Obwohl ich den ganzen September Urlaub eingetragen hatte, wollte ich an sich nur wirklich nehmen, wenns Wetter taugte, um bestimmte Geschichten zu machen, die ich mir vorher ausgedacht hatte.
Ursprünglich hatte ich im Hinterkopf, nach ner Woche in der Firma die Geschichte mit den Chemins du Soleil noch durchzuziehn, aber erstens war grad kein Rad dafür vorbereitet und wärs in der zur Verfügung stehenden Zeit auch nicht geworden (vorallem den Forumslader.de einzubauen wär eng gewesen und Urlaub, um daheim rumzufrickeln, wollt ich nicht nehmen, weil die Zeit dann rum ist ohne dass wirklich was passiert ist) und zweitens war ich nach der Brenta-Episode so von Selbstzweifeln zernagt, dass mich mehr als die Haute Provence die Frage interessierte, ob ich tatsächlich so ne Wurst bin oder einfach ne unglückliche Fügung von Einzelaspekten dazu führte, dass ich mehr tot als lebendig auf der Alimontahütte ankam.
Also nahm ich den kürzesten Weg in den Alpenraum auf den Kieker, beobachtete die Wettervorhersage und suchte mir ein paar lohnende Kletter(steig)ziele im Allgäu.
Als die Begleitumstände passen sollten, buchte ich mir n ruhiges Hotelbett, legte mich nach der Arbeit auf die Bahn und erreichte kurz vor Mitternacht den Urisee, wo ich vor Jahren schonmal im Bulli übernachtet hatte.
Für den Morgen hätte ich mir nämlich zunächst nen Trip zur
Highline 179 vorgenommen.
Das ist schon ein krasses Bauwerk, umsomehr wenn man draufsteht, das Ding wackelt wie n Lämmerschwanz und man sich denkt, dass 1000 Leute da drauf könnten und es das dennoch aushält.
Ich war früh dran, nicht früh genug, leider, aber das Ticket für auf die Brücke (8Öre) konnt ich noch am Automat ziehn, leider hatte ich weder passendes Klimpergeld fürn Parkscheinautomat noch nahm der Scheine. Und wie es der gefühlten(?) Geschäftstüchtigkeit unserer austriakischen Nachbarn entspricht, hätte er auch nix zurückgegeben.
Nu gut, wartete ich halt bis um Irgendwas-nach-Neun, dass sich die Damen vom Infocenter bequemten, aufzusperren.
Dann die 100hm hochgehetzt, auf die Brücke. Leider n bissl zu spät, ich musste warten, bis die Japaner hinterm Baum verschwunden waren.
Es gäb noch das ein oder andere coole Pic, aber diese Penner von postimage.org haben zwar die komplette Plattform umgekrempelt, die Hochladefunktion bei nicht optimalem Internet ist aber genauso mies wie eh und je.
Dazu, und dann kotz ich mich halt vollends aus, geht Dragn n Drop nimmer, aber mei, nä?!
Die Brücke ist ganz witzig, die oben erwähnten Japaner trauten sich rund 20m raus, machten davon Bilder und kehrten dann um.
Somit war ich erstmal allein mit dem Bauwerk, bin ganz rüber, dort sassen zwo Alte mit ihren Hunden und feixten, dass ich mich wohl ganz rübergetraut hätte.
Aufm Rückweg kam mir noch ein ältliches Ehepaar entgegen, er klammerte sich ans Geländer, sie sich an ihn, aber bis ich zurück auf festem Boden war, hatte sie sich bereits bis zur Mitte vorgewagt während er sich immer noch da, wo ich sie passiert hatte, ans Geländer zu krallen schien.
Aber gut, weiter, war ja nicht unterwegs, um Brücken und ihre Besucher zu inspizieren.
Allerdings kam mir, als ich im Auto sass, der Gedanke, dasses doch ganz knorke wär, noch ne zweite Hängebrücke in dem Tag unterzubringen.
Also fix Planänderung und ab zu den Simms-Wasserfällen, dem Klettersteig dort und ner zwar nur halb so langen, jedoch nur wenige Meter niedrigereren Hängebrücke aufm Zustieg bzw. je nach Marschichtung Rückweg.
Dort war schon ein bissl mehr los (klar bei DEM Wetter), aber lucky me: im Klettersteig war ich mit noch jemandem allein zu zweit, die nächste Riege kam erst, als ich gerade ausgestiegen war.
Und hey, ich sags euch: das ist echt der Knaller wie das Wasser da mit Urgewalt unter den Seilbrücken tobt!
Ich lass mich gerne belehren, aber unmöglich, das in Bilder zu fassen!
Und irgendwie habens die Brüder mit den Seilbrücken geschafft, dasses einem auf beiden gleich übel geht. Unmöglich, das Szenario da drunter auszublenden. Auf der oberen sinds ja nochmal gut 4-5m mehr an Höhe über dem brausenden Höllenschlund, dafür wankt die untere etwas mehr...

Ich mein, anderswo, wenn die Seile gepsannt sind, da läuft man halt rüber, da kann man easy peasy balancieren und die Hände nur wenns nicht anders geht an die Drahtseile tun. Da wackelt nix, sehr im Gegensatz zu hier, wo alle Seile mal eben lässige 20-30cm hin und her pendeln.
Und an sich halten wir uns ja alle für ne coole Socke aber da schaukelst dann so hin und her, du setzt einen Fuss v o r s i c h t i g vor den andern und denkst dir, dasses wohl very special wär, wenns dich da mitm Rucksack jetzt reinsenkelt und du (wie bei mir neulich in der Halle und dementsprechend ohne Rucksack) mitm Kopf nach unten hilflos rumbaumelst währendst so überlegst, wannst zuletzt den Hüftgurt zu- oder nachgezogen hast...
Ging aber alles gut, einmal aussen rum, einmal oben drauf, da gibts n kleines Aussichtspodest, dann Klettersteigzeug aus und 300m weiter hoch zu Utas Café. Kaffee und Apfelstrudel sind obligatorisch nach getaner Müh und Plag und Unrast.
Interessanterweise ist die Holzgauer Hängebrücke wie erwähnt gegenüber der Highline179 gerade mal knappe 5m niedriger über Grund, dafür allerdings nur halb so lang und von daher auch etwas weniger spaktekulär.
Hindert aber scheinbar irgendwelche Affen nicht daran, sich gegenseitig beweisen zu wollen, wie wenig Furcht sie haben und dementsprechend darauf herumzuschaukeln. Ohne Hand am Geländer ists wegen dem natürlichen Geschwinge eh schon relativ schwer, rüberzukommen, aber mit diesen Idioten drauf schon dreimal nicht. Gut, dass deutlich angeschrieben steht, dass Schaukeln verboten ist.