Zitat:
Zitat von Klugschnacker
So wird es in Zukunft sein...
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Um es mal im übertragenden Sinne zu beantworten: Es gibt Berufe, da muss man Leute möglichst am Rande der Legalität "beraten" (oder gerne auch dahinter) um viel Geld zu verdienen. Ich kann mich jetzt entscheiden viel Geld zu verdienen oder vielleicht einen anderen Beruf zu wählen, weil mir das nicht taugt.
Es zwingt niemand jemanden Sport Profi zu werden.
In einem weiter oben verlinkten Artikel wird übrigens ausgeführt, dass lange nicht - wie gerne behauptet - alle voll sind, sondern dass da durchaus auch welche sauber unterwegs sind.
Viele haben romantische Gedanken bzgl. SportPro sein. Ich behaupte es gibt kaum brutalere Berufe. Wenn man ehrlich ist, weis man es vorher. Will aber keiner hören.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Speziell in den Strukturen, in denen Du aufgewachsen bist, kenne ich mich nicht aus, darum habe ich gefragt. Daneben gibt es noch vieles andere, das ich nicht weiß.
Was das T-Mobile/Telekom-Team, das Freiburger Doping etc. betrifft, habe ich durchaus ein paar Einblicke. Freiburg ist ein kleines Nest, man kennt sich.
Grüße,
Arne
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Und ich kann nur aus der Nachwendezeit berichten.
Vom Prinzip her wurde das Training von den Sportmediziniern am Stützpunkt bestimmt. Diagnostik folgte auf Diagnostik und vom Prinzip her war sogut wie jede Trainingseinheit festgelegt. Wenn man dann alle 6 Wochen da antreten muss, wird schnell sichtbar ob ein Trainingskonzept anschlägt oder nicht. So gesehen war man rel. regelmäßig dort. Zusätzlich haben die auch sportmedizinisch gearbeitet im Sinne von Behandlung bei Beschwerden. Da hat so ein Stützpunkt schon gute Möglichkeiten. Akkupunktur, Physio, Elektrotherapie und wenn es sein muss auch Sportpsychologen.
Natürlich gab es dadurch auch einen entsprechenden Druck. Die Kapazitäten dort waren nicht unendlich und so eine Betreuung hätten auch andere gerne in Anspruch genommen. Wenn also keine Leistung gekommen wäre, wäre man schneller weg gewesen als man hätte schauen können.
Unter kritischen Gesichtspunkten muss man anmerken, dass das System auf klassische Auslese getrimmt war. Wer durchkam war erfolgreich. Allerdings blieben halt auch genug auf der Strecke, so wie ich mit meinem Ermüdungsbruch.
Das Training war hart. Härter als sich die meisten vorstellen können. Es gab Programme (mein Trainer war im Winter immer in der Sonne zum "überwintern") wo "West"-Trainer mich während der Einheiten ansprachen ob ich die Auffassung vertreten würde, dass das gesund sei (40x500m in der Halle auf einer 200m Bahn für einen 18 Jährigen erschienen ihnen wohl zu hart). Nein, war es nicht. Aber es machte schnell. Wenn er da war traute sich das natürlich keiner.
Andererseits war es mitnichten ein verachtendes System. Da ist der Sportarzt (der zB auch die oben angesprochene Franzi betreute) am Sonntag auch mal bei nem Crossrennen im Winter erschienen. Laktattests unter WK Bedingungen. Und wenn es Probleme gab, konnte man eigentlich immer dort erscheinen.
Da ich ja rel. kurz nach der Wende dort war, gehe ich mal davon aus, dass diese Strukturen dort vorher auch schon vorhanden waren.
Insgesamt habe ich an meine Zeit damals mehr gute als schlechte Erinnerungen.
Da ich mit Doping nie selber in Kontakt kam kann ich diesbezüglich nichts beitragen. Ich habe nichts bekommen. Allerdings waren die Erfolge dieses Systems nicht nur auf das Doping zurückzuführen, sondern auch durch das harte und extrem ausgefeilte Training und die gesammte Betreuung der Sportler.
Ich kenne allerdings auch persönliche einige die vor der Maueröffnung an diesem Stützpunkt waren und die böse Nachwirkungen von dem Zeug hatten was sie bekommen haben.
Andererseits waren die auch nicht doof. O-Ton: "Wenn wir beim Duschen die Veränderungen/Unterschiede sahen bei anderen/zwischen uns, dann war allen klar, dass das kein Vitamin C war"
Diese ganze Diskussion um Ulle ist doch müßig?! Der hat eingeworfen dass die Schwarte kracht. Anfangs ggf noch unter Führung irgendwelcher Kaderleute, aber irgendwann auch mit eigenem Geld und Einsatz. Der ist nicht besser oder schlechter als jeder andere der da unterwegs war.
Ein mir ebenfalls bekannter aus der damaligen Zeit berichtete mir, dass es da unterschiedliche Typen gab. Einige die damit klarkamen und manche nicht so. Einige wurden geradezu abhängig von den Leistungssteigerungen und Fortschritten (und auch von einigen Substanzen) und brachen fast zusammen wenn es nicht weiterging oder gar rückwärts. Das dürfte ein Psychologe viel besser erklären können als ich. Aber ich kann mir das schon vorstellen. Ulle scheint insgesamt nicht so gut damit klargekommen sein. Da das aber Nebenwirkungen seines in weiten Teilen selber eingeworfenen Zeugs sind, trägt er die alleinige Verantwortung dafür und hat zumindest von meiner Seite kein Mitleid.