Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Diese Fragen sind IMO nicht gut gewählt, da teilweise kein Konflikt zu religiösem Wissen besteht. Außerdem haben diese Hypothesen in der Wissenschaft keineswegs eine allgemeine Gültigkeit. Für jede der obigen Thesen gibt es regalweise Gegenmeinungen. Mir ist daher nicht klar, worauf Du hinauswillst.
Wissenschaft besteht in der Anwendung einer Methode, die ein vorläufiges Wissen schafft. Ihm ist jederzeit zu misstrauen. Die Stärke der Wissenschaft liegt genau darin, dass sie diese Fehleranfälligkeit einräumt und sich ihrer bewusst ist. Deshalb gibt es kein heiliges Buch und keine Dogmen.
Ich verstehe daher nicht, warum Du den Wissenschaften vorhältst, sie würden sich im Besitz unumstößlichen Wissens sehen. Die Wissenschaftler, deren Namen uns heute spontan einfallen, haben jeder bereits bestehende Hypothesen eingerissen und durch andere ersetzt. Ihre Leistung bestand also gerade im Erneuern und nicht im Bewahren.
Grüße,
Arne
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Worauf ich hinauswollte: obwohl die "wahre Wissenschaft" sich durch die von Dir beschriebenen Merkmale auszeichnet, ist unsere Gesellschaft (und damit auch viele, sich selbst als rational sehende Menschen) geneigt, eigentlich nicht religiösen Themen religions-ähnliche Züge zu verleihen, indem diese zu unanafechtbaren Glaubensfragen bzw. Glaubensthesen gemacht werden. Es gibt natürlich jede Menge Einzelmeinungen von kritisch denkenden Wissenschaftlern, aber eine große Mehrheit leugnet jegliche Möglichkeit, daß diese Alternativen stimmen könnten; ja die Gegenmeinungen werden oft sogar mit nicht rationalen Vorwürfen diskreditiert statt mit Argumenten entkräftet.
Für mich stehen die zitierten Beispiele alle für ein Bedürfnis der Menschen, sich "Glaubenssätze" zu formulieren und an diesen festzuhalten, da dies das Leben einfacher macht, als sich selber pro- und kontra Meinungen zu bilden, abzuwägen und zu entscheiden. Es ist nun mal bequemer, zu einer Mehrheit gleichen Glaubens zu gehören, als zu den Zweiflern. Früher war dies meist eine Religionsgemeinschaft im klassischen Sinne - heute entstehen als Ersatz viele kleinere "Religionen", zwar ohne Jenseitsbezug, aber mit dem gleichen dogmatischen Wahrheitsanspruch ohne kontinuierliche Prüfung des Wahrheitsgehalts oder von Alternativen.