Zitat:
Zitat von Jörn
Warum werden Pfarrer/Bischöfe in Talkshows eingeladen? Warum sitzen sie in Aufsichtsgremien der Öffentlich-Rechtlichen?
Weil sie sich auf eine große Gefolgschaft berufen können, die sie angeblich vertreten. Die Zählung der Gefolgschaft beruht auf den Mitgliedszahlen der Kirchen.
Jedoch ist nur ein sehr geringer (und sehr verquaster) Teil der Kirchenmitglieder wirklich einverstanden mit dem, was diese Vertreter glauben und sagen. Als Beispiel nenne ich die Gleichberechtigung von Mann und Frau, oder die neurotische Sexualmoral.
Obwohl also die "gemäßigten" Gläubigen nicht die Haltung der Kirche in diesen Punkten befürwortet, sorgt sie trotzdem dafür, dass die strikteren Herrschaften jenes Gewicht bekommen, welches sie für ihren erheblichen Einfluss benötigen.
Das geschieht automatisch, ohne das jemand seine Stimme erhoben hätte.
Ich finde, das kann man trotzdem kritisieren.
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Pfarrer und Bischöfe werden als Teil des gesellschaftlichen Spektrums in Talkshows eingeladen. Das halte ich für normal und legitim, wie jede andere Gruppe eben auch in Talkshows kommt. ich sehe da keine ungewöhnliche Häufung. Es wird der Bedeutung dieser Subsysteme weitgehend gerecht.
Warum die Religionsvertreter (immer noch) in den öffentlich-rechtlichen Fernsehgremien sitzen, finde ich ebenso fragwürdig, wie ich insgesamt den gesamten Proporz dort nicht nachvollziehen kann.
Bei den katholischen und evangelischen Religionen reden wir insgesamt über eine gesellschaftlich recht relevante Gruppe, sie repräsentiert immerhin die Mehrheit der Bevölkerung hier.
Anders als Du, denke ich, dass "die Gläubigen" sich sehr stark differenzieren (ich hatte mal auf eine Auflistung der zig verschiedenen katholischen Glaubensdifferenzierungen verlinkt) , aber insgesamt einen recht pragmatischen Umgang (z.B. Verhütung bei katholisch Gläubigen) mit apodiktischen Normen der entsprechenden Institutionen pflegen. Das mag in anderen Ländern durchaus anders sein. Bei uns nehme ich eine ziemliche Gelassenheit (nicht: Gleichgültigkeit) und auch einen weitgehend moralisch vertretbaren Umgang mit den durchaus diskutablen Themen der Institutionen und des Glaubens wahr.
Solch energetisch stark aufgeladenen Kritiker wie Dich und Klugschnacker habe ich allerdings noch recht selten mitbekommen.