Prof. Simon ist zweifellos ein intelligenter Mensch und auf seinem Gebiet fachlich kompetent, allerdings haben seine Spezialgebiete sehr wenig mit Doping und Dopingforschung zu tun.
Hier ist seine
Publikationsliste und hier sein
Wikipediaeintrag.
Seine Spezialisierung ist Verhaltens- und Neurobiologie sowie Molekulargenetik.
Es gibt 6 Publikationen von ihm als Erstautor. Eine davon ist eine Fragebogenaktion über die Häufigkeit von Doping im Freizeitsport bei Fitnesstudiobenutzern (vergleichbar aufgebaut zu der Fragebogenaktion bei Teilnehmern des Ironman Frankfurt, über die wir ausgiebig im oben verlinkten Thread diskutiert haben). Seine anderen 6 Publikationen befassen sich mit Fragestellungen in Molekulargenetik und haben keinerlei Bezug zu Doping.
Er wird zwar überall immer Dopingexperte genannt, aber von seinem wissenschaftlichen Hergang abgeleitet ist er es nicht. Er hat keine Forschungen mit Dopinganalytischen Fragestellungen und auch keine Forschungen im direkten Umgang mit Hochleistungssportlern betreut oder verantwortet.
Als Humanmediziner hat er eine vernünftige Grundausbildung durchlaufen und ist zweifellos in der Lage, sich Fachinformationen zu verschaffen und wissenschaftliche Publikationen zu verstehen.
Letztlich ist er aber nur soviel Dopingexperte wie ich, interessiert sich für die Thematik, weil er gelegentlich in Mainz auf seiner Stelle am Präventionsmedizinischen Institut mit Leistungssportlern zu tun hat, aber all sein Spezial-Wissen über Prävalenz von Doping, Sinnhafitgkeit von Competition und out-of-Competition-Tests, ADAMS-Fragestelllungen sich angelesen ohne selbst diesbezüglich geforscht zu haben und in der Materie wirklich drinzustecken.
Ich teile viele seiner Ansichten (z.B. was die berechtigte Kritik an manchen Verbänden und insbesondere DOSB anbelangt) wie sie von NBer im Eingangspost skizziert worden ist, aber bin auch der Meinung, dass er in vielen Aspekten übers Ziel hinausschießt, v.a. in jüngster Zeit, wo er aus irgendeinem Grund besonders frustriert wirkt, was das Thema Doping im Leistungssport anbelangt.
Wenn er z.B. die Effektivität des Dopingkontrollsystem nur an der Anzahl der wenigen positiven Proben festmacht, und daraus schließt, dass hier gigantisch Geld verpulvert wird, unterschätzt er eklatant die abschreckende Wirkung von Trainings- und Wettkampfkontrollen: gerade weil in manchen Sportarten und Verbänden ziemlich häufig getestet wird, erliegen viele Sportler gar nicht erst der Versuchung ihrer Leistung pharmazeutisch nachzuhelfen.
Radarkontrollen im Verkehr sind gemessen an dem was sie kosten (Personal) und dem was sie einbringen, auch ziemlich ineffektiv und bei manchen Blitzern wird auch nur 1% aller Geschwindikeitsmessungen zum Aufdecken eines Rasers führen, wie bei Dopingtests. Trotzdem führt alleine das Vorhandensein von Radarkontrollen dazu, dass die Problematik von Rasern im Straßenverkehr nicht unkontrolliert ausufert und so sehe ich es auch mit Trainings- und Wettkampfkontrollen und kann den Fatalismus, den Perikles hier an den Tag legt, absolut nicht teilen.