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Zitat von Schwarzfahrer
..., zuerst an die Hilfsbedürftigen, "die schon länger hier leben", und erst in zweiter Reihe an die Flüchtlinge bzw. Migranten.
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Ist das wirklich so? Das glaube ich nicht. Hier im Forum wurde nach Rad- und Laufsachen für "Flüchtlinge" gesucht. Es gab plötzlich in jedem Ort nahe einer LAB plötzlich Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kleider- und Sachspenden für die Flüchtlinge zu sammeln.
Ich kann mich nicht entsinnen, dass es außer den klassischen caritativen Einrichtungen großartige Initiativen gab, für die Hilfsbedürftigen, die schon da sind, zu sammeln und wer ist denn tatsächlich Hilfsbedürftig? Der Hartz4 - Empfänger empfängt doch schon Hilfe nahezu ohne Gegenleistung (wenn er sich denn geschickt anstellt).
Nein ich glaube fest daran, dass der helfende hier keinen Unterschied macht. Die meisten Asylbewerber kamen halt mit nichts hier an. Das ist schon einmal erheblich weniger als der Hartz4 Empfänger hat und ich finde es ist nicht in Ordnung wenn man diese Gruppen gegeneinander ausspielt.
Ich finde es auch nicht in Ordnung wenn von vielen Menschen angeführt wird, dass es nicht in Ordnung ist, dass derjenige der lange Zeit gearbeitet hat das selbe Hartz4 bekommt, wie jemand "neues", der nie eingezahlt hat. Das ist nämlich nicht richtig. Denn der, der arbeitslos wird, bezieht erst einmal eine ganze Zeit lang ALG2 bis er ins Hartz4 rutscht. Zudem darf der Hartz4 Empfänger hinzuverdienen. Der Asylbewerber ist nicht arbeitsberechtigt. Das ist einfach Bauernfängerei der Braunen, um die Gruppen gegeneinander auszuspielen.
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Zitat von Schwarzfahrer
Aber für diese Bedürftigen ist nun mal nicht nachvollziehbar, wieso für ihre Bedürfnisse nie Geld da war, und plötzlich für die Migranten alles mobilisiert wird. Das ist von der regierenden Politik nie begründet oder vermittelt worden.
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Das stimmt. Aber wer soll denn das auch kundtun? Die Opposition fordert seit dem Schäuble an der Schatulle sitzt mehr Investitionen in alles mögliche. Und die Regierung wird sich damit rechtfertigen, dass die Tilgung der Staatsverschuldung größere Priorität hat, als Investitionen. Zumal seit Schwarz/Gelb ja eher wirtschaftsliberale Finanzpolitik gemacht wird, was besonders bei der Deregulierung der Finanzmärkte sichtbar wurde.
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Zitat von Schwarzfahrer
Das ist eines der wesentlichen Keimzellen des Rechtsrucks: die Leute fühlen sich verarscht, weil sie sich von der Politik der etablierten christlich-sozialdemokratisch-grünen Einheitspartei nicht mehr vertreten fühlen. Die Regierung hat ein Amtseid zum Wohle des deutschen Volkes abgelegt - diese Verpflichtung ist in dieser Handlungskette nicht erkennbar.
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Also die Grünen haben ja nun schon seit längerem nichts mehr mit der Regierung am Hut und auch unter Rot/Grün waren sie kaum in der Lage richtungsweisend Regierungspolitik zu machen und mussten sich entsprechend auf wenige Resorts beschränken und der Finanzsektor gehörte sicher nicht dazu. Schon gar nicht als Schröder seinen Sozialverrat beging. Ich kann aber immernoch nicht verstehen wie man dann eine Alternative zur Regierung in der AFD sehen kann.
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Zitat von Schwarzfahrer
Ich glaube, der durchschnittliche Hartz4-Empfänger hat keine ausreichende Bildung, um die Details und längerfristigen Folgen eines AfD-Parteiprogrammes nachzuvollziehen. Sie hören nur, daß die AfD als einzige sich nichts scheut, überhaupt die o.g. Problematik anzusprechen. Ist es dann verwunderlich, daß sie sich dort ernstgenommen fühlen, während sie von einem Sigmar Gabriel als Pack beschimpft werden?
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Naja, wer aus Faulheit oder Dummheit entgegen der eigenen Interessen eine Partei wählt, die die eigene Situation nur verschlimmern würde, den darf man schon zurecht als Pack bezeichnen. Nicht falsch verstehen. Ich respektiere jeden, der sich in der Politik der AFD wiederfindet. Im Prinzip ist das doch der 90er Jahre FDP Wähler mit etwas überzogenem Patriotismus. Also eher derjenige dem es etwas besser geht und staatliche Intervention fürchtet, weil er dann ja nicht mehr besser ist als der Rest.
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Zitat von Schwarzfahrer
Aber nicht vergessen, daß ein zunehmender Anteil der Hartz-4-Empfänger bereits in 2 - 3 Generation in dieser Situation aufwachsen, und weder aus eigenen Fehlern reinkamen, noch aus eigener Kraft je rauskommen können.
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Das verstehe ich nicht. Jeder hat die Möglichkeit aus eigener Kraft (krankheitsbedingte Leistungsbezieher natürlich ausgenommen) aus Hartz4 herauszukommen. Auch erbt man den Status Hartz4 nicht. Jeder durchläuft eine Schullaufbahn, wo man sehen kann, dass es auch ein anderes Leben gibt, als besoffen auf dem Sofa zu liegen und die alte zu verprügeln, wenn das Bier nicht kalt genug ist. Ein Großteil der Menschen, die du hier beschreibst, sind in meinen Auge genau die, die mit dem Finger immer auf andere zeigen und immer andere für ihre eigene Situation verantwortlich machen, anstatt sich selber mal zu hinterfragen und den Arsch hochzubekommen. Ich habe täglich mit diesen Menschen zu tun, das ist unglaublich, was diese Menschen teilweise für Vorstellungen haben.
Und das ist genau der Punkt an dem eine linke Politik mit einem bedingungslosen Grundeinkommen und sozialer Gerechtigkeit leider nicht mehr vermittelbar ist. Weil man nicht nur den Topmanager hat, der sich selbstherrlich für unverzichtbar und daher seinen Mehrverdienst gegenüber anderen für notwendig und richtig hält, sondern einfach auch diese Leistungsverweigerer, die aus Faulheit, Dummheit oder sonstigen Gründen nur scheiße im Kopf haben und das Sofa nur verlassen, wenn sie den Bier oder Drogennachschub organisieren müssen.
Beide Seiten kann man nur mit absoluter ideologischer Bereitschaft auffangen und die ist sicher in der Masse nicht vorhanden, da hier bei vielen Menschen der FDP Leitspruch "Arbeit muss sich lohnen" (2009) im Kopf festgesetzt hat. Es ging ja sogar so weit, dass die SPD diesen Slogan 2012 übernommen hat. Verrückte Welt. Rechtsruck?
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Zitat von Schwarzfahrer
wir sollten aber differenziert bleiben, und nicht jeden Hinweis auf Probeme mit der Migration als "Schuldige suchen" fehlinterpretieren. würden sich alle seiten etwas zurücknehmen in ihrer "Gesinnungsethik", wäre ein Dialog zwischen den Lagern einfacher, und wir müßten keine Angst haben, daß das Land etwas mehr nach links oder rechts rückt - das Politische Spektrum ist nun mal so breit, jeder sollte seinen Platz drin bekommen.
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Ich wohne ja nun in einem sehr konservativen Teil Deutschlands. Hier wird der Mensch 2 Dörfer weiter schon als Ausländer betrachtet und sich stetig mit der Nachbarschaft in der Vorgartenpflege überboten. Ich glaube der einfach gestrickte Mensch, ist sich seiner Position in der Gesellschaft sehr wohl bewusst und er braucht Menschen, denen es schlechter geht, um sich selbst besser zu fühlen. Daher ist es imho auch so einfach die Gruppe der Leistungsbezieher gegen die Gruppe der Flüchtlinge zu mobilisieren und sie auf die "rechte" Seite zu ziehen. Man suggeriert ihnen damit, dass sie mehr "wert" sind als die Flüchtlinge, wenn es denen schlechter geht. Dies äußert sich vor allem darin, dass man die Dinge bewertet, die man wahrnimmt. Wem ist die Diskussion um die armen Flüchtlinge mit teuren Smartphones nicht in Erinnerung? Das Statussymbol Smartphone ist plötzlich auch in Händen derer, die weit unter mit stehen sollten. Das kann doch nicht richtig sein? Ich finde es traurig, dass der Horizont vieler Menschen nicht über den eigenen Tellerrand hinausgeht.
Und ich finde es erbärmlich, wie sich AFD, CDU/CSU und zum Teil auch SPD bemühen diese Menschen in der Flüchtlingsfrage für sich zu instrumentalisieren und damit aus dem "Wir schaffen das" eher ein "Wir wollen das gar nicht schaffen" machen. Schlimm finde ich auch dass Grüne und LINKE nicht in der Lage sind sich entsprechend lautstark zu positionieren, dass dies auch den oben genannten Menschen bewusst wird. Oder liegt es gar daran, dass die klassischen Medienhäuser fest in Händen von Menschen sind denen die Fortsetzung einer liberalen Wirtschaftspolitk sehr entgegen kommt?