Mein ganz persönlicher Bericht: Vorgeplänkel
Von „Embrun“ wurde mir schon zu Beginn meiner Triathlonaktivitäten, vor nun über 17 Jahren begeistert erzählt. Da spiele die richtige Musik, hieß es. Windschattenfahren, Prügelei beim Schwimmen und überhaupt Stress beim Wettkampf würde es dort nicht geben, denn jeder ist auf ein eigenes Rennen an einem harten, langen Tag fokussiert.
Daher übte dieser Wettkampf für mich seit vielen Jahren eine besondere Faszination aus, insbesondere da ich -warum auch immer- auf dem Rad besser fahre, wenn es bergauf geht.
2003 sollte es dann zum ersten Mal so weit sein. Die Saison war fest auf Embun ausgerichtet, sofern man bei meinen Vorbereitung überhaupt von Planung und „Ausrichtung“ sprechen kann. Ein anstehender Job-Wechsel zum Oktober sollte ein paar Tage extra-Urlaub und somit Zeit für Training in der heißen Phase ermöglichen. Im Frühjahr ließ der alte Job immer mal wieder Zeit für längere Langlauf- und später auch Radeinheiten. Als Vorbereitung war unter anderem das 24h Rennen in Kehlheim mit vier weiteren Vereinskameraden geplant. Der Sommer 2003 war der erste so richtig heiße Sommer seit langem. Für das 24h Rennen hieß das, das die Klamotten nach jeder 30km Runde komplett durchgenässt waren. Nachts reichte die Pause leider nicht mehr aus, um die Klamotten wieder trocken zu kriegen, so daß man sich in der kalten Nacht mit nassem Trikot von der Befreiungshalle berab stürzte. Mir hat das in den zwei Wochen nach dem Rennen zunächst eine Bronchitis und dann eine verschleppte, schwere Lungenentzündung eingebracht. Damit war Embrun 2003 ad acta gelegt.
Durch den Job- und Wohnungswechsel, die Geburt von zwei tollen Söhnen, war dann erstmal Pause mit Langdistanztriathlon angesagt. Erst 2010 startete ich wieder auf der „Langen“, in meiner alten Studienstadt Regensburg, die ich 5 Jahre vorher gen Hamburg verlassen hatte. In Regensburg erzählten die alten Tristar Vereinskameraden wieder von Embrun und seit dem war Embrun dann wieder DAS Ziel, für meine sportliche Zukunft. Ich las alles was ich über diesen Wettkampf herausbekommen konnte. In einem Sommerurlaub in Frankreich machten wir sogar einen Abstecher in die Französischen Alpen und ich bin schon mal die Laufrunde abgelaufen.
Mit schulpflichtigen Kindern in Norddeutschland, einer berufstätigen Frau und einem nicht ganz so entspannten Job ist die Wettkampfplanung für einen 15 August nicht ganz so einfach. Aufgrund der Ferienlage sollte es daher eigentlich 2014 soweit sein, aber mein Vater wurde in dem Jahr just 80 und wollte unbedingt mit allen Enkeln und Söhnen diesen besonderen Tag in der Brauerei mit unserem Namen in Österreich verbringen. Eine feuchtfröhliche Familienfeier in einer kleinen Brauerei die auch noch unseren Namem trägt, passte nun so gar nicht in die Vorbereitung 4 Tage vor dem für mich wahrscheinlich schwersten Wettkampf bis dato. Embrun 2014 war also auch nicht möglich.
Der Hamburger Kultursenat meinte es aber gut mit meinen sportlichen Zielen und auch in 2015 sollten die Hamburger Schulferien bis in die letzte Augustwoche andauern. Daher wurde dann schnell ein Sommerurlaub in Südfrankreich mit kurzem Abstecher in die französischen Alpen vom 13-16. August geplant und von der Familie genehmigt.
Vorbereitungswettkämpfe waren im April ein Marathon in Rotterdam, an dem ich aufgrund beruflicher Verpflichtungen teilnehmen musste, ein Duathlon, eine Mitteldistanz sowie wieder ein 24h Radrennen. Dieses Mal aber nicht im Team sondern alleine. Dieser letzte Formtest sollte die notwendige Härte für die Pässe in den Alpen geben. Bergtraining in Hamburg ist bis auf den Waseberg ja quasi unmöglich. Statt dessen also extreme Ausdauer. Am Ende der 24h standen über 600km extra auf dem Tacho.
Am 13. August kamen wir in Embrun an und es gab erstmal einen kleinen Dämpfer. Seit dem 12 gab es eine massive Wetterveränderung und nun war Regen angesagt, der am 13. Und 14. noch relativ warm war, am Wettkampftag dann aber auch abkühlen sollte. Regen und Kälte ist ja nun so gar nicht mein Wetter und war auch irgendwie gar nicht in meiner Planung (ausser was die mitgenommenen Klamotten anging). Am 14. morgens war es noch trocken, so daß ich mir noch die kleine Runde der Radstrecke nach Süden oberhalb des Lac du Serre Poncon mit dem Rad angeguckt habe. Ja es war wirklich wie ich es so oft gelesen hatte, man steigt aufs Rad und es geht erstmal nur bergauf und das nicht unbedingt kurz. Die Steigung ließ sich flott fahren, dann ging mein Puls aber auch schnell gegen 175 was ich für den kommenden Tag nicht als so gute Taktik einschätzte. Eine gehörige Portion Demut für die Strecke war also angesagt.
Geändert von Harm (25.08.2015 um 16:19 Uhr).
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