Zitat:
Zitat von Jörn
Lass mich raten. Die Antwort werden wir nie erfahren, stimmt's?
|
Meine Perspektive ist, dass wir alle ein Grundbedürfnis nach Transzendenz haben. Transzendenz ist meistens als Suche nach einer das individuelle Selbst überschreitenden Dimension oder nach etwas, das außerhalb des beobachtbaren Systems liegt, definiert. Ob dieses Bedürfnis (teilweise) angeboren ist und / oder (teilweise) sozialisiert vermag ich nicht zu sagen, vermutlich ist es ein Mix aus beidem.
Das würde dann auch erklären, dass es jenseits der Diskussion hier, die sich maßgeblich um christliche Narrative dreht, schon vorher und parallel immer wieder Glaubenssysteme entstehen, die dieses Bedürfnis befriedigen. Jörn hat das in vielfacher Hinsicht ausführlich beschrieben, dass es geradezu eine Konkurrenz von Systemen mit zum Teil unterschiedlichen Erklärungsmustern gibt.
Weil es dieses Grundbedürfnis gibt und weil es entsprechende Systemangebote gibt, bilden sich recht zeitstabile Systeme aus, die sich selbst erhalten und gegen anderen abgrenzen. In ihrem Kern sind diese Systeme aber alle gleich: Sie bilden sich entlang der Systemdifferenz "Immanenz - Transzendenz" aus (Immanenz = das in den Dingen enthaltene; Transzendenz = jenseits eines Bereichs möglicher Erfahrung und Empirie).
Was ist jetzt mit dem offensichtlichen Widerspruch, dass empirische "Wahrheiten" dem Glauben entgegenstehen und trotzdem geglaubt wird? Hier denke ich, dass wie bei allen intrapsychischen Konflikten letztlich eine innere, durchaus auch unbewusste Priorisierung stattfindet, die den einen Ast der Ambiguität ausblendet oder relativiert, um den inneren Spannungszustand zu reduzieren. Wir wollen es ja irgendwie mit uns aushalten :-) Dazu kommt ggf. noch sozialer Druck.