Zitat:
Zitat von Klugschnacker
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Das zeigt meiner Meinung nach, dass Sein und Sollen in der Lebenswirklichkeit der Menschen nicht völlig getrennt sind. ...

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Ganz genau. Es kommt aber darauf an zu betonen, daß diese Verbindung von Menschen hergestellt, relativ willkürlich und von ihren Interessens- und Lebensumständen usw. abhängig ist.
Die Menschen wollen ja in der Regel Begründungen für ihre Ethik. Die Religion liefert eine solche Begründung, die ihre besondere Stabilität dadurch gewinnt, daß sie eine ganze, transzendente Seinsebene postuliert. Diese kann zwar leicht bekämpft werden überall dort, wo sie sich zu eng mit dem Empirischen verbundenen Aussagen hinreißen läßt, wie in dem Beispiel mit dem Teufel oder den Hexen. Da sie aber wesentlich ein reines Gedankengebilde darstellt, ist sie jederzeit flexibel genug, Widerlegungen solcher Art mehr oder weniger unbeschadet zu überstehen.
Wäre ich ein militanter Atheist, meine Folgerung sähe so aus: Die Religion in einzelnen Tatsachenfragen zu widerlegen ist nicht genug, um sie erfolgreich zu bekämpfen. Der Kern der Auseinandersetzung muß auf dem Feld der konkreten ethischen Fragen geführt werden. Sind die Antworten der Religion auf diesem Feld einmal besiegt, werden auch ihre Begründungen von alleine wegfallen.