gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
4 Radtage Südbaden
4 Radtage
Südbaden
4 Radtage Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
30.04..-03.05.2026
EUR 199,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Annas TT-Projekt
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.09.2016, 07:39   #1070
ThomasG
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.01.2012
Beiträge: 4.769
Zitat:
Zitat von ~anna~ Beitrag anzeigen
Hallo ihr Lieben! Ich hab leider jetzt nicht allzu weit zurückgeblättert, bin voll im PhD Stress. Ich plaudere mal so aus dem Nähkästchen, man sieht ja von außen anhand der Resultate im Wesentlichen nur, was auf der Ziellinie passiert, alles andere - wer für wen arbeitet, Defekte, Stürze etc. - sieht man nicht.

[Das Zurückblättern hat jedenfalls schon gereicht, um mir die Stimmung "ein wenig" zu verderben. Ja ihr könnt sicher sein, dass zumindest eine saubere am Podest steht, die nur mit Roten Rüben, schwarzem Knoblauch und Koffein-Tabletten "dopt".]

Die ersten beiden Etappen waren "solala". Bei der ersten (flaches Kriterium) habe ich 2h lang um mein Leben gefürchtet, die schlechte Positionierung ganz hinten im Feld war auch für die Beine suboptimal, weil man ständig ansprinten muss, aber ich habe mich einfach nicht vorgetraut, ich wollte nur irgendwie heil zur Ziellinie. Hat zum Glück geklappt.
Am zweiten Tag waren endlich ein paar Anstiege da, aber das Tempo war eher gemäßigt, sodass es wieder ein ziemlich großes Pulk war. Kurz vor mir ein Crash, in den Carlee Taylor verwickelt war, hat schlimm ausgeschaut, ich konnte nicht bremsen und bin über einen Kopf oder so gefahren, hinten hörte ich sie schreien oder weinen. Sie fuhren aber glaube ich alle weiter. Wir kamen in einer mittelgroßen Gruppe an. Das Positive des Tages: meine Beine waren genial. Nicht dass viel passiert wäre (alle hatten Schiss vor Tag 3), aber ich fühlte mich einfach großartig, alle Anstiege gefühlt "comfortably hard" und da sind schon ordentlich Leute abgefallen...

Dritter Tag - DER Tag. Ich habe mal wieder im Peloton die Fassung verloren. So nah zusammen, so nervös, viele Beinahe-Crashs. Und wir waren so ätzend langsam unterwegs, weil sich niemand vor Mt Ventoux kaputt fahren wollte. Nach 20(?)km hatte ich genug. Wenn ihr glaubt, ich hatte keine Ahnung, was ich tat, als ich attackierte, habt ihr völlig Recht . Dann war ich also weg und niemand hat sich drum geschert. Vorne waren 4 oder 5 Mädels, die habe ich nach einem Anstieg im "comfortable hard" Tempo eingeholt. Wir sind dann so gemeinsam dahingetuckert. Es war recht klar, dass die anderen in der Gruppe nicht allzu stark waren und ich hatte eher Angst vor dem Peloton und Leuten wie Edwige und Flavia. Am Mont Ventoux habe ich dann getan, was zu tun war, möglichst gleichmäßiges ITT zur Spitze. Ja und dass es geklappt hat, wisst ihr wohl alle . Es war wunderbar hart und schön.

Leider merkte ich am Tag darauf, dass ich meine Beinchen irgendwie am Mt Ventoux liegen lassen hatte... Zusammen mit schlechter Positionierung an einem Anstieg auf schmaler Straße zu Beginn führte das dazu, dass ich die Ausreißgruppe des Tages "verpasste". Bis ich vorne war, um zu ziehen, waren sie schon recht weit weg und ich bin dann im Wind gestorben. Also dann in der Gruppe hinterher und hoffen, dass sie eingehen. "Sie" waren die Favoritinnen - Flavia, Edwige, Mavi,... Leider holten wir sie nicht ein. Es war ein extrem harter Tag für mich. Der Vortag war hart, aber die Beine funktionierten, sodass es irgendwie schön war. Dieser Tag war eher unschön. Trotzdem, 5. am Ende (Gipfelankunft) und zumindest noch 2. GC.

Vierter Tag, TT + Nachmittagsetappe. Die Beine haben sich wieder besser angefühlt, keine Ahnung warum mein TT so mies war. War recht enttäuscht mit Platz 13. Die Straße war schmal und schlechter Asphalt, Schotter, Kurven, sehr windig, ich hatte das TT 2 Monate lang nicht angerührt und fuhr wohl zu ängstlich, hatte das Gefühl, mich nicht ganz zu verausgaben, irgendwie war ich abgelenkt. Die Schaltung funktionierte auch nicht 100% so wie ich wollte. Naja, was auch immer, ich verlor 30s auf Edwige. Am Nachmittag waren meine Beine weiterhin gut, ich konnte Edwige am letzten Anstieg sogar attackieren nur kurz vor dem Ende touchierte ich blöderweise das Hinterrad der Fahrerin vor mir, als sie aus dem Sattel ging und ich stürzte. Bis ich aufstand und die Kette gerichtet hatte, war die Gruppe längst weg, ich fuhr alleine weiter und in der Abfahrt holte mich die Gruppe dahinter ein, zum Glück fuhren sie recht schnell, sodass ich gerade noch den 2. Platz GC halten konnte. (Was ich während des Rennens nicht wusste, ich dachte, es wäre "alles verloren".)

Letzter Tag. Brutal. Einfach brutal. Beine "solala". Drei mittellange Anstiege. Mein Job, Edwige möglichst dicht zu folgen und etwaige Attacken ihrerseits kontern. Das mit dem "dicht folgen" ist leichter gesagt als getan, meine Positionierung wurde zwar von Tag zu Tag besser, aber ich fahre immer noch zu vorsichtig. Der erste Anstieg wurde recht hart gefahren, sodass das Peloton gleich mal kleiner wurde - zum Glück. Edwige attackierte in der Abfahrt und kam mit Flavia ein bisschen weg, weil ein paar unfähige Abfahrerinnen zwischen ihnen und mir waren - aber wir holten sie am nächsten Anstieg recht rasch ein und dann ging es gemütlich bis zur Spitze weiter. Der letzte Anstieg war einfach brutal. Attacken von Anfang bis zum Ende, es war so schmerzhaft... auf das Hinterrad der Fahrerin vor mir starren und auf die verdammte GPM Linie warten... die perfekte Art, sich in die off-season zu schießen - da vergeht einem eh für ne Weile die Lust, das Rad wieder anzufassen. Wir kamen in einer kleinen Gruppe oben an. Nicht einmal Flavia konnte sich absetzen und Edwige versuchte gar nicht mehr, zu attackieren. Ich auch nicht . Auf den 30km zur Ziellinie holte uns eine größere Gruppe ein; nach einem chaotischen Finale kam ich zeitgleich mit Edwige an.

Jetzt habe ich ein paar UCI-Punkte .
Ehrlich gesagt so schön es auch bestimmt ist ein solches Etappenrennen erfolgreich gemeistert zu haben - ja sogar eine Bergetappe inklusive Bergankunft und dem berühmten Schlussanstieg gewonnen zu haben, die von Dir geschilderten Ängste während der Etappen möchte ich nicht durchleben.
Und Du hast ja denke ich relativ viel Rennerfahrung, bist insbesondere auch schon einige Kriterien gefahren.
Da dürfte es ja auch oft eng und hektisch zugehen.
Sobald Du Dich dazu entschieden hast eine Weile Dein Glück professionell oder halbprofessionell im Radsport zu versuchen, dürftest Du recht oft in solche und ähnliche Situationen kommen.
Man gewöhnt sich daran Risiken einzugehen, sonst könnte man vermutlich bei Rennen nicht erfolgreich sein.
Mit der Gewöhnung kann es auch gut sein, dass die Risikobereitschaft in manchen Situationen so hoch ist bzw. wird, dass da einfach nichts schiefgehen darf, sonst sind die Folgen ganz schlimm bzw. können es zumindest sein.
Fährt man in erster Linie für sich selbst und bindet sich nicht in ein professionelles Umfeld, dann dürfte man viel weniger Druck haben, so dass man an bestimmten Rennen einfach nicht teilnimmt, wenn man den Eindruck haben sollte, die sind besonders gefährlich.
Ich könnte vermutlich eh nie erfolgreich an irgendwelchen Rennen teilnehmen, wo es eng und riskant zugeht.
Dafür habe ich in meinem Leben viel zu oft alleine trainiert und mir Dinge angewöhnt, die in Gruppen gefährlich sind.
(Beispielsweise trete ich oft weiter, wenn ich bremse.
Das habe ich mir angewöhnt, weil für mich sonst das Training sozusagen unterbrochen ist.
Rollt man nur ist die Belastung ja fast Null.
Egal das machen die meisten anderen ja nicht.)
Trotzdem würde bei mir oben genannte Dinge eine Rolle in meinen Überlegungen spielen, wenn ich darum nachdenken würde, ob ich eine Weile unter professionellen oder halbprofessionellen Bedingungen es im Radsport versuchen soll.

Geändert von ThomasG (08.09.2016 um 07:44 Uhr).
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten