Danke für die Klarstellung.
Ich würde Dir zustimmen, dass es Dinge gibt, die nicht bewiesen werden können. Entweder, weil es prinzipiell nicht geht, oder weil Informationen fehlen. Hier hat die Wissenschaft aber ein gutes Instrument gefunden, nämlich die Falsifizierung.
Beispielsweise kann ich die Behauptung nicht widerlegen, Du würdest Dich gerade in New York aufhalten. Das könnte ich selbst dann nicht beweisen, wenn ich in den TV-Nachrichten alle New Yorker aufrufen würde, Dich zu suchen. Vielleicht hast Du ein perfektes Versteck. Ein direkter Beweis ist nicht möglich.
Aber die konkrete Behauptung, Du säßest auf der Spitze der Freiheitsstatue, kann ich
falsifizieren. Zwar weiß ich dann immer noch nicht,
wo Du bist -- aber ich weiß definitiv, dass Du
nicht auf der Spitze der Freiheitsstatue sitzt. Auf diese Weise lassen sich durchaus beweisbare Erkenntnisse gewinnen über Vorgänge, die man nicht beweisen kann. Man kann mindestens die Möglichkeiten eingrenzen. Ich kann beispielsweise alle Hohlräume ausschließen, die kleiner sind als Dein Körpervolumen.
Der Mensch ist also sehr wohl fähig, beweisbare Erkenntnisse zu gewinnen über Dinge, die sich eines direkten Beweises (oder einer direkten Anschauung) entziehen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Entstehung des Lebens, also der Übergang von unbelebter zu belebter Materie (chemische Evolution). Egal welche Antworten man auf diese Frage finden wird: Einen direkten Beweis kann es nicht geben, da zur fraglichen Zeit niemand vor Ort war. Es kann höchstens darum gehen, eine Theorie zu entwickeln, die widerspruchsfrei ist (also nicht falsifiziert werden kann).
Überfliege bei Gelegenheit mal den
Wikipedia-Artikel über die Entstehung des Lebens. Du brauchst den Text nicht zu lesen, sondern lasse Dich einfach beeindrucken von den vielen Überschriften, Formeln und Diagrammen. Man kann auch als Laie erkennen, wie viel Wissen wir bereits angesammelt haben, um sehr enge Grenzen zu setzen für die gesuchte Lösung.
Das bedeutet: Wir haben zwar die Antwort noch nicht. Auch ein direkter Beweis scheint unwahrscheinlich. Aber das heißt nicht, dass wir überhaupt nichts darüber wissen können. Insbesondere bedeutet es nicht, dass wir uns die Antworten frei ausdenken können.
Zitat:
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das menschliche Denken ist begrenzt
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Sicherlich. Aber wo ist der Beleg dafür, dass diese Begrenzung nicht ausreicht, um den Urknall zu verstehen? Wir verstehen ja auch sonst eine ganze Menge.