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Alt 17.10.2015, 13:09   #3256
bellamartha
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Registriert seit: 30.05.2010
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Moin!

Gestern ist Mohab bei mir eingezogen. Er ist Syrer, seit einem Monat in Deutschland, hat erst mal ein Visum für ein Jahr. Er ist Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und macht in der Klinik meiner Freundin ein Praktikum. Er spricht ziemlich gut Deutsch, was er in einem Kurs in Syrien gelernt hat. Hier wird er auch noch einen Sprachkurs machen. Er finanziert seinen Aufenthalt aus Ersparnissen. Er ist 36 Jahre alt. Seine Familie lebt in Syrien. Ein Bruder, der Maschinenbau studiert kommt wohl nächsten Monat und wird in Berlin oder in Clausthal weiter studieren. Ein anderer Bruder ist Anästhesist und möchte auch nach Deutschland kommen, wenn er Arbeit findet. Eine Schwester ist Anwältin und will in Syrien bleiben.
Er stammt aus dem Süden von Syrien, ca. 100 km von Damaskus entfernt. Er sagt, dass es dort nicht so schlimm wie anderswo in Syrien ist, aber gefährlich sei es überall, der Krieg habe das ganze Land erfasst.

Mir geht es heute Morgen so lala. Ich denke nach wie vor, dass es richtig war, ihm Obdach anzubieten, aber es ist doch ungewohnt, nach Jahren mal wieder in einer WG zu wohnen, noch dazu mit jemandem, der aus einer anderen Welt hierher gebeamt wurde.
Mohab ist sehr freundlich, ziemlich unsicher, aber auch mutig. Gerade habe ich ihm angeboten, mit ihm zum Bahnhof zu fahren, um das Monatsticket zu kaufen, dass er für die Fahrt zur Klinik ab Montag braucht, aber er meinte, das mache er am Montag auf dem Weg selbst.

Moab freut sich, jetzt mit Deutschen zusammenzuleben, weil er extrem ehrgeizig ist, was das Lernen der Sprache angeht. Für ihn sei am wichtigsten, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, damit er eine feste Anstellung findet. Meine Freundin hat mir allerdings schon gesagt, dass sie ihn voraussichtlich einstellen wollen, wenn er gut ist. Gut scheint er zu sein, hat auch schon Veröffentlichungen in amerikanischen Psychiatriezeitschriften gehabt.

Wie lange er bleibt, weiß ich nicht. Er auch nicht. Er muss halt von seinem Ersparten leben, da ist es natürlich gut, dass er hier umsonst wohnen kann. Deutschland ist ja auch so teuer genug. Er braucht 100 € im Monat für das Ticket, muss den Sprachkurs zahlen. Er hat auch angeboten, Miete zu zahlen. Er will keine Almosen, aber ich habe ihm gesagt, dass ich keine Miete will, sondern er sich lieber an den Kosten für Heizung und Lebensmitteln beteiligen soll. (Ihm ist hier sehr kalt, obwohl er aus den Bergen in Syrien kommt, komisch. Dabei habe ich extra für ihn die Heizung angemacht, obwohl ich sonst aus Prinzip erst im Dezember heize, egal wie kalt es ist und hier immer in tausend Schichten Klamotten herum laufen. :-))

Naja. Ich bin sehr gespannt, wie unser Zusammenleben so wird, wann er auftaut, wie schnell er die Sprache lernt (Aber man kann sich jetzt schon auf Deutsch mit ihm unterhalten, muss nur manchmal ins Englische wechseln, dann fällt es ihm leichter) und wie lange er bleiben wird.

Drückt mir bitte die Daumen, dass ich meine Entscheidung nicht bald bereue!

So, jetzt bereite ich noch was zu essen vor (ich freue mich schon, wenn Mohab das erste Mal syrisch kocht, das kann er nämlich) und muss dann ins Altenheim.

Viele Grüße
J.
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