Schön, dass wir und zumindest einig sind, dass die Frage nach dem "Kommt etwas nach dem Tod?" zuerst geklärt werden musste, bevor man zur Frage "Wie mache ich das Leben nach dem Tod möglichst angenehm?" kommen konnte.
Andersrum hätte es auch keinen Sinn gemacht. Wie will ich jemand Angst vor der Hölle machen, dem es grundsätzlich egal ist, was nach seinem Tod passiert.
Nun zu deiner Frage:
Zitat:
Zitat von Jörn
Die Frage nach dem „danach“ steht aber doch gar nicht zur Debatte? Zur Debatte stehen Ängste. Es muss also um Ängste bezüglich des Leben nach dem Tode gehen; und dies ist eine relativ neue Idee.
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Captainbeefhearts These, warum Religionen weiterhin einen hohen Stellenwert haben, war:
Zitat:
Zitat von captainbeefheart
1. Religion bedient ein individualpsychologisches Transzendenz- und Zugehörigkeitsbebefürfnis. Außerdem hilft es bei Ängsten.
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Deine Antwort war:
Zitat:
Zitat von Jörn
1. Religion hilft keineswegs bei Ängsten, sondern schürt sie. Die angebliche Hilfe ist nur vorgetäuscht. Vor allem werden Leute verdammt und bedroht.
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Diese These geht an der Fragestellung von Captainbeefheart vorbei. Das von dir angesprochene Schüren von Ängste ("sonst kommst du in die Hölle!") kann erst greifen, wenn derjenige bereits an das Leben nach dem Tod glaubt, also die Grundidee der Religion zum Leben nach dem Tod angenommen hat.
Deine These - "Religion schürt Ängste" - kann also nicht erklären, wieso sich Menschen auch heute noch den unterschiedlichen Religionen zuwenden. Ganz bestimmt nicht, weil die Religion ihnen Angst macht.
Hier greift eher die These von Captainbeefheart. Die Menschen suchen Antworten, weil sie Angst haben. Diese Angst, die Captainbeefheart meinte, ist, so meine These, die Grundangst, was "danach" kommt bzw. dass danach nicht ist bzw. sein könnte. Die Unterscheidung in "danach" und "Angst" ist daher falsch, die Angst betrifft direkt die Frage nach dem "danach". Der suchende Mensch möchte zunächst eine Antwort,
ob bzw. die Antwort
dass etwas danach kommt. Erst danach kann die Frage kommen
was bzw.
wie das "danach" ist.
Auf die erste Frage sucht er eine Antwort und sucht diese vermutlich eher bei den Religionen, weil die naturwissenschaftliche Antwort "nichts" ihn nicht beruhigt bzw. nicht die insgeheim gewünschte Antwort ist. Die Idee, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, hat für viele sicher etwas beruhigendes, sowohl für das eigene Ableben wie auch das Ableben nahestehender Personen, da diese nicht mit einem Schlag "weg" sind. Dieser Gedanke mag für dich nicht nachvollziehbar oder irrational, das Versprechen der Kirchen auf ein ewiges Leben für dich Scharlatanerie sein etc., ich denke aber, dass dies für viele ein sehr tröstender Gedanke ist und sie sich deshalb mit einer Religion bzw. dem Grundidee der jeweiligen Religion anfreunden können, denn die Angst vor dem Nichts wird den Menschen erstmal genommen.
Das ist, was Captainbeefheart meinte. Vielleicht keine perfekte These, aber immerhin eine These.
Deine These, dass Religion auch Ängste schürt, der ich auch grundsätzlich bereits zugestimmt habe, greift an einem anderen Punkt an, erklärt aber nicht, wieso sich Menschen der Religion zuwenden.
Wie schon gesagt, mir ist egal, woran irgendjemand glaubt. Wenn du aber jemand von der Sinnlosigkeit seines Glaubens überzeugen willst, musst du erst der Frage auf den Grund gehen, woher der Glaube kommt und wieso derjenige glaubt. Deine These gehen sehr oft davon aus, dass die Kirche die Grundlage des Glaubens geschaffen hat. Ich gehe davon aus, dass sich, egal bei welcher Religion, der Glaube zuerst entwickelt hat und erst später eine Institution entstand, um diesen Glauben zu kanalisieren und irgendwann dann auch für sich zu nutzen.
M.