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Wobei ich gern einmal den Unterschied zwischen Molli und (Polen-)Böller in der Gefährlichkeit als Wurfgeschoss anzweifle. Ich war schon einmal dabei als einem Kollegen der halbe Bauch mit einem Polenböller im Stadion (VFL OS gg Preußen Münster) weggesprengt wurde. Explodiert das Ding auf Kopfhöhe, ist aus die Maus. Also in der objektiven Gefährdung durch aus beides als todbringende Waffe geeignet. Zumal vom Dach geworfen nahezu keine Abwehrmöglichkeit besteht. Dafür ist die Polizei in diesem Land zu schlecht ausgerüstet und wenn wir ehrlich sind, wollen wir auch keine paramilitärisch aufgerüstete Polizei und ich finde es gut, dass wir sowas im Regelfall im Normaldienst nicht brauchen.
Nach wie vor finde ich es unsäglich solche Szenen zu banalisieren in dem man deinen vermeintlichen Molli als nur einen Böller verharmlost, obwohl von beiden Waffen eine todbringende Gefahr ausgehen kann.
Das keiner der verhafteten noch in Haft ist, liegt halt an unserem viel gescholtenen Rechtssystem, dass gerade die, die es regelmäßig kritisieren (politisch weit links und rechts der Mitte), regelmäßig vor strafrechtlicher Verfolgung schützt, da die Beihilfe zu Straftaten sehr eng gefasst wird. In unserem Rechtssystem muss eben dem Täter eine unmittelbare Tatbeteiligung nachgewiesen werden (auch für Landfriedenbruch). Da stehen ca 30 Leute auf dem Dach und 10 werfen Gegenstände auf die Einsatzkräfte. Jetzt weise einmal nach, wer denn nun konkret die Gegenstände geworfen hat. Wenn man nun den Beihilfebegriff ein wenig weiter fassen würde, könnte man nun hingehen und allen 30 ein Strafverfahren wegen Beihilfe zum Mord oder zumindest wegen Strafvereitelung anhängen, da sie natürlich durch ihre reine Anwesenheit und wahrscheinlichen Verweigerung der Aussage die Ermittlung der wirklichen Täter verhindern.
Was ich daran halt so zynisch finde, ist dass unsere feinen Herren anarchische Krawallos genau dieses System, durch das sie so hervorragend geschützt werden, angreifen und vernichten wollen.
Was haben diese vermeintlichen Demokraten erreicht? Das man genau medial prominent nur eben über die Krawalle berichtete und damit weder Zeit für die intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten vom G20 Gipfel hatte, noch den berechtigten Interessen der Gegner mediale Präsenz gewähren konnte. Also im Hinblick auf ernsthafte Demonstrationen einen Bärendienst erwiesen hat.
Was wird passieren? In der breiten Öffentlichkeit bleiben natürlich die großen Krawalle im Gedächtnis. Somit wird es in Zukunft sehr viel mehr Auflagen und damit Schwierigkeiten für "normale" berechtigte Demonstrationen geben. Es wird sicherlich deutlich mehr Polizeipräsenz geben und dabei ist die Zündschnur des zu akzeptierenden Fehlverhaltens deutlich kürzer als bislang. Wäre ich politisch engagierter Linker und würde Demonstrationen organisieren, wäre ich gewaltig angepisst, aufgrund der zu erwartenden Schwierigkeiten, die der "schwarze Block" meinem Engagement nun eingebrockt hat. Aber komischerweise hört man aus dieser Ecke nichts in diese Richtung. Entweder toleriert oder befürwortet man als die Ausschreitungen, oder man findet kein Gehör auf den mir zugänglichen Kanälen. Vielleicht ist man natürlich auch zu sehr eingeschränkt um die Tragweite des Handelns zu überblicken. Ich glaube da leider eher an ersteres, nach meinen persönlichen Erfahrungen mit diesem Klientel.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
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