Zitat:
Zitat von Körbel
Nee, das Handwerk hat die Sorgen, weil alle Väter und Mütter immer sagen:
"Der Mensch, fängt beim Akademiker an".
Btw, dieser Satz stammt nicht von mir.
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Wenn auch nicht wörtlich, aber so etwa ist auch mein Eindruck: Akademiker-Eltern empfinden es als schwer akzeptabel, wenn ihr Kind kein Abitur macht oder nicht studiert; es wird oft als Versagen empfunden. Der Diplomatensohn, der nach dem Physikstudium sich für den Beruf als Schreiner entscheidet, braucht da schon Mut und Stehvermögen. Allerdings habe ich auch einen Studienkollegen, dem der Arbeiter-Vater das Studium verboten hatte: "Du sollt nicht etwas besseres werden wollen, als Dein Vater". Mehr Zurückhaltung der Eltern bzgl. Berufswahl der Kinder wäre wohl immer zu wünschen.
Zitat:
Das Problem liegt im Grunde darin, das "geistige Arbeit" viel höher entlohnt wird, als "handwerkliche Arbeit".
Ich frage mich dann immer: Mit welchem Recht ist das so?
Vielleicht weil die gesellschaftlich geachteteren Arbeiten, alle mit Schlips und Kragen verrichtet werden.
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Ja das ist sicher ein wesentlicher Anteil. Zwar sind viele "White collar Jobs" auch in mancher Hinsicht verantwortungsvoller, als einfache Handwerks-Arbeiten, aber bei weitem nicht immer und in jeder Position. Und während die meisten Handwerker auch nach Jahren für ihre Arbeit haften und nachbessern müssen, gibt es das bei einem Banker, der Omas Geld falsch investiert hat, oder beim Anwalt, der den Klienten schlecht vertreten hat, oder dem Ingenieur, der ein Projekt versemmelt hat, in viel weniger konkretem Maße.
Aber gesellschaftliches Ansehen hat einen großen Einfluß auf Gehälter - was man leider besonders an manschen mies bezahlten Gesundheits-, Pflege-oder Erzieher-Berufen sieht. Obwohl diese Berufe für eine Gesellschaft von essentieller Bedeutung sind, werden sie nicht gewürdigt - während die Gesellschaft bereit ist, Berufe mit deutlich geringerer "Zukunftsrelevanz" wie Anwalt oder Architekt überproportional zu bezahlen.
Aber die Wahrnehmungen sind auch höchst unterschiedlich und subjektiv. Ich habe einen Kollegen, promovierter Physiker, u40, in der Industrieforschung angestellt, der fest überzeugt ist, daß Handwerker (im Vergleich zu ihm) ungerecht überbezahlt sind; er müßte wegen seiner höheren Qualifikation und längerer Studienzeit schon das 3 - 4-Fache verdienen, sonst lohne sich das Studium ja gar nicht

. Er meint, es ginge gar nicht, daß ein Handwerksmeister sich ein Haus bauen kann, während er sich als Physiker (angeblich) das nie leisten können wird.