Ich würde gerne auf kekos Bemerkung zurückkommen, dass es ihm nicht auf Wahrheit und Logik ankomme.
Mich würde dabei interessieren, ob es Bereiche gibt, in denen das Wahrheitsgebot höher zu bewerten ist als die persönliche Freiheit, die Wahrheit auszublenden. Ein einfaches Beispiel wäre eine Zeugenaussage vor Gericht; deswegen lautet eines der Zehn Gebote ja auch: „Du sollst nicht falsch‘ Zeugnis ablegen wider Deinen Nächsten“. Hier wird das Wahrheitsgebot also höher eingestuft als andere, konkurrierende Ansprüche.
Warum ist das so? Tatsächlich geht es hier um eines der menschlichen Grundbedürfnisse, nämlich Sicherheit, und das impliziert eine Berechenbarkeit. Man möchte nicht befürchten müssen, aus heiterem Himmel beschuldigt zu werden, obwohl man nichts getan hat. Das ist einer der Grundpfeiler einer moralischen Gesellschaft.
Während man für sich selbst also die Wahrheit ausblenden kann, ist das nicht mehr zulässig, sobald andere Personen dadurch negativ beeinträchtigt werden könnten.
Es ist also ein Unterschied, ob man
für sich selbst die Idee eines strafenden und vergebenden Gottes verfolgt, wohl wissend, dass es nur eine unbewiesene Idee ist; oder ob man es
anderen Leuten als Wahrheit auftischt und sie womöglich durch diverse Tricks darüber hinwegtäuscht, dass es nur eine unbewiesene Idee ist.
Die Täuschung von Kindern lässt sich also nicht damit rechtfertigen, dass man diese Täuschung für sich selbst als nützlich empfindet. Sobald andere Personen im Spiel sind, werden diese Personen zum Maßstab.
Denn so wie man für sich selbst das Recht in Anspruch nimmt, herauszufinden, was wahr und gut ist, möchten auch alle anderen Menschen dieses Recht in Anspruch nehmen — auch Kinder. Und dazu brauchen sie korrekte und neutrale Informationen, von mir aus auch über Religionen und deren Inhalte, jedoch in einer Form, welche die persönliche Wahrheitsfindung nicht erschwert oder unmöglich macht.
Man kann also mit dem Hinweis auf den eigenen Umgang mit „Wahrheit“ (oder den bewussten Verzicht darauf) nicht als Begründung verwenden, um andere Leute zu täuschen. Konkret bedeutet es, dass Pfarrer nicht das Recht haben, Kindern irgendwelche erfundenen Märchen von Erbsünde und Fegefeuer als Wahrheiten zu verkaufen. Warum nicht? Weil es ihre eigene Entscheidungsfindung beeinträchtigt, auf die sie ein Recht haben; und weil ein „falsch‘ Zeugnis“ verboten ist, wenn es andere Leute negativ betreffen könnte.
Danke fürs Lesen!
