Was hat der heutige Christ mit derlei altertümlichen Bibelstellen zu tun?
Untersuchen wir dazu, wo genau sich im obigen Bibelzitat eine Moral abspielt:
Zuerst einmal spielt sich Moral ab zwischen dem Täter/Richter und dem Opfer. Diese Moral können wir mit einem Schulterzucken ignorieren, denn weder das Opfer noch der Täter sind hier; jedenfalls sind wir für sie nicht verantwortlich, also brauchen wir uns auch nicht zu rechtfertigen.
Weiterhin spielt sich Moral ab bei allen, die diese Szene beobachtet haben. Wer hat laut gerufen: „Entschuldigung Herr Prophet, so geht‘s aber nicht!“? — Niemand. Eine Kritik blieb aus.
Und dieser Umstand bringt
heutige Christen in eine Zwickmühle.
- Entweder ist die Schlachtung moralisch, dann kann man das gesamte Christentum vergessen.
- Oder die Schlachtung ist unmoralisch; dann wäre aber das Schweigen der Beobachter ebenso unmoralisch.
Die einzige Möglichkeit, moralisch aus der Sache herauszukommen, besteht darin, zu protestieren. Damals wie heute. Ein Christ, der moralisch sein möchte, müsste eigentlich gegen die abartigen Bibelstellen protestieren. Aber das geschieht nicht. Man duckt sich lieber weg. Protest kommt von den Atheisten.
Das bringt mich zu diesem Zitat:
„Wenn Gott lebt, dann komme ich in den Himmel — und wenn nicht, dann habe ich zumindest ein ehrliches und moralisches Leben geführt.“
Und das ist möglicherweise ein Irrtum.
Ich sage nicht, dass irgendeiner der Mitleser moralisch oder unmoralisch wäre. Ich sage, dass es unmoralisch ist, nicht zu protestieren, wenn unmoralische Texte gepredigt werden, etwa in der Kirche oder im Bibelkreis, oder im TV-Gottesdienst oder auf einer christlichen Facebook-Seite.