gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
4 Radtage Südbaden
4 Radtage
Südbaden
4 Radtage Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
30.04..-03.05.2026
EUR 199,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Da fasse ich mir echt an den Kopf…
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19.08.2017, 17:54   #7664
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Nö, denn genau diese Fragen beantwortet Dawkins ausführlich im „Gotteswahn“ und auch in einem Vortrag namens „The Purpose of Purpose“ (YouTube). Er stellt die These auf (und begründet sie), dass bestimmte Verhaltensweisen bei Mensch und Tier ursprünglich einem anderen Zweck dienten, als es heute den Anschein hat.

Die These besteht darin, dass in evolutionär entstandenen Kreaturen häufig Verhaltensweisen zu finden sind, die eigentlich unsinnig sind, aber die sich aus einem früheren Zweck erklären. Dieser Mechanismus läuft nun ins Leere, weil der ursprüngliche Zweck nicht mehr vorhanden ist. (Der englische Begriff „misfiring“ wird von Dawkins benutzt, d.h. es gleicht einem Schuss der fälschlicherweise losgeht.) Man kann das an vielen Beispielen demonstrieren. Hunde scharren ihren Kot auch dann zu, wenn sie auf Asphalt stehen und nichts zum Scharren vorhanden ist. Menschen nehmen Verhütungsmittel und haben anschließend Sex.

Es existiert quasi ein Schalter für ein bestimmtes Verhaltensmuster, den man sehr leicht betätigen kann, obwohl der ursprüngliche Auslöser nicht mehr vorhanden ist. Beispielsweise ist es sehr leicht, in uns Menschen den Ruf nach Gerechtigkeit oder Rache zu erzeugen, indem man uns ganz bestimmte Filmszenen zeigt. Es erfolgt eine vorhersagbare Reaktion im Publikum, ganz egal welcher Kultur oder Altersgruppe das Publikum angehört. Dieses Phänomen muss eine Ursache haben, die irgendwann einmal einen Überlebensvorteil bot.

Die Leichtgläubigkeit von Kindern hat einen solchen Überlebensvorteil.

Natürlich stellt sich die Frage, warum manche Menschen diesen Glauben später ablegen. Aber diese Frage, obwohl sie berechtigt ist, führt vom Kern der Sache weg, denn der Kern der Sache besteht darin, dass die meisten Menschen sich umso schwerer vom Glauben lösen können, je effektiver die Indoktrination im Kindesalter war. Für diesen Zusammenhang bietet Dawkins eine Erklärung. Hinzu kommen im Erwachsenenalter natürlich noch andere Faktoren wie Bildung, Selbstbewusstsein, Zufälle und einiges mehr.

Dass die Weitergabe von Märchen/Legenden/Mythen funktioniert wie ein Virus, erklärt Dawkins ebenfalls ausführlich. Es ist nicht der Inhalt, sondern eine bestimmte Konstellation, die sich gut kopiert, ohne dass es einen Sinn haben muss. Es kopiert sich, weil es sich gut kopiert. Ich fasse mich hier kurz, weil es nicht der zentrale Punkt Deiner Argumentation ist.

Zu behaupten, Dawkins würde die Dinge einfach aus der Luft greifen und nicht begründen, ist albern. Denn Dawkins begründet sehr akribisch und ausführlich, und er beschäftigt sich auch mit den üblichen Gegenargumenten. Vor allem jedoch gibt er eine Einschätzung, wie zuverlässig seine Perspektiven sind, d.h. er gaukelt keine Gewissheit vor, wo keine Gewissheit existiert. Wo er etwas nicht exakt weiß oder nur vermuten kann, legt er es offen. Das ist genau das Gegenteil der selbstherrlichen Allwissenheit, die uns die Kirche einredet.

Dawkins hat im Prinzip zwei Thesen:

Erstens, die Erklärungen der Religionen über die Herkunft von Menschen, Tieren und Pflanzen sind falsch, und man kann es beweisen.

Zweitens, die moralisch-ethischen Lehren der Bibel sind monströs und barbarisch, und ein Blick in die Bibel beweist es.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten