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Morgens um 6:30 Uhr, wenn eigentlich jeder normale Mensch noch schläft oder noch eine rettende halbe Stunde Zeit hat, bis sich der laute Wecker meldet, fahre ich mit meiner Stadtschlampe seit neuestem zur Arbeit. Mein Weg führt mich vom Bahnhof bis zum Büro. Immerhin sind das 4 km, die so früh am Morgen sehr sehr weh tun. Jeden Morgen nehme ich mir deshalb vor, ganz entspannt zu fahren. Gleich am Anfang geht es ganz leicht bergan. Autsch auf nüchternem Magen.
Kurze Zeit später radle ich also am Neckar entlang, genieße die Morgenluft. Jeden Morgen fällt mir auf, dass das eigentliche Race, der Wettkampf, das Saisonhauptziel für viele der Weg zur Arbeit zu sein scheint. Mit einer unglaublichen verbissenen Miene kommen mir Radfahrer entgegen, die um jeden Zentimeter kämpfen, sich an den Vordermann heran pirschen, einige Zeit im Windschatten verweilen, um dann triumphierend mit möglichst großem Geschwindigkeitsüberschuss vorbeizuziehen. Die tollsten Grimassen kann man bewundern, wie man sie sonst nur kurz vor der Ziellinie im Wettkampf erlebt.
Dieses Schauspiel bietet sich mir nun jeden Morgen. Ich erwische mich selbst gelegentlich dabei, wie ich Mitleid mit den Menschen empfinde, denen es offenbar so schwer fällt, den permanenten Leistungsgedanken nur für wenige Minuten loszulassen. Andererseits amüsiert es mich auch. Den Radfahrern auf ihren Trekkingbikes, Mountainbikes, Singlespeeds und vermehrt motorisierten Bikes scheint es aber große Freude zu bereiten. Also... warum nicht :-) Dann macht mal! Der Weg zur Arbeit ist Euer Wettkampf! Das ist wohl die tägliche Dosis Adrenalin :-) morgens um 6:30 Uhr am Neckar...
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Geändert von Vicky (04.08.2016 um 22:38 Uhr).
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