Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Finde ich sehr gut, dass Menschen aus dem Polizeidienst ihre Erfahrungen hier einbringen. Danke dafür!
Wie sähe eine Statistik zur Kriminalität in Deutschland ungefähr aus, wenn man nicht die Anzahl der Delikte, sondern die Schwere der Delikte betrachtet?
Sofern man nur die Anzahl der Delikte auswertet, wirft man kiffende Kleinkriminelle und Zigarettenverkäufer in den gleichen Topf wie Wirtschaftskriminelle, die den Staat oder andere Personen um zwei- oder dreistellige Millionenbeträge prellen.
Grüße,
Arne
|
Ich finde es allgemein schwierig Kriminalität statistisch sinnvoll auszuwerten, da es ja nun teilweise bei bestimmten Delikten nur von der Pfiffigkeit des Verteidigers und der Gutgläubigkeit des Richters abhängt, ob jemand zB wegen Versuchtem Totschlag oder nur qualifiziertem Widerstand verurteilt wird. In meinem Fall war eine nach mir geworfene Axt, die ca 30cm neben meinem Kopf in die Wand einschlug. Den Richterspruch habe ich fassungslos ausgenommen und bin froh, dass der Richter nicht gehört hat, was ich vor mich hingebrummelt habe.
Zu dem ist es doch auch schwierig, Kriminalität nach "Schwere" zu klassifizieren. Da "Schwere" doch sehr subjektiv ist. Wirtschaftskriminalität wird in der Regel als nicht so schwer empfunden, obwohl dazu unglaublich hohe kriminelle Energie und KnowHow von Nöten ist und ein unglaublich hoher Schaden für die Allgemeinheit eintritt. Hingegen reicht zB der Besitz von Kinderpornografie aus, um ein "Hängt ihn höher" zu erreichen.
Dazu gibts dann ja noch die Sache, dass bestimmte Delikte zB Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, vom in die Luft gejagten Häuserblock bis zum Böller nicht an Sylvester gezündet alles sein kann.
Entsprechend kann ich die Statistik natürlich auch durch gelenkte Kontrollen oder bestimmte Schwerpunkte verfälschen. Nehmen wir zB mal den Fahrraddiebstahl. Ein Deliktsfeld mit einer Aufklärungsquote nahe 0%. Nehmen wir jetzt mal unendlich Personal und setzen es mit einem entsprechenden Präventions- und Ermittlungskonzept daran dies zu verändern. Folge 1: Aufklärungsquote steigt, Folge 2: Anzeigebereitschaft steigt und damit werden mehr Fälle bekannt. Folge 3: Täter werden vorsichtiger und gehen lieber woanders klauen. Folge 4: Anzahl an Diebstählen nimmt ab. Dies kann man je nach Erfassung statistisch in die eine oder andere Richtung interpretieren.