weil der ganze Zirkus viel zu lange gedauert hat. So also das Rad ins Auto, viel zu schnell gefahren, gerade noch pünktlich. Ich nehme all mein schauspielerisches Talent zusammen, wirke oberflächlich betrachtet tiefenentspannt. "Hallo, schön, dass es doch noch klappt!" Strahl! "Korb gefangen?" Schön, dass hier alles immer in eine verständliche, kompakte Sprache übersetzt wird. Antwortet man z.B.: "Ja, danke, dass zumindest Du mir gewogen bist." dann war es das, man versteht sich und alles ist erledigt. Bei allen nicht sinngleichen Antworten, Ausflüchten oder Themenwechseln wird die ganze Geschichte selbstverständlich vollständig und bestens dekoriert im Groupride duchdebattiert inklusive "Kennen sich eigentlich deine Frau und die junge Dame?" Man hat also, wie immer, die Wahl. Aber die eigentliche Fehlentscheidung war ja auch, ebenfalls wie immer, die Spagatkombi. Der Diener zweier Herrn. Carlo Goldoni. Comedia del Arte. Na ja, richtige Antwort sofort gegeben, alles klar, Schwamm drüber, losgefahren zum Treffpunkt. Keiner da. Und warten, und warten, und warten. wa: "...verspäten uns". Und... Oh man. Irgendwann ging es doch los, unspektakulär, in der Gruppe hörte ich mir sogar noch was an, weil ich immer früh los möchte und die anderen gern schlafen. Gestern erhielt ich wirklich das ganze Programm. Danke dafür. 80 km, davon 40 in der Gruppe. Strahlender Sonnenschein, eisig kalt. Ich gehe jetzt nochmal joggen im Wald. Allein. Und ohne Mucke.
Geändert von jannjazz (31.03.2018 um 18:15 Uhr).
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