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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Storebaeltsbroen! Aarhus-Kopenhagen, 12.09.2015
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Alt 14.09.2015, 13:39   #310
jannjazz
Szenekenner
 
Benutzerbild von jannjazz
 
Registriert seit: 10.08.2011
Ort: Metropolregion Hamburg, auf dem Dorf
Beiträge: 6.206
Ich bin jetzt so kaputt, dass ich aufgeben könnte, dunkel, kühl, antriebsschwach, keine Lust mehr. Ich setze mich irgendwo hin, Jens bringt mir irgendwas. Ich ärgere mich über meine Ausrüstung: um Gewicht zu sparen habe ich sogar die Beinlinge im Rucksack gelassen, die wären jetzt Gold wert. Aber dann ein Geistesblitz: ich kann gar nicht aufgeben, ehe es ein Auto usw. gäbe wäre ich längst im Ziel. Außerdem kommen wir so langsam nach Suburbia, soll heißen Strassenlaternen und dann auch bald nur noch Radwege. Noch einmal fülle ich auf und sage Jens, dass es weitergehen kann. Kaum, dass wir los sind ändert sich meine komplette Wahrnehmung, denn das Rennen ist zu Ende, ab jetzt gibt es nur noch eine Stunde Tour d` honneur auf den großartigen Radwegen Kopenhagens. Astrein: jede Kreuzung von Helfern abgesichert, meistens werden wir, auch bei rot, einfach durchgewunken. Und trotzdem muss sich doch noch ein Teilnehmer, praktisch unmittelbar neben mir, ohne Not um Kopf und Kragen fahren! Bei einem sinnlosen Überholmanöver kommt er ins Kiesbett und schrotet alles. Ich kann nicht helfen, bis ich realisiere, was los ist, bin ich 50 m weiter und weitere 50 Teilnehmer haben ihn passiert. Helfer sind aber in unmittelbarer Nähe. Im Krankenhaus kann er dann überlegen, wo seine überschüssige Kraft im Laufe dieses Tages besser eingesetzt gewesen wäre. Lerne was von der Tour de France: am letzten Tag trinken wir ein Glas Champagner im Peloton, der Krieg der letzten drei Wochen ist vorbei.



In diesem Moment beschließe ich, so eine Aktion, Ausdauersport dieser Dimension, nie wieder zu starten, alles wund, alles kaputt, 01:30 h, eine Aussage, von der ich schon heute nichts mehr wissen will. Was schert mich mein Geschwätz von gestern, wie Adenauer so treffend sagte. Kurz darauf erreichen wir das Ziel, neben einer Medaille gibt es auch eine Pilzsuppe, gäbest Du sie mir heute, ich äße sie nicht, Sonntag morgen war sie göttlich.

Spaß auch beim Check in im Hotel, nachts um 2 h: wo sonst der Portier die Eier schaukelt hat er heute eine richtige Schlange - und jeder hat auch noch ein Rad!

Am nächsten Morgen lerne ich etwas über die Lebensdauer von Assos-Radhosen: bei schlechter Pflege immer noch 10 Jahre. Meine ist jetzt hin, keine Minute mit ihr möchte ich missen. Noch 10 Jahre später ärgere ich mich, dass ich jahrelang soviel Geld in meinen Sport gesteckt habe, ohne dass ich überhaupt eine einzige wirklich gute Hose hatte, die wunderbare Kombination aus Geiz und keine Ahnung. Es war eine schöne Zeit mit Dir, danke für alles, jetzt ist sie um. Und genauso blöd war auch die Sache mit den Radflaschen: ich dachte, es gäbe in den Depots immer "Neu gegen alt", wie bei Ironman usw. und habe daher nur die hässlichsten und ältesten Buddln mitgenommen, Pustekuchen: sie wurden immer aufgefüllt und ich hatte den Müll die ganze Zeit an der Backe. Dabei brauche ich gar keine neuen Flaschen, meine Frau beschwert sich sowieso immer, dass hier Unmengen von allem Möglichen rumliegt.



(wird fortgesetzt)
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Geändert von jannjazz (14.09.2015 um 15:12 Uhr).
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