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Ich arbeite seit 1997 als Nachhilfelehrer und war an mehreren Schulen Vertretungslehrer.
Ein Teil meiner Nachhilfeschüler muss ich ständig dazu motivieren die Zeit zu nutzen und sie nicht nur mehr oder weniger tot zu schlagen und dabei evt. noch andere, deren Bereitschaft höher ist etwas für die Schule zu machen, zu stören.
Es ist auch heute noch so wie es auch bei uns früher war:
Da gibt es eine starke Gruppendynamik unter den Schülern.
Viele achten sehr darauf wie sie ankommen.
Selbst Schüler, die eigentlich eher Streber sind, verhalten sie je nachdem, wer sonst noch so in der Kleingruppe ist, bei der Nachhilfe anders als sonst und vermutlich auch zuhause.
Ich würde sagen sie verbergen es sogar ein bisschen, dass ihnen die Schule sehr, sehr wichtig ist und dass sie sehr darauf bedacht sind gute Noten zu haben.
Leider ist ein Teil der Nachhilfeschüler recht passiv.
Ich muss ihnen oft mühevoll aus der Nase ziehen, was sie gerade so machen.
Üben können sie für sich alleine.
In erster Linie sollte es darum gehen, dass ich ihnen Sachen erkläre, die sie nicht verstehen.
Dazu muss aber halt was kommen von den Schülern selbst.
Die können mir nämlich im Prinzip alles mögliche sagen.
Ich kann und will das nicht dauern überprüfen.
Es ist anstrengend genug den Großteil der Gruppe dazu zu motivieren die Zeit zu nutzen.
Je mehr Zeit ich mit jemanden verbringe, den man kaum motivieren kann, desto weniger kümmere ich mich um den Rest und dann greift das um sich.
Die ersten Minuten sind am wichtigstens.
Wenn es da gelingt, dass alle, was machen, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Rest der 1,5 Stunden auch ganz gut läuft.
Es kann immer wieder kippen vor allem dann, wenn die Schüler der Ansicht sind sie hätten jetzt nichts mehr zu tun.
Viele Eltern kümmern sich in meinen Augen deutlich zu wenig um ihre Kinder.
Sie schicken sie zur Nachhilfe, lassen sich aber z.B. nicht zeigen, was ihr Kind in der Nachhilfe gemacht hat.
Da kann man sehr schnell erkennen, wie es um die Motivation bestellt war.
Meine Aufgabe ist es nicht die Schüler unter Druck zu setzen oder zu erziehen.
Das geht sehr schlecht, ich möchte das auch nicht und mir fehlen die Druckmittel, welche ich ja eigentlich auch gar nicht groß haben möchte.
Im Weitesten Sinne erzieherisch versuche ich einzuwirken, aber eben ziemlich unautoritär.
An einer Schule mit Ganztagsunterricht war ich längere Zeit und aus dieser Schule hatte ich auch schon ein paar Nachhilfeschüler.
Die Ganztagsschüler sind praktrisch zeitlich fast so stark eingebunden wie Leute im Berufsleben.
Es bleibt kaum Zeit für wirklich private von der Schule unabhängige Aktivitäten.
In meinen Augen können die meisten Schulen ihren Schülern viel zu wenig bieten als das ein Ganztagsprogramm zu rechtfertigen wäre.
Da müsste es dann viel mehr Möglichkeiten geben nachmittags in der Schule sich eben nicht mit ganz ähnlichem zu beschäftigen wie schon den ganzen Morgen über bis zum frühen Nachmittag.
Es besteht zwischen den Schülern ziemlich stark ausgeprägt Konkurrenz.
Meist wird es eher spielerisch ausgelebt.
Man will cool sein in der Gruppe bzw. gegenüber einzelnen, die in der Gruppe eine besondere Position haben.
Die Grenzen zwischen Spaß und Ernst vesrchwimmen dabei oft.
Es fängt als Spaß an und kann kippen.
Andere werden erst einmal eher spaßig "verarscht".
Wenn dann Grenzen überschritten werden, kann es wie gesagt kippen und dann wird es zur Konfrontation.
Mir tun die heutigen Schüler Leid:
Viele haben keine richtige Kindheit und Jugend mehr in meinen Augen.
Für die Schule geht fast so viel Zeit drauf wie für einen Vollzeitjob.
Das Wort Job passt auch.
Einen Job macht man halt, weil man glaubt ihn machen zu müssen und eben nicht, weil man ihn gerne macht.
Mit vielen meiner Nachhilfeschülern (die kenne ich im Laufe der Zeit besser) möchte ich nicht tauschen.
Da gibt es recht oft schwierige familliäre Verhältnisse.
Auf der einen Seite Vernachlässigung durch die Eltern, auf der anderen Seite aber auch Eltern, die ihre Kinder ziemlich unter Druck setzen und fast deren gesamten Tag stark beeinflussen ihren Kindern einen Termin nach dem anderen reindrücken u.ä..
Solange sie Kinder sind schaffen die das recht gut oft, aber irgendwann geht duie Kindheit vorbei und dann brechen manche gewaltig aus.
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