Zitat:
Zitat von Mirko
Das könnt ihr noch tausend mal vorrechnen, die Angst ist dennoch da und die wird sich auch nicht so schnell wieder legen. Auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt meiner Arbeit hat ein 12 jähriger einen Bombenanschlag versucht. Wäre ich zufällig mit den Kollegen noch drüber gelaufen und wäre der Typ nicht zu blöd gewesen die Bombe zum explodieren zu bekommen wäre ich vielleicht lachend in eine Nagelbombe gelaufen. Das ist mathematisch unwahrscheinlich, aber trotzdem hat man es in im Kopf und wird davon beeinflusst.
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Ich kann das gut nachempfinden. Hier in Freiburg wurde eine junge Frau vergewaltigt und ermordet, und zwar am Ufer der Dreisam. Das ist eine Gegend, wo praktisch alle meine weiblichen Bekannten regelmäßig joggen gehen. 30 Kilometer entfernt wurde ebenfalls eine Joggerin umgebracht.
Das hatte zur Folge, dass zumindest eine meiner Bekannten, die seit 25 Jahren fünfmal pro Woche an der Dreisam und im angrenzenden Wald joggen ging, sich das nicht mehr getraut hat. Stattdessen lief sie in der Stadt in den Häuserschluchten. Die Mädels geben sich gegenseitig Empfehlungen für Pfeffersprays und Reizgas. Das muss man sich mal vorstellen! Diese Angst in ein bedeutender Verlust an Freiheit.
Es war für die Freiburgerinnen und Freiburger sehr wichtig, dass der Täter des hiesigen Mordes von der Polizei gefasst werden konnte. Das Bedrohungsgefühl ist kleiner geworden, die persönlich empfundene Freiheit größer.
So verständlich die Angst des Einzelnen ist, so verkehrt ist es, wenn wir uns als Gesellschaft vor den falschen Dingen fürchten. Weil wir dann zu falschen Entscheidungen kommen. Es ist schwierig zu entscheiden, welche Ängste begründet und welche eher unbegründet sind. Statistik kann dabei helfen, die Fakten nicht aus dem Blick zu verlieren.
Die Freiburger haben es geschafft, die Tat eines Einzelnen nicht auf alle geflüchteten Menschen, die hier Schutz bekommen, auszuweiten. Das Begehen von Straftaten war und ist falsch, das Schützen von Kriegsflüchtlingen war und ist richtig.