Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich messe nicht alle Religionen an der Wahrheit. Beispielsweise messe ich den Buddhismus nicht an der Wahrheit. Und zwar deshalb nicht, weil er im Großen und Ganzen selbst keinen absoluten Wahrheitsanspruch erhebt.
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Ich diskutiere hier aufgrund des alleinigen Wahrheitsanspruchs der monotheistischen Religionen. Ich halte ihn für falsch und schädlich.
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Hallo Klugschnacker.
Genau dieser Ansatz stört mich, weil er meiner Meinung nach die reale Situtation nicht richtig einordnet und wenig Spielraum für eine Diskussion lässt. Du findest also, Buddhismus sei grundsätzlich weniger schädlich als das Christentum. In dieser Pauschalität kann ich das für die heutige Zeit aber nicht erkennen.
Beispiel: die Situation der Rohingya in Myanmar (ich zitiere auszugsweise Wikipedia): "Die Rohingya werden ... von den Vereinten Nationen ... als die „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ eingestuft. ... Ein Gesetz von 1982 verweigert den Rohingya die Staatsbürgerschaft und entsprechende Dokumente. Grundbesitz von Rohingyas wird beschlagnahmt und Privatbesitz zerstört oder gestohlen. ...
Ziel der Regierung sei es, den Rakhaing-Staat in eine rein buddhistische Region und die Muslime in eine bedeutungslose oder überschaubare Minderheit umzuwandeln. Auch seien Pagoden und buddhistische Klöster an Stellen errichtet worden, wo zuvor muslimische Stätten standen. Sondersteuern, Zwangsarbeit, Heiratsbeschränkungen und Manipulationen bei der Registrierung von Geburten und Todesfällen schränken das alltägliche Leben ein. Dazu kommen illegale Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigungen und Morde."
Ich möchte damit weder ein Unrecht gegen ein anderes aufrechnen und schon gar nicht beweisen, dass Buddhismus grundsätzlich falsch und schädlich ist.
Ich will nur darauf hinweisen, dass man es sich aus meiner Sicht zu leicht macht, wenn man alleine das Christentum und andere Religionen mit angeblich "alleinigem Wahrheitsanspruch" als Haupt-Übel der modernen Welt betrachtet. Ich teile viele Argumente, die darauf abzielen, den Einfluss der Kirche in Grenzen zu halten. Ich bin für die Trennung von Staat und Kirche. Ich finde aber auch, dass es in einer differenzierten und ernsthaften Diskussion nichts bringt, mit pauschalierenden Argumenten zu arbeiten.
Übrigens: ein Hinweis darauf, dass die Katholische Kirche in Österreich den von Dir erwähnten "alleinigen Anspruch auf die Wahrheit" gar nicht wirklich ernsthaft durchsetzen will, findet sich z.B. da:
http://derstandard.at/2000068209396/...ule-bildet-aus
Überschrift: Die kirchliche pädagogische Hochschule bildet künftig auch buddhistische Religionslehrer aus.
Mich interessiert diese Diskussion hier dann, wenn es darum geht, den konkreten gesellschaftspolitischen Einfluss der Kirche heute zu diskutieren. Und die Frage, was Religion in einem säkulären Staat darf und was nicht. Das kann man an ganz konkreten Beispielen immer wieder verhandeln.
Pauschale Abwertungen und Vorwürfe sowie die Frage, wer jetzt grundsätzlich "die Wahrheit" gepachtet hat und wer nicht - diese Diskussion finde ich wenig zielführend. Ich finde, die grundsätzlichen Positionen sind bezogen, da brauchen wir uns wirklich nicht mehr im Kreis zu drehen.