zappa, zu Deinem
Posting, in dem Du den ach-so-herrlichen Religionsunterricht irgendeiner Frau schilderst:
Das ist ein gutes Beispiel dafür, was ich für schädlich und schändlich halte.
In Deinem Posting berichtest Du von einer Frau, die ach-so-modern mit den Kindern allerlei Zirkus veranstaltet, der zum Kern hat, dass die Kinder von verschiedenen Quellen etwas über Religion erfahren -- quasi in der Rolle des Reporters.
Das ist lupenreine Scharlatanerie. Die Kinder werden vorsätzlich getäuscht und es werden Methoden der Manipulation verwendet. Ich kann das gerne erläutern:
Den Kindern wird suggeriert, sie würden auf unterschiedliche Meinungen von unabhängigen Dritten stoßen. Sie haben den Eindruck, ein faires Spektrum an Meinungen zu bekommen.
Tatsächlich wurde die Aktion jedoch so eingefädelt, dass nur ganz bestimmte Meinungen zur Verfügung standen. Nämlich solche, die exakt der Meinung der Religionslehrerin entsprachen. Es waren Mitglieder der Kirchengemeinde, also eine fromme Oma und ein frommer Opa, und die haben den Kindern einen Haufen Unsinn erzählt.
Hätten sie stattdessen in der Fußgängerzone oder an der Tankstelle irgendwelche zufälligen Passanten gefragt, ob diese an Engel und den Teufel glauben, hätten 90% der Leute die Frage verneint und womöglich gelacht.
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Es gibt ein paar simple Gesetze der Manipulation, die man beispielsweise in der Werbung anwendet. Aber sie gelten auch im sozialen Leben. Es geht um
- quantitative Verstärkung
- qualitative Multiplikation.
Beide werden zusammen angewendet, beispielsweise für Werbekampagnen (oder bei den Nazis). So funktioniert es:
Die
quantitative Verstärkung macht sich den psychologischen Effekt zunutze, dass eine Botschaft umso glaubwürdiger wird, je öfter sie wiederholt wird. Natürlich ist es nicht ratsam, wenn die gleiche Person immer den gleichen Satz wiederholt. Es ist viel effektiver, wenn die Kernbotschaft (etwa: es gibt Gott) immer neu verpackt und von anderen Leuten oder bei anderen Umständen wiederholt wird. Genau das geschieht im ach-so-modernen Reporter-Unterricht, wo ausgesuchte Personen die immer gleiche Botschaft neu verpacken.
Die
qualitative Multiplikation baut darauf auf und schießt den Ball ins Tor. Sie
verstärkt die Glaubwürdigkeit nicht nur, sondern sie
multipliziert sie. Hierbei geht es nicht um die Wiederholung (wie oben), sondern darum, dass völlig
verschiedene Menschen die gleiche Botschaft aussenden -- verschieden in ihrer Funktion. Wenn beispielsweise der Nachbar sagt, die Russen wären in Berlin einmarschiert, dann macht auch eine Wiederholung diese Behauptung nicht glaubwürdiger, aber man wird unsicher. Man will mehr erfahren. Wenn man nun die gleiche Botschaft auch vom Arzt (Vertrauensperson) hört und in der Zeitung (Autorität) liest, dann ist man schnell überzeugt. Warum sollten mehrere unabhängige Leute lügen?
Im Beispiel des Religionsunterrichts fungieren die Erwachsenen als
Autorität, außerdem sind es
mehrere unabhängige Quellen. Weil sie erwachsen sind und aussehen wie Oma und Opa, erzeugt es zusätzliches
Vertrauen.
Wir haben also Wiederholung, Autorität, Vertrauen -- alles innerhalb einer genau kontrollierten Umgebung ohne Kritik oder Gegenrede. Den Kindern wird es so verkauft, als handele es sich um unabhängige Personen und Meinungen. In Wahrheit wurde vorab
sorgfältig arrangiert, was gesagt wird, und von wem. Das ist Manipulation pur. Es ist plumper Betrug.
Ich frage mich, was das für fürchterliche Leute sind, die es nötig haben, ein paar kleine Kinder auf eine falsche Fährte zu locken. Ist das ein würdiges Benehmen für einen Erwachsenen? Ich kann da nur den Kopf schütteln.
Religiöse Menschen (die ein Recht auf ihre Religion haben, was ich keineswegs bestreite), sind nicht in der Lage (oder nicht Willens), die Fragwürdigkeit ihrer Handlungen einzusehen.