Zitat:
Zitat von LidlRacer
...Dass Nandrolon ein "sinnvolles" Dopingmittel ist, ist nach gefühlt hunderten Nandrolon-Fällen keine sonderlich neue Erkenntnis....
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Genau das war aber doch damals bekanntermaßen das Kernargument der Verteidigungslinie von Baumann:
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Weil Nandrolon für einen Ausdauerathleten wie ihn keinen Sinn machen würde, noch dazu im Aufbautraining für die neue Saison und
weil die nachgewiesene Konzentration viel zu gering sei, um relevante biologische Wirkungen zu entfalten, sei bewusstes Doping unwahrscheinlich bis abwegig und die Anschlag-Hypothese daher weitaus plausibler."
Natürlich hat sich an den bekannten Fakten nichts verändert und wird sich nach 15 Jahren auch nichts mehr ändern, aber im Sportrecht bei der Frage Doping ja oder nein geht es ja nicht darum, wie im Strafrecht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit und unter dem Strafrechtsgrundsatz "in dubio pro reo" ein Urteil zu finden, sondern es geht nur um den
Anscheinsbeweis:
Wenn insgesamt deutlich mehr für die Schuld des Sportlers spricht als für dessen Unschuld kommt es zu einer Sperre.
Wenn also nun alte Unschulds-Argumente die von damaligen Funktionären ebenfalls unterstützt wurden wegfallen bzw. im Licht aktuellerer Erkenntnisse neu und anders bewertet werden, bekommen die längst bekannten Schuld-Argumente automatisch auch ohne neue Fakten eine höhere Gewichtung.
(Gerade die Micro-Doping-Geschichte, dass manche Leistungssportler sich
mit verschiedenen Substanzen, die z.t. biologisch im Körper synergistisch wirken, knapp an die Nachweisgrenze herandopen, war um die Jahrtausendwende keineswegs so bekannt unter Dopingbekämpfern, möglicherweise bis wahrscheinlich aber längst Allgemeinwissen unter gut informierten Dopern.)