Hallo spanky2.0, danke für Deine Argumente.
Dein erstes Argument besteht darin, dass die Atheisten auf dem Jungfernhäutchen herumreiten würden.
Aber ist es nicht genau umgekehrt? Hält nicht die Amtskirche kategorisch daran fest, und zwar keineswegs als Metapher, sondern wortwörtlich? Die Amtskirchen könnten ja problemlos sagen: „Wir reiten nicht auf dem Jungfernhäutchen herum, denn das ist überholter Aberglaube“. Aber das tun sie nicht. Jene Theologen, die es versuchen, werden rausgeschmissen. Wir Atheisten nehmen das lediglich zur Kenntnis.
Du persönlich würdest wohl nicht auf dem Jungfernhäutchen herumreiten. Warum? Weil es physikalischer Unsinn ist. Eine Geburt zerstört das Jungfernhäutchen. Richtig? Aber was ist dann mit der Auferstehung und Himmelfahrt von Jesus? Ist das nicht auch physikalischer Unsinn? Sind dann nicht
alle Wundergeschichten aus der Bibel physikalischer Unsinn? Die Jungfernschaft ist ja nur eine von sehr vielen Geschichten gleicher Art. Wenn wir auf diese Geschichte verzichten, kommt sofort die nächste. Es ändert im Grunde nichts.
Warum soll die Jungfernschaft überholter Aberglaube sein, nicht jedoch die Himmelfahrt von Jesus? Das würde mich sehr interessieren.
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Dein zweites Argument besteht darin, dass sich auch der Glaube weiterentwickeln kann, und dass wir Atheisten diese Weiterentwicklung nicht berücksichtigen.
Dieses Argument kann ich nachvollziehen. Viele Gläubige sagen gleich am Anfang einer Debatte: „Natürlich glaube ich nicht an einen alten Mann mit Rauschebart! Das wäre ja dämlich! Mein Glaube ist viel differenzierter und moderner!“
Es gibt einige Probleme mit dieser Aussage:
Erstens, auch auf Rückfrage war bisher niemand bereit, seinen persönlichen Glauben hier auszubreiten. Ich selbst habe mich immer wieder interessiert gezeigt aber nur völlige Stille geerntet.
Zweitens, obwohl ich am persönlichen Glauben einzelner Menschen interessiert bin, ist es gesellschaftlich nicht relevant. Relevant sind die großen Organisationen, weil diese die Gesellschaft in höchst negativer Weise beeinflussen. Nur deswegen übe ich Kritik. Ansonsten ist es mir egal, was die einzelnen Leute glauben. Es geht mich nichts an.
Drittens ist die Behauptung falsch, es gäbe einen modernen, aufgeklärten Glauben, der weniger verdächtig wäre als der offizielle Kirchenglauben. Hast Du irgendwelche Belege für Deinen aufgeklärten Glauben? Kommt er ohne Wunder aus? Ohne logische Brüche? Wie wurde er Dir offenbart? Oder ist er ganz und gar auf Wunschdenken aufgebaut? Das würde mich wirklich interessieren.
Meine Beobachtung ist, dass jeder einzelne Gläubige denkt, er habe eine stimmige Erklärung für all die Ungereimtheiten. Was diese Gläubigen jedoch übersehen, ist dass sie keineswegs Ordnung ins Chaos bringen,
sondern sie sind Bestandteil und Ursache dieses Chaos. Gerade die Tatsache, dass
jeder Gläubige begründen kann, warum seine Idee zutreffend ist, beweist, dass keine zwingende Beweisführung vorhanden ist. Die eine These ist so gut wie die andere. Keine ist plausibler als die andere. Die angeblichen Beweise entpuppen sich als Wunschdenken.
Du sagst, Deine Position würde nicht ausreichend berücksichtigt, und das kann durchaus sein. Ich habe mich jedoch ausführlich mit Deinem Posting beschäftigt. An mir liegt‘s also nicht!
PS: Wenn Du möchtest, kann ich auf das von Dir verlinkte Posting eingehen.