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Leider lässt sich die Diskussion um das BGE nicht so einfach führen und es ist auch recht schwer zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen, wie "richtig" oder "falsch". Das sind auch Kategorien, die der Komplexität der Fragestellung nicht gerecht werden.
Warum?
(1) Die Vorhersagbarkeit der Reaktion von (ganzen Gesellschafts-)Systemen auf grundlegende Veränderungen ist nur sehr begrenzt gegeben. Selbst mit der besten volkswirtschaftlichen Modellrechnung können wir die Effekte nur fragmentarisch vorhersagen. Es bleiben zudem selbst bei günstiger Prognose immer erhebliche Risiken, dass sich angenommene Effekte entgegen der Annahmen entwickeln.
(2) Wir stehen mit der Digitalisierung an einer Zeitenwende, wie wir sie bei der Ablösung der Agrar- zur Industriegesellschaft schon einmal erlebt haben, vermutlich wird es sogar noch heftiger. Viele der traditionellen Geschäftsmodelle stehen ganz oder teilweise zur Disposition: Banken, Versicherungen, Einkaufen etc. Es entstehen hier zwar Chancen durch neue Geschäftsmodelle mit entsprechenden Arbeitsplätzen, aber dafür gehen auch zig-Tausende in den traditionellen Geschäftsmodellen verloren. Vermutlich deutlich mehr Verlust, als neue Arbeit geschaffen wird weil die neuen Geschäftsmodelle deutlich effizienter sein werden).
(3) Anders als bei den bisherigen Veränderungen(die meistens die „einfachen“ Arbeitsplätze obsolet werden ließen) trifft es jetzt die Mittelschicht, die gut ausgebildeten und bislang sattelfesten Sachbearbeiter, den Vertrieb, die Entwickler etc. Eine solche gesellschaftliche Verwerfung hatten wir noch nicht in Deutschland.
(4) Gleichzeitig haben wir den gegenläufigen Effekt, dass durch den demografischen Wandel heute Nachwuchs in vielen Fällen fehlt. Bei einer Nettoreproduktionsrate von 1,44 ist das auch auf absehbare Zeit weiter so. Und wir werden deutlich älter, müssen also länger im Erwerbsleben gehalten oder mit Rente versorgt werden.
(5) Die Frage ist deshalb u.a., in welcher Weise die Effekte der Digitalisierung und des demografischen Wandels wann und mit welcher Wucht auf unser Gesellschaftssystem durchschlagen.
(6) Bleiben schließlich 2 Punkte, die mit Blick auf das BGE nicht „einfach so“ und schon gar nicht mit populistischer Verengung angenommen werden müssen: Zum einen das Menschenbild von dem wir ausgehen. Grob vereinfacht, ob der Mensch zur Leistung angehalten werden muss, oder von sich aus leistungsbereit ist (Theorie X oder Y nach McGregor).
(7) Und zum zweiten: Die Frage in welcher Gesellschaft wir leben WOLLEN, also was unsere Antwort auf den technologischen Fortschritt und den damit herausgeforderten gesellschaftlichen Paradigmenwechsel ist.
Nachdem das BGE zunächst eher von einer eher begrenzten „Freak“-Population befürwortet wurde, ist es heute so, dass sich einerseits wissenschaftlich immer mehr Vertreter der Idee öffnen (nachdem Milton Friedman lange der der einzig prominente Vertreter war), andererseits auch immer mehr CEO’s (Werner, Kaeser, Höttges, Leukert etc.).
"Der Idee öffnen" ist der Begriff. Weil auch diesen klugen Personen klar ist, dass das BGE weder eine „eierlegende Wollmilchsau“ ist, die als Patentlösung alle unsere Probleme zu lösen imstande ist, noch eine Einführung reibungslos funktionieren kann. Dennoch ist die Öffnung Teil der dringend notwendigen Diskussion, welche Gesellschaft wir mit Blick auf die heute aktuellen und morgen zusätzlich relevanten Herausforderungen haben WOLLEN.
Geändert von captainbeefheart (24.03.2017 um 20:03 Uhr).
Grund: Es ist Werner, nicht Rossmann.
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