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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Hoffnung für Panikschwimmer!
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Alt 07.08.2008, 17:26   #37
Ravistellus
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Registriert seit: 03.05.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 1.351
Mein erstes Mal ...

.. im Fühlinger See. Ich hatte ja schon gedacht, ich schaffe es in den knapp drei Wochen im Rheinland tatsächlich nicht, den Fühlinger See mal anzutesten. Gestern habe ich aber dann doch Frau und Kinder allein gelassen und bin von Refrath eine Stunde mit dem Rad quer durch die Stadt hingeradelt.

Als Panikschwimmer habe ich den See vorher natürlich schon mal gründlich begutachtet und mit dem Rad umrundet. Und ich muss sagen: Sehr schönes Wasser ... wenn man nicht drin kraulen muss Naja, oder sagen wir so: Auch zum Kraulen schön, wenn man sich mal dran gewöhnt hat. Denn bis jetzt dachte ich immer, ich habe Schwierigkeiten mit dem See-Schwimmen, weil man nichts sieht. Von wegen! Wenn man was sieht, ist es noch viel schlimmer! Und je nach Stelle kann man im Fühlinger-See zwei bis drei Meter tief gucken! Da sieht man jedes schleimige Würmchen, dass da unten rumkreucht. Und die Wasserpflanzen! Wie durch ein Vergrößerungsglas, als würden sie von unten aus den Tiefen ihre schmierigen Fangarme nach dir ausstrecken. Das ist nämlich die Situation hier!

Ok, war jetzt vielleicht etwas blumig geschildert, aber mein Gefühl entsprach ungefähr dem oben geschilderten. Natürlich bin ich trotzdem rein ins Wasser. Erst mal am Ufer, wo kein Gewächs ist, bisschen locker hin und her gekrault, mir bisschen die Fischchen angesehen, die da ganz zutraulich hin und her schwimmen. Und ab und zu mal einen Blick in Richtung Unter-Wasser-Wald riskiert. Und so ein paar überschaubare Algenbänke waren da auch. Iiiiieeeeh! Die sehen unter Wasser ja noch ekliger aus als von oben.
Nach 20 Minuten habe ich mir dann doch mal ein Herz gefasst und bin Richtung Regattabahn geschwommen. Wer den Fühlinger See nicht kennt: Das sind diverse miteinander verbundene kleinere Seen und eine 2 km lange Regattastrecke. Ich bin vom Ufer ca. 250m bis zum Start geschwommen. Schön locker. Trotz allem Die Pflanzenbank war auch schnell überwunden, das waren eigentlich nur ein paar Meter und ich war drüber und man hat nichts mehr gesehen. Gott sei Dank. Aber dann: Da schimmert was langes Gelbes in ca. 2 m Tiefe! Kreisch! Panik! ... Ruhig atmen ... habe ja schon davon gelesen, dass im Fühli solche Leinen zur Orientierung gespannt sind. Gar nicht schlimm, ruuuuhig. Aber dann hängen da auf einmal auch noch Bälle an der Leine dran. Eklige bealgte rote Bälle. Wie soll ich das denn eine ganze Stunde lang ertragen??? Ok, die Bälle nähern sich der Wasseroberfläche und am Start der Regattabahn sind sie dann an der Wasseroberfläche. Die markieren dann die Bahnen. Alles sehr praktisch und schön und mir ist trotzdem komisch. Neben mir die ganze Zeit die Leine im Wasser, mit irgendwelchem Grünzeug behangen. Und dann auch noch alle fünfhundert Meter eine Querleine! Bloß schnell drüber! Ab und zu kämpft sich auch mal eine Pflanzenspitze bis in mein Sichtfeld nach oben: Bloß schnell weggucken. Wie gerne hätte ich jetzt einen von den Tough Guys an meiner Seite. Aber ich komme ja immer zu spät, zu früh oder gar nicht. Muss ich halt jetzt alleine durch.

Soweit also mein aufgewühltes Inneres. Klingt jetzt vielleicht etwas sehr ausgeschmückt, aber ehrlich: Es ist nicht weit entfernt von dem, was in mir so vorging.

Nun aber zu den erfreulichen Seiten meines ersten Ausflugs in den Fühli: Schon die ersten 1250m bis zur Wende bin ich eigentlich ganz locker durchgeschwommen. Drei oder vier Mal habe ich kurz angehalten um mich umzusehen, aber das war tatsächlich zur Orientierung und nicht, weil ich das Gefühl hatte, es mit dem Kopf im Wasser nicht mehr auszuhalten. Und zurück bin ich dann zum ersten Mal (!!!) 1000m im See gekrault. Ohne Unterbrechung. Insgesamt waren es sogar 2500m in einer Stunde. Und es ging locker und ohne Panikattacken - wenn man von den oben geschilderten inneren Kämpfen mal absieht. Ich kam mir eigentlich recht flott vor, ruhige Atemfrequenz ohne jede Hektik, vom Gefühl eigentlich sehr angenehm - nur das mit dem flott war dann doch nichts, wie mir ein Blick auf die Uhr nachher zeigte: 24 Min. für 1000m. Das ist natürlich grottig, selbst für meine Verhältnisse. Schließlich konnte ich völlig ungestört schwimmen! Aber über Zeiten wollte ich mir ja keine Gedanken machen. Das wird im Winter angegangen.

Ich bin also immer noch ein ziemlicher Hosenscheißer, was das Seeschwimmen angeht, aber es zeigt sich nicht mehr in körperlichen Symptomen. Innerlich ist zwar die Hölle los, aber ich schwimme durch und fühle mich rein körperlich ganz wohl dabei. Ich habe kein Problem mehr damit, mein Gesicht längere Zeit ins Wasser zu halten. Nur das, was im Wasser ist, macht mir noch ein paar Schwierigkeiten.

Ich sehe also zuversichtlich dem Kallinchen-Triathlon und meiner ersten OD im Motzener See entgegen. Und nächste Woche steht auch schon die nächste Herausforderung an: Ich bin eine Woche in Brandenburg und da ist ein See in der Nähe, der mich auch immer ganz nervös macht. Aber wenn ich schon eine Woche da sein muss und es sonst keine Möglichkeit zum Schwimmen gibt, will ich da so oft wie möglich rein und ihn möglichst ganz durchschwimmen.

Bis dahin schöne Grüße

Ravistellus
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Per aspera ad astra! (Auf mühsamen Wegen zu den Sternen)
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