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Szenekenner
Registriert seit: 15.10.2009
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Ich starte bei Ironman, Challenge und örtlichen vom Verein organisierten Rennen. Ich betrachte mich daher als neutral. Bei Ironman bezahle ich am meisten, aber wenn der Ort näher ist, der Termin günstiger oder andere Faktoren meine Wahl beeinflussen, ist es durchaus sinnvoll trotz des Geldes dort zu starten. Über den Vorteil nichtkommerzieller Veranstaltungen brauche ich wohl nichts zu sagen, jeder kennt die liebevollen Veranstaltungen mit Kuchentheken und geballter ehrenamtlicher Kraft. Daher beschränke ich mich mal auf einen Roth-Frankfurt-Vergleich.
Im Internet liest man häufig "Ironman oder Challenge ist egal, Geld verdienen wollen sie alle". Das mag auf dem ersten Blick stimmen, ich finde es auch nicht schlimm, wer eine gute Geschäftsidee hat, soll sich damit dusselig verdienen und Porsche fahren.
Auf dem zweiten Blick sind die beiden Unternehmen aber sehr unterschiedlich. Ironman wurde mehrmals verkauft und jeder Käufer versucht das Geschäftsmodell weiter auszupressen um Rendite zu erwirtschaften. Challenge ist klein gestartet und versucht expandieren, zumindest das Rennen in Roth ist absolut auf Nachhaltigkeit getrimmt. Hier wird weiter investiert, jedes Jahr gibt es Neuerungen, Verbesserungen und Innovation. Das ist auch kein Wunder, die Familie kommt von dort, sie können dort keine verbrannte Erde hinterlassen, zahlreiche persönliche Verknüpfungen schweissen dort die Menschen zusammen. Ich konnte da mal Einblicke kriegen, keiner würde dort riskieren sich mit jemandem zu verkrachen.
Ich wechsle mal die Perspektive und berichte aus sportlicher Sicht: Ich startete in Roth seit 2004 jedes Jahr außer 2006, 2016 und 2017. In Frankfurt bin ich jetzt 2017 das erste Mal gestartet.
Anreise
Roth: Egal an welchem Tag der Woche man anreist, aus allen Himmelsrichtungen heissen einen große Banner über der Straße Willkommen. Zahlreiche Plakate, Werbetafeln und Schilder weisen auf den Event hin. Die Schaufenster sind dekoriert, die Radstrecke ist mit riesigen KM Tafeln bereits ausgewiesen, Gänsehaut pur schon im Auto. Die ganze Bevölkerung ist freiwillig oder unfreiwillig auf Challenge programmiert.
Frankfurt: Nichts dergleichen, auf dem Campingplatz wusste man nichts vom Ironman, Passanten können einem selbst am Mainufer nicht sagen, wo das Eventgelände ist. Tote Hose, alle Sportler irgendwo in Hotels versteckt.
Anmeldung
Roth: Riesiges Eventgelände, perfekte Abläufe, gigantische Messe, Bändchen, Rucksack, Startbeutel, WerbegeschenkeProgrammheft, Nudelparty. Alles ist hochwertig.
Frankfurt: Mickrige Messe, kleines Angebot, keine Atmosphäre. Bändchen, Rucksack, Programmheft ähnlich - aber Plastiktüten statt Wechselbeutel (peinlich). Selbst die Sponsoren geben nichts in die Startpakete. Da hätte ich jetzt irgendwie mehr erwartet.
Wettkampf
Roth: Von A-Z der absolute Hammer. Überall Stimmungsnester, laute Musik, Anwohner in ihren Gärten und zahlreiche Helfer bis tief in die Nacht.
Frankfurt: Der Start ähnlich emotional, super Gelände und super Ablauf. Die Radstrecke ausgestorben, viele lästige Abzweigungen, unnötige Kopfsteinpflaster, 4km zu wenig. Laufstrecke wieder genauso gut wie in Roth, für Zuschauer sogar angenehmer. Helfer packen allerdings vorzeitig ein. Zieleinlauf auch schön, aber an Roth kommt es nicht dran.
Fazit
Frankfurt ist ein schöner Wettkampf, aber bietet nicht mehr, sondern weniger als Roth. für die Begeisterung in der Bevölkerung kann der Veranstalter vielleicht nichts, aber Roth zeigt, dass man durch langfristige Kontinuität die Bevölkerung begeistern kann, diskostet aber viel Kraft, Kreativität und auch stellenweise Geld. Im Kraichgau funktioniert das auch. Für 600 Euro erwarte ich aber Premium durch und durch, stattdessen stolpert man immer wieder über "billig". Der Veranstalter kann hoffen, dass man das nicht merkt, man merkt es aber. Wenn ich Nobel-Restaurant zu Mondpreisen essen gehe, dürfen da keine Papier-Servietten liegen oder aus dem Mitarbeiterbereich Metalmusik und Zigarettenqualm kommen. Teurer Luxus ist okay, aber wenn der Gegenwert nicht stimmt, wird es langfristig auf NEPP hinauslaufen.
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OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und  beim Einkaufen
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